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Stopp für Hochschulstart

Internet.- Die Internetplattform Hochschulstart.de sollte eigentlich die Vergabe von Studienplätzen erleichtern. Doch der bereits im vergangenen Jahr verschobene Start der Seite wurde erneut abgesagt. Nun hat sich der Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung mit dem Thema beschäftigt.

Von Peter Welchering | 21.01.2012
    Als die Bundesländer vor sechs Jahren die allmächtige Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen kaltstellten, lösten sie ein Zulassungschaos aus. Seitdem bewerben sich jeweils zum Wintersemester in ruhigeren Zeiten 200.000 Studierwillige, in turbulenteren Zeiten 350.000 an knapp 400 Hochschulen um die Studienplätze. Nicht wenige der künftigen Studiosi bewerben sich aber gleich bei einem Dutzend Hochschulen gleichzeitig. Und das ist ein Problem. Denn die Bewerber mit den guten Erfolgschancen erhalten in der Regel auch von mehreren Universitäten eine Zusage. Bis sich der Anwärter auf den Studienplatz dann für seine künftige Alma Mater entschieden und den übrigen Unis abgesagt hat, vergehen einige Woche. Und solange sind die zugesagten, aber letztlich nicht in Anspruch genommenen Studienplätze blockiert.

    Deshalb konnten im Wintersemester 2010/2011 mehr als 17.000 Studienplätze aufgrund solcher Mehrfachbewerbungen nicht besetzt werden. Abhilfe schaffen sollte bereits zum Wintersemester 2011/2012 ein zentrales System für die Studienplatzvergabe. Bernhard Scheer, Pressesprecher der Dortmunder Stiftung für Hochschulzulassung, erläuterte vor einem halben Jahr, wie leicht das neue Zulassungsverfahren für einen Studierwilligen werden sollte.

    "Er wird auf einer webbasierten Oberfläche seine Wünsche eintragen, er wird dort zwölf Wünsche maximal äußern können und bei diesen zwölf Hochschulen oder für diese zwölf Studienangebote begibt er sich dann in eine Konkurrenz mit den anderen Studienplatz Interessenten und die Ranglisten, die die einzelnen Hochschulen unter ihren Kandidaten aufstellen werden dann über diese webbasierte Plattform miteinander abgeglichen."

    So elegant sich das anhört, so holprig war bisher die Umsetzung. Weil der Datenabgleich zwischen dem Zentralsystem und den Campussystemen von insgesamt 170 Hochschulen nicht funktioniert, wurde der Start des Online-Portals für die Studienplatzvergabe schon zweimal verschoben. Probleme bereiten den Systementwicklern die Hochschulen, die mit dem Campussystem des Marktführer HIS GmbH arbeiten. Campussysteme anderer Anbieter arbeiten ohne Probleme mit Hochschulstart.de zusammen. Doch die Schnittstellen zwischen den HIS-Campussystemen und dem zentralen System der Dortmunder Zulassungsstelle sind nicht einsatzbereit - trotz mehrfacher Überarbeitung.

    Professor Stefan Jähnichen von der TU Berlin hat deshalb am Mittwoch vor dem zuständigen Bundestagsausschuss einen Masterplan für Hochschulstart.de gefordert.

    "Ich möchte gern mit einem Masterplan erreichen, dass die Softwaresysteme, die zur Administration des Lehr- und Forschungsbetriebs an den Hochschulen besser standardisiert wird, was natürlich dann auch bedeutet, dass die Prozesse besser standardisiert werden, was vor allen Dingen aber bedeutet, dass die Datenbankinhalte auch standardisiert sind. Das heißt, dass man eine Software einsetzt, die standardisiert ist oder, wenn sie von mehreren Herstellern kommt, zumindest um standardisierte Schnittstellen kümmert."

    Über genau diese Schnittstellen zwischen den alten Campussystemen und dem neuen Zentralsystem, das von der Telekom-Tochter T-Systems entwickelt wurde und "dialogorientiertes Serviceverfahren" heißt, haben sich die an Hochschulstart.de Beteiligten nicht ausreichend verständigt. Stefan Jähnichen:

    "Was man noch sagen muss ist, dass die HIS damals als Unterauftragnehmer von T-Systems mit angeboten hat. Von daher natürlich frühzeitig die Probleme hätte erkennen sollen. Ich habe ja auch im Bundestagsausschuss gesagt, dass die Kommunikationsstrukturen oder die Kommunikation selbst der HIS gegenüber den anderen Partner im Projekt wohl doch, na ja, besser hätte sein können."

    Zum nächsten Wintersemester soll jetzt ein Pilotbetrieb mit etwa 40 Hochschulen begonnen werden. Wann Hochschulstart.de dann endlich einsatzbereit sein wird, steht derzeit in den Sternen. Auch der ansonsten so optimistische Stefan Jähnichen will sich da nicht festlegen.

    "Ach wissen Sie, ich hoffe ja, dass es schnell geht. Ich hoffe ja, das wird bald eine Lösung bekommen für die HIS-Software und das für das möglichst bald auszurollen. Ich werde jetzt keine Zeitvorstellungen da mehr sagen, nur allzu lange kann es nicht dauern, darf es nicht dauern, denn sonst ist das Projekt tot."

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