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Stolpersteine auf dem Weg ins Ausland

Globalisierung, Europa, Bologna-Prozess - viele Studierende können es ja schon nicht mehr hören. Alles soll "internationaler" werden, alle sollen überall alles studieren können. In der Praxis hält aber vieles Studierende davon ab, ins Ausland zu gehen. Das jedenfalls ergibt eine neue Studie des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes. Die Untersuchung wurde nun auf einer Berliner Fachkonferenz vorgestellt.

Von Jens Rosbach | 10.05.2007
    Zentrales Ergebnis der Mobilitätsstudie: Knapp ein Viertel aller Studenten war bereits im Ausland - und zwar nicht um Urlaub zu machen, sondern im Rahmen eines Studiums. So Ulrich Heublein, der Autor der Studie. Heublein arbeitet beim Hochschul-Informationssystem in Hannover und hat die Untersuchung im Auftrag des DAAD durchgeführt.

    "23 Prozent der deutschen Studierenden haben Auslandserfahrungen, rund 40 Prozent wollen ins Ausland, planen das in unterschiedlicher Intensität und Entschlossenheit und 35 Prozent sagen: Nein, wir planen weder noch waren wir jemals. "

    23 Prozent der Studierenden waren tatsächlich im Ausland - vor allem in Westeuropa- dem DAAD ist diese Zahl zu niedrig. Und auch der Bundesregierung. Peter Greisler vom Bundesministerium für Bildung und Forschung erklärt, Ziel sei, dass 50 Prozent der Studierenden in irgendeiner Form Auslandserfahrungen sammeln. Zwar habe sich die Mobilitätsquote in den vergangen Jahren ständig erhöht, noch sei man aber nicht zufrieden.

    "Ja, sagen wir mal so: Es ist eben schon viel mehr als früher, aber es ist noch nicht ausreichend, wir wollen noch viel mehr. Wir wollen noch eine stärkere Mobilität. Ich glaube, dass es für unsere Studierenden wichtig ist, dass sie ins Ausland gehen, dass sie andere Kulturen kennen lernen und natürlich andere Sprachen - wir brauchen mehr Leute mit internationaler Kompetenz, die eben wissen, wie man sich im internationalen Rahmen bewegt. "
    Was sind die Barrieren für einen Auslandsaufenthalt? Nach der neuen Studie, die über 5000 Studierende erfasst, hat jeder zehnte Befragte bereits einmal versucht ins Ausland zu gehen - den Plan dann aber wieder aufgegeben.

    "Bei denen, die sozusagen scheitern bei ihrem Versuch, ins Ausland zu fahren, spielen finanzielle Gründe eine Rolle. Aber es spielt auch eine Rolle - ne wichtige Rolle - die mangelnde Unterstützung durch die Hochschule, die Schwierigkeit, den Auslandsaufenthalt mit den Vorgaben des Studiums zu vereinbaren. Sind junge Leute, die dann sagen: Nein, dann lohnt sich die Sache nicht, wenn ich diese Scheine, diese Leistungen nicht anerkannt bekomme."

    Die Anerkennung ausländischer Studienleistungen an der deutschen Heimat-Uni ist laut dem Hannoveraner Info-Dienst nicht die einzige Hochschul-Hürde. Erschwert wird ein Gang in die weite Welt auch durch die massenhafte Umstellung der Diplom- und Magister-Studiengänge auf Bachelor-Studiengänge.

    "Die Bachelor, wenn sie sich an ihre Studienzeit halten, haben im Moment wenig Chance, überhaupt ins Ausland zu fahren. Die Bachelor studieren ja nur - oder sollen - nur sechs Semester studieren. Dann haben sie einen ersten Abschluss. Wenn aber Bachelor nur drei Studienjahre studieren sollen, ist sozusagen der Korridor für Auslandsmobilität relativ gering. Hier kann man aber meines Erachtens Änderungen vornehmen."

    Die möglichen Änderungen werden auf der heutigen Berliner Go-out-Programm -Fachkonferenz debattiert. Die Experten nehmen die Vorstellung der Studie zum Anlass, etwa an die Hochschulen zu appellieren, ihr Studiensystem so zu gestalten, dass Auslands-Scheine "hüben wie drüben" anerkannt werden. Peter Greisler vom Bundesbildungsministerium berichtet über ein deutsch-französisches Modellprojekt, das noch ehrgeiziger ist.

    "Ich nehme mal ein Beispiel aus dem Bachelor-Bereich. Maschinenbau - da gibt's eine Kooperation zwischen der FH Aachen und der Universität Toulouse. Die Leute studieren ein Jahr in Aachen, ein Jahr an der Universität Toulouse, dann kommen sie wieder nach Deutschland. Dann gibt es im Grunde genommen ein Diplom aus Deutschland, einen Bachelor, und eine Licence aus Frankreich. Das heißt, sie haben aus beiden Ländern einen eigenen Abschluss. "

    Die Bundesregierung setzt auch auf Gelder aus Brüssel. Die EU hat kürzlich neue Mittel für Auslandsaufenthalte frei gegeben - unter anderem für das Erasmus-Stipendienprogramm. Bislang wurden jedes Jahr rund 23.000 deutsche Studierende darüber gefördert, künftig sollen jedes Jahr 1000 Studierende hinzukommen.