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Streit um Facebook-Posting
Matussek bestreitet Beschimpfung des Chefredakteurs der "Welt"

Die "Welt"-Gruppe hat sich von dem Journalisten Matthias Matussek getrennt - vorausgegangen war ein umstrittenes Facebook-Posting in der Flüchtlingsdebatte nach den Anschlägen in Paris. Berichte über einen heftigen Wortwechsel mit dem Chefredakteur der "Welt" als Auslöser für die Trennung bestreitet Matussek.

17.11.2015
    Der Journalist und Buchautor Matthias Matussek hält am 11.10.2012 auf der Buchmesse in Frankfurt am Main (Hessen) sein Buch hoch.
    Matthias Matussek (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Matussek und die "Welt"-Gruppe gehen mit sofortiger Wirkung getrennte Wege. Eine Sprecherin der Axel Springer SE bestätigte am Dienstag in Berlin einen entsprechenden Schritt, ohne Einzelheiten zu nennen. Laut einem Bericht des Online-Branchendienstes "Meedia" ging der Trennung ein Vorfall in einer Redaktionskonferenz voraus. Darin soll Matussek seine Vorgesetzten grob beschimpft haben.
    Am Abend ließ Mattusek über seinen Anwalt Joachim Steinhöfel die Vorwürfe bestreiten. Die Beschimpfungen habe es nicht gegeben, eine Begegnung zwischen ihm und dem "Welt"-Chef habe nie stattgefunden.
    Verhängnisvoller Post auf Facebook
    Matussek, der vor zwei Jahren vom "Spiegel" zur "Welt" gewechselt war, hatte noch in der Nacht nach den Anschlägen in Paris auf Facebook geschrieben, er schätze, "der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen". Dahinter setzte er ein lächelndes Smiley.
    Diese Meinungsäußerung wurde bei Facebook vielfach kommentiert, unter anderem auch von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann, der sie als "ekelhaft" bezeichnete. Der Journalist Peter Würth, der unter anderem für den Hoffmann und Campe-Verlag als Chefredakteur wirkt, schrieb als Antwort unter das Posting: "Matthias, wir kennen uns 40 Jahre, aber ich habe nicht gewusst, dass Du so ein Arschloch bist."
    "Welt"-Chefredakteur Jan-Eric Peters distanzierte sich von Matusseks Meinungsäußerung. "Die zivilisierte Welt hat gerade andere Probleme als ein durchgeknalltes Posting. Aber damit das klar ist: Ich distanziere mich im Namen der "Welt", die für andere Werte steht, für Freiheit für Menschlichkeit", schrieb er auf Facebook.
    Matussek (61) war von 1987 bis 2013 beim "Spiegel", zunächst als Sonderkorrespondent in Ost-Berlin, später leitete er die Büros in New York, Rio de Janeiro und London. Von 2005 bis 2008 leitete er das Kulturressort. Seit Anfang 2014 ist er Autor der "Welt". Im Zentrum seiner Arbeit stehen die bürgerliche Mitte, Katholizismus und Konservatismus.
    (pg/tgs)