Donnerstag, 25. April 2024

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Streit um 300 Millionen-Transfer
Irans Wirtschaftskreislauf braucht dringend Geld

Der Iran will rund 300 Millionen Euro aus Deutschland in den Iran transferieren. Der Hintergrund sind die anstehenden US-Sanktionen, durch die das Geld eingefroren werden könnte. Das Land sei aber auch so dringend auf Devisen angewiesen, sagte Iran-Korrespondent Christian Buttgereit im Dlf.

Christian Buttkereit im Gespräch mit Jessica Sturmberg | 10.07.2018
    Euro-Scheine in den Stückelungen 50, 100, 200 und 500 Euro liegen am 27.02.2017 in Frankfurt gebündelt auf einem Tisch.
    Der iranische Finanzmarkt ist leergefegt. Das ist einer der Gründe, warum Teheran versucht, die Millionensumme aus Deutschland abzuziehen, wie Christian Buttgereit erläutert. (picture alliance / Thomas Muncke)
    Der Iran beabsichtigt, sich ein Guthaben der staatlichen Europäisch-Iranischen Handelsbank bei der Bundesbank in Höhe von 300 Millionen Euro auszahlen zu lassen und das Geld in den Iran zu fliegen. Die Angelegenheit ist politisch brisant, weil Europa einerseits das Iran-Abkommen retten will, und weil die Amerikaner andererseits hohen Druck ausüben, das Geld der Iraner einzufrieren. US-Botschafter Richard Grenell forderte die Bundesregierung in der Bild-Zeitung dazu auf, diese Transaktion zu verhindern.
    Der Iran sagt, er beabsichtige, das Geld für iranische Touristen zu verwenden, die im Ausland auf Geld angewiesen sind. US-Botschafter Grenell meint hingegen, das Land würde das Geld für Terrorzwecke einsetzen.
    "Der Iran hat bereits in der Vergangenheit Bargeld in Euro und Dollar zur Terrorfinanzierung verwendet", sagte Christian Buttkereit, Iran-Korrespondent der ARD, "etwa, um Milizen in Syrien oder die Hisbollah im Gazastreifen zu finanzieren." Welche Absichten der Iran wirklich habe, sei schwer zu belegen.
    Kaum Geld in Irans Wirtschaftskreislauf
    Der Iran sei vor allem deswegen auf das Geld aus Deutschland - und auch auf weitere Devisen - angewiesen, weil es im Land zwar einen Bestand von geschätzten 20 Milliarden Euro in Händen von Privatpersonen gebe, dieses Geld aber kaum auf dem Finanzmarkt verfügbar sei. Das liege unter anderem daran, weil Iraner, die über Devisen verfügten, diese zurückhalten würden, in der Hoffnung, dass deren Wert bald steigen würde. "Und dieses Geld fehlt eben im Wirtschaftskreislauf", so Buttgereit. Die Regierung habe die Bevölkerung deswegen auch schon aufgerufen, ihr Geld zur Bank zu bringen.
    Derzeit seien Überweisungen in den Iran aber noch durchaus möglich, so Buttgereit. Diese würden vor allem von kleineren Banken und Sparkassen durchgeführt, die kein US-Geschäft hätten und deswegen von Sanktionen nicht betroffen sein würden. "Der Haken daran ist aber, dass jeder Euro oder jeder Dollar, der im Iran ankommt, zum offiziellen Wechselkurs getauscht wird", erklärte Buttgereit. Dann sei er allerdings - im Vergleich zu dem Kurs des freien Marktes - nur noch die Hälfte wert - "auch das könnte ein Grund sein, warum die Iraner ihre 300 Millionen lieber bar in Hamburg abholen wollen."