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Streit um Markennamen
Die Suche nach dem wahren Titan

Ex-Nationaltorhüter Oliver Kahn sieht seine Namensrechte verletzt. Deshalb verhandelt das Landgericht München seine Klage gegen einen Hersteller von Torwarthandschuhen, die vermeintlich heißen wie er selbst – "T1tan". Beide Parteien streben eine gütliche Einigung an.

Von Michael Watzke | 27.11.2018
    TV Fussball-Experte Oliver Kahn schaut grimmig in die Kamera.
    Ist Oliver Kahn der wahre Titan, oder nicht? (imago sportfotodienst)
    In der griechischen Mythologie, sagt der Hamburger Rechtsanwalt Ralf Graef, seien Titanen Wesen von überragender Geisteskraft. Das aber, so der Vertreter der Firma "T1tan", treffe auf Oliver Kahn nicht zu.
    "Oliver Kahn ist für seine Torwartleistungen bekannt. Wir reden ja nicht über einen Philosophen."
    Markenname erst lange nach Kahns aktiver Zeit
    Das Landgericht München redete heute stattdessen über Torwarthandschuhe. Die verkauft das badische Unternehmen T1tan nämlich. Titan-Gründer Matthias Leibitz hat sich den Marken-Namen 2016 als europäische Marke eintragen lassen – weit nach Oliver Kahns aktiver Zeit. Kahn hatte den Begriff "Titan" nur sporadisch als Werbe-Element genutzt. Das Landgericht München muss nun seit heute prüfen, wem der Begriff "Titan" gehört. Sprecherin Anne-Kristin Fricke.
    "Das ist eine Klage von Oliver Kahn gegen die "T1tan GmbH". Oliver Kahn macht diverse Ansprüche geltend, weil er meint, dass die Firma beim Vertrieb von Torwarthandschuhen zu Unrecht den Namen T1tan verwendet."
    Kahn wirft T1tan den Fehde-Handschuh hin. 250.000 Euro will der ehemalige Nationaltorhüter und FC-Bayern-Keeper. Er klagt auf Unterlassung – wegen Irreführung der Kunden. Die glaubten, hinter T1tan stecke Kahn. Dabei heißt dessen Torwarthandschuh-Firma Goalplay. Vor einigen Jahren hatten Kahn und T1tan über eine Zusammenarbeit verhandelt – aber sich nicht einigen können. Oliver Kahn findet, als Titan sei im deutschen Sport nur einer bekannt:
    "Oliver Kahn – der Titan! Ohne Abwehr ist nichts mit Titan!"
    Noch ein Titan: René Adler
    Kahn ließ sich heute bei der Zivilverhandlung von zwei Rechtsanwältinnen vertreten. Die argumentierten, die Firma "T1tan" habe vor Jahren in Zeitungs-Interviews selbst zugegeben, dass hinter der Namens-Idee Oliver Kahn stecke. Firmen-Gründer Leibitz bestritt das heute – der Markenbotschafter seines Unternehmens sei der Torhüter des FSV Mainz 05 – René Adler. Der sei auch ein Titan. Die Richterin schien das nicht wirklich zu überzeugen. Sie regte eine außergerichtliche Einigung an. Doch in der regulären Spielzeit konnten sich die gegnerischen Teams nicht auf einen Vergleich einigen. Das Landgericht beschloss deshalb eine Verlängerung – bis Anfang nächsten Jahres. Die beklagte Textil-Firma nutzt derweil jede Gelegenheit, den Prozess zur Eigenwerbung zu benutzen. Nach dem Motto: jede PR ist gute PR. Rechtsanwalt Ralf Graef streift die Samthandschuhe ab und setzt zur Grätsche an gegen Kahn, den Titan:
    "Ist der eigentlich in der aktuellen Ahnengalerie des deutschen Fußball-Museums? Ich glaube nicht. Da steht, glaube ich, Sepp Maier. Also eine echte Legende."