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Stromverbrauch
Einsparung senkt Kosten der Energiewende

Die Energiewende wird Milliarden kosten. Vor allem der Ausbau der Stromnetze schlägt zu Buche. Eine Studie hat jetzt untersucht, ob durch verbesserte Effizienz und energiesparende Maßnahmen die Kosten gesenkt werden können.

Von Dieter Nürnberger | 19.03.2014
    Zwei Stromkabel mit Stecker sind in an einer Mehrfachsteckdose angeschlossen.
    Ernergiesparen ist immer noch angesagt. (dpa / Tobias Hase)
    Für den Auftraggeber der Studie und auch für das Forschungsinstitut, welches die Studie erarbeitet hat, ist dies möglich. Und zwar geht man davon aus, dass mehr Energieeffizienz die Kosten der Energiewende deutlich drücken könnte. Mindestens 20 Milliarden Euro an Einsparungen seien möglich - das ist zumindest das Ergebnis einer "Prognos"-Studie, die im Auftrag des Instituts "Agora Energiewende" durchgeführt wurde.
    Das Ganze klingt auch erst einmal nachvollziehbar - mehr Effizienz gleich weniger Stromverbrauch gleich Kostenersparnis. Die Frage ist nur, wo künftig deutlich weniger Energie verbraucht werden könnte. Die Studie nennt vor allem die privaten Haushalte und auch die Industrie. Friedrich Seefeldt ist Bereichsleiter Energieeffizienz und erneuerbare Energien bei "Prognos".
    Private Haushalte und Industrie haben Einspar-Potenzial
    "Wir haben viele Möglichkeiten: Da sind zum einen die privaten Haushalte. Viele Bürger kennen das aus eigener Erfahrung: Sie kaufen sich einen neuen Fernseher - der ist zwar größer, aber auch energieeffizienter. Oder auch die LED-Beleuchtung. Das ist ein Trend, den wir derzeit mit Interesse verfolgen. Und gerade im Industriebereich haben wir immer wieder gesehen, dass es noch erhebliche wirtschaftliche Einsparpotenziale gibt: Es geht um energieeffiziente Pumpen, um Druckluftanlagen, es geht generell um Systemoptimierung, die teilweise nicht einmal viel Geld kostet, aber gleichzeitig sehr viel Energie sparen kann."
    Allerdings wissen die Experten natürlich auch, dass die Forderung nach einer besseren Energieeffizienz nicht gerade neu ist. So beklagt beispielsweise das Umweltbundesamt schon seit fast Jahrzehnten, dass bei vielen Elektrogeräten etwa immer noch ein Ausschaltknopf fehle, sprich: Der Stand-by-Verbrauch sei weiterhin unnötig hoch.
    Deswegen sind die Schlussfolgerungen aus der Studie gleichzeitig auch eine Aufforderung an die Politik - in Deutschland und auf europäischer Ebene -, entsprechend zu handeln. Patrick Graichen ist Direktor beim Institut "Agora Energiewende", dem Auftraggeber der Studie:
    "Das steht jetzt an - nach Jahren und Jahrzehnten der Diskussion. 2014 ist ein Jahr der Entscheidungen. Beispielsweise muss die EU-Energieeffizienz-Richtlinie umgesetzt werden. Hier brauchen wir ein ambitioniertes Maßnahmenpaket."
    Netzausbau reduzieren
    Die zweite wesentliche Aussage der Studie betrifft den geplanten Netzausbau in Deutschland. Hier gibt es ja bereits schon viele Planungen. Bisher geht die Politik hierzulande davon aus, dass rund 8.500 Kilometer neuer Netze notwendig sein werden. Die Studie zeigt nun aber auf, dass bei einem entsprechenden geringeren Stromverbrauch durch mehr Effizienz der Ausbau auch reduziert werden könnte. Patrick Graichen von "Agora".
    "Wir müssen die Leitungen ausbauen. Da führt kein Weg dran vorbei und deswegen ist es auch grundsätzlich richtig, dass wird en Ausbau vorantreiben. Die Frage ist aber, wie viele zusätzliche Leitungen brauchen wir. Und das hängt entscheidend auch davon ab, wie hoch der Stromverbrauch in Deutschland ist."
    In der Studie wird der Ausbau deshalb von 8.500 Kilometer, wie derzeit angenommen, auf rund 4.000 Kilometer gesenkt. Also um mehr als die Hälfte. Die Studie beziffert zudem auch Einsparpotentiale bei den CO2-Emissionen: 2020 könnten es rund 9 Millionen Tonnen weniger sein, so die Studie. Der Tenor der "Prognos"-Untersuchung ist somit klar: Mehr Energieeffizienz spart Kosten in vielen Bereichen. Friedrich Seefeld:
    "Das heißt, im effizientesten Szenario können wir im Jahr 2050 sogar bis zu 35 Milliarden Euro mehr jährlich einsparen, also zusätzlich sparen, gegenüber einem business-as-usual-Szenario. Auch 2035 würde sich dies schon bemerkbar machen - auch dann sind schon rund 20 Milliarden Euro jährlich möglich."
    Energie, die nicht verbraucht wird, muss nicht produziert, transportiert und bezahlt werden. Mit dieser einfachen Formel wirbt die heute vorgestellte Studie für mehr Energieeffizienz.