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Stromnetzausbau
Bayern gegen die Netzbetreiber

Deutschland braucht neue Stromautobahnen - an einem Ausbau des Netzes führt aus Sicht der Betreiber kein Weg vorbei. Sie haben jetzt offiziell ihre abgeänderten Pläne vorgestellt, die speziell in Bayern kaum Freude auslösen.

04.11.2014
    Es geht um drei große Stromtrassen, die bis 2022 neu gebaut werden sollen. Insgesamt 2.800 Kilometer. Sie sollen künftig vor allem den durch Windkraft entstandenen Strom im Norden Deutschlands ohne Umwege in den Süden bringen, um die Energielücke zu schließen, die durch die Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke entstehen wird.
    Nach lauter Kritik aus Bayern haben die vier Betreiber Tennet, Amprion, 50 Hertz und TransnetBW ihre Pläne etwas abgeändert. So soll die Ost-Süd-Trasse nicht mehr in der Nähe eines Braunkohlereviers im niedersächsischen Bad Lauchstädt beginnen, sondern rund 100 Kilometer weiter nördlich bei Magdeburg - also näher an den Windparks in Mecklenburg-Vorpommern. Enden soll sie schließlich in Grundremmingen am dortigen Atomkraftwerk, um den Strom von dort besser verteilen zu können. Ursprünglich war sie bis Meitingen in der Nähe von Augsburg geplant.
    Zahlreiche Änderungen vorgesehen
    Aus Bayern war Kritik an der Stromleitung laut geworden, weil sie "dreckigen" Braunkohlestrom nach Süden bringen würde. Mit einer Leitung, die nun näher an Windkraftanlagen errichtet wird, könne man in München eher leben, berichtet unser Korrespondent Theo Geers. Änderungen sind auch bei der Trasse "SuedLink" vorgesehen, die nun näher an Stuttgart heranrücken soll als zunächst gedacht.
    Im Süden Deutschlands, speziell in Bayern, gibt es starken Widerstand gegen die Stromautobahnen. Zahlreiche Bürgerinitiativen haben sich gegründet, die eine Zerstörung der Landschaft und Gesundheitsschäden durch die Höchstspannungsleitungen befürchten. Auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte infrage gestellt, ob eine Leitung, die nach Bayern führen soll, überhaupt nötig ist. Er brachte schließlich einen Planungsstopp ins Gespräch gebracht und fing sich dafür viel Kritik ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnte schließlich einen solchen Stopp ab.
    Bayern: Zeitplan wird eingehalten
    Zuletzt hatte die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) noch einmal betont, dass sich die Landesregierung nicht auf den Bau bestimmter Trassen festlegen werde. Gemeint ist: Selbst mit dem Vorschlag der Netzbetreiber heißt das noch nicht, dass die Leitungen gebaut werden. Dazu sind noch Prüfungen der Bundesnetzagentur, des Bundestags und -rats sowie der Bundesregierung notwendig. Bayern hofft, während dieses Prozesses noch Einfluss auf die Planung nehmen zu können.
    Besonders die Opposition in Bayern befürchtet, dass die Landesregierung auf Zeit spielt, um womöglich die Atomkraftwerke länger als geplant am Netz zu halten. Das weist die CSU zurück: Der Zeitplan werde eingehalten, heißt es aus der Staatskanzlei in München.
    (pr/stfr)