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Streikdrohung
Lufthansa stellt Flugbetrieb weitgehend ein

Der Lufthansa steht der größte Ausstand ihrer Geschichte ins Haus: Wegen der Streikdrohung ihrer Piloten streicht die Fluggesellschaft ab Mittwoch 3.800 Flüge. Damit kommt der Flugbetrieb weitgehend zum Erliegen.

31.03.2014
    Rund 425.000 Fluggäste seien betroffen, teilte Lufthansa am Montag mit. Es handele sich um einen der größten Ausstände in der Geschichte der Lufthansa, die Piloten-Gewerkschaft Cockpit hatte den Streik zuvor angekündigt. Auch die meisten Frachtflüge der Lufthansa Cargo seien bereits abgesagt, der Gesellschaft werde ein Ergebnisschaden in zweistelliger Millionenhöhe entstehen.
    Während des Streiks können nur knapp 500 Flüge auf kurzen und mittleren Strecken der Lufthansa und der Tochter Germanwings verkehren. Piloten der Unternehmenstöchter Eurowings, Lufthansa CityLine und Air Dolomiti, die sich nicht an dem Streik beteiligen, sollen die verbleibenden innerdeutschen und europäischen Flüge übernehmen.
    Lufthansa bucht betroffene Kunden um
    Lufthansa bietet ihren Gästen umfangreiche Möglichkeiten zur Umbuchung an. Die Passagiere werden zudem gebeten, sich auf der Internet-Seite zu informieren, zudem gibt es eine Liste mit gestrichenen Flügen. Lufthansa bucht den Angaben zufolge betroffene Kunden auf andere Fluggesellschaften um; bei innerdeutschen Flügen können Passagiere ihr Ticket gegen eine Fahrkarte der Deutschen Bahn umtauschen. Die Lufthansa-Töchter Swiss, Austrian, Eurowings, CityLine und Air Dolomiti sowie Brussels Airline sollen auf den Strecken nach Deutschland nach Möglichkeit größere Flugzeuge einsetzen, um so möglichst viele umgebuchte Lufthansa-Passagiere an ihre Ziele zu bringen.
    Streit um Altersvorsorge
    Lufthansa hatte einseitig die Übergangsrenten gekündigt, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglicht hatten. In einer Urabstimmung hatten die Piloten danach für einen Arbeitskampf gestimmt. Personalchefin Bettina Volkens hatte noch am Wochenende für einen Kompromiss geworben, die Einschnitte für die Piloten aber gleichzeitig verteidigt. Diese seien nötig, "weil uns die Kosten für diese Regelung sonst aus dem Ruder laufen", sagte sie dem "Spiegel". Es sei jüngeren Lufthansa-Copiloten, die erst 2050 aus dem Unternehmen ausscheiden würden, zuzumuten, einen Eigenbeitrag für ihre Altersvorsorge zu zahlen.
    Ilona Ritter, Vorsitzende Tarifpolitik bei der Piloten-Gewerkschaft Cockpit, sagte dagegen: "Unsere Tarifkommission hat der Lufthansa gegenüber erklärt, dass sie bereit ist, eine Deckelung der Kosten für die Übergangsversorgung zu vereinbaren." Bedauerlicherweise habe Lufthansa die Vorschläge jedoch nicht ernsthaft aufgegriffen. Die gute Nachricht für Reisende: Derzeit schließt die VC weitere Maßnahmen bis nach Beendigung der Osterferien aus.
    Vereinigung Cockpit

    Die 1969 gegründete Vereinigung Cockpit (VC) hat rund 9300 Mitglieder und ist erst seit dem Jahr 2000 auch als Gewerkschaft aktiv. Vor dem ersten Abschluss bei der Lufthansa im Jahr 2001 wurden die Pilotengehälter von der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) ausgehandelt. Die VC setzt sich auch für sicherheitspolitische Aspekte des Luftverkehrs ein, kämpft für bessere Sozialvorschriften und kritisiert unsichere Flughäfen.