Dienstag, 23. April 2024

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Stichwahl in Frankreich
"Da hat sich viel angestaut"

Der Historiker und Publizist Nils Minkmar sieht Frankreich vor der Wahl als gespalten. Das liege unter anderem daran, dass sich die politischen Eliten seit Jahren nicht bewegt hätten. "Es ist so, als wenn in Deutschland sich noch der CDU-Andenpakt und Rudolf Scharping gegenüber stehen würden", sagte Minkmar im DLF.

Nils Minkmar im Gespräch mit Britta Fecke | 07.05.2017
    Publizist Nils Minkmar (13.11.2009).
    Publizist Nils Minkmar (imago / Hoffmann)
    Ein großer Teil der Franzosen habe sich verbittert vom System abgewandt, sagte er im Deutschlandfunk. Die Eliten seien Netzwerke, die unter sich operierten. Die Resultate dieses Zustands seien verheerend.
    Zudem habe die Politik auf den Terror falsch reagiert. Anstelle die kulturelle Hegemonie im Inneren zu stärken, habe es lediglich symbolische Maßnahmen wie etwa das Burkini-Verbot gegeben, sagte Minkmar im DLF. Unter anderem diese Politik habe Marine Le Pen den Weg geebnet. Auch unerfüllte Versprechen wie etwa die gescheiterte Senkung der Arbeitslosigkeit habe der rechtsextremen Politikerin geholfen.
    Ein weiterer Grund für den Frust vieler Bürger sei das politische Spitzenpersonal der letzten Jahre, so Minkmar. Sowohl Sarkozy als auch Hollande hätten die meisten ihrer Versprechen nicht eingehalten. Aber nicht nur das: "Beide haben auch als Männer enttäuscht", etwa durch ihre Frauengeschichten und Nepotismus.
    Das Gespräch können Sie in unserem Audio-Archiv sechs Monate lang nachhören.