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Studenten machen Schule

Wer nach dem Abitur mit dem Studium beginnt, weiß selten, wie eine Hausarbeit geschrieben, wie wissenschaftlich gearbeitet wird. Um Schüler rechtzeitig auf diese neuen Herausforderungen vorzubereiten, bieten Lehramtsstudenten in Berlin Workshops an. Mit großem Erfolg: 23 Schulen nutzen bereits die Lehrveranstaltungen von "Studenten machen Schule". Weitere Programmangebote sind geplant.

Von Daniela Siebert | 05.12.2008
    Die Idee für den Verein stammt von Robert Greve, 24 Jahre alt und Lehramtsstudent an der FU für Englisch und Politik. Eine befreundete Schülerin hatte ihn um Hilfe bei der Vorbereitung für eine wissenschaftliche Hausarbeit gefragt. Er bot daraufhin seiner alten Schule an, einen Workshop zum Thema zu geben. Das positive Echo darauf verblüffte alle:

    "Mit dem Schulleiter war abgesprochen, dass wir rechnen mit 'ner Schülerzahl von 15 bis 20, die an diesem Workshop teilnehmen, ich hatte eine Teilnehmerliste ausgehängt, drei Tage später kam ich wieder es standen 73 Schüler drauf, am Ende wurde es eine riesige Aula-Veranstaltung."

    Das war im April 2007. Daraus entwickelte Robert Greve die Idee für das Projekt "Studenten machen Schule". Vor allem Zehntklässler und Abiturienten sollen beraten werden, wie sie den Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens gerecht werden. Das ist nicht nur für ihre Vorträge in der Abiprüfung wichtig, auch in der 10. Klasse sind heute schon gute Referate und gelungene Powerpointpräsentationen gefragt. Greves Verein hat dazu ein Lehrkonzept entwickelt:

    "Das sind zweimal 90-minütige Workshops, in denen es rund um das Thema Wissenschaft vorbereitendes Arbeiten geht. Das geht von der Themensuche über die Formulierung der Leitfrage, über die Literaturrecherche zur Struktur solch einer schriftlichen Arbeit oder einer Präsentation bis hin zur tatsächlichen Präsentation, Medieneinsatz, Rhetorik; all die Dinge die wichtig sind beim wissenschaftlichen Arbeiten, eben auf diesem schülergerechten Niveau."

    Jasmin Bildik ist eine der Mitstreiterinnen der ersten Stunde. Auch sie ist Lehramtsstudentin und hat sich vor allem um die Optimierung der Workshops für die Bedürfnisse der Schüler gekümmert

    "Der Rote Faden in der Präsentation: Da haben die Schüler das meiste Defizit, sie können die einfach nicht so gut formulieren, es geht halt darum eine problemorientierte Leitfrage zu finden, das können Schüler meistens nicht."

    Auch die logische Strukturierung der Präsentation falle den Schülern oft schwer beobachtet Bildik.
    Bislang wurden schon Workshops an 23 Schulen in ganz Berlin veranstaltet. Und die Erfolgslawine wird immer größer. Inzwischen wollen sogar Lehrer von den Studierenden geschult werden.

    "Weil wir das erkannt haben, dass auch bei den Lehrern 'ne große Lücke ist, haben wir 'ne Lehrerfortbildung entwickelt, die geht einmal drei Stunden, das ist eine Art Crashkurs, eine Auffrischung der Uni-Kenntnisse. Das haben wir jetzt mit 150 Lehrern gemacht, das wird immer stärker gebucht, wir machen das erst seit zwei Monaten im Prinzip."

    Auf einer wandfüllenden Tafel im neuen Laden sind schon die zahlreichen Buchungen für die nächsten drei Monate zu besichtigen. Auch Lennart Boldien gehört dazu, Abiturient in den Fächern Politikwissenschaft und Englisch. Er will nächstes Jahr einen der Workshops besuchen, kurz bevor im April die mündlichen Abiprüfungen losgehen:

    "Es gibt ja doch immer mal so Sachen, die man nicht wirklich weiß: wie man etwas man etwas am besten präsentiert, wie da die Körperhaltung am besten ist, was da irgendwas aussagt. Sachen, die man so im Unterricht so nicht wirklich lernt."

    Zum Erfolg verhalf dem studentischen Verein academiq auch, dass er von Anfang an große Unterstützung bekam: von der Freien Universität und vom Schulsenat. Elke Dragendorf beispielsweise arbeitet in der Senatsverwaltung und ist Feuer und Flamme für das Projekt. Sie hilft so gut sie kann:

    "Einmal haben wir den Schulen mitgeteilt, dass es das Projekt gibt, wir haben etwas über das Projekt geschrieben, wir haben Verbindungen hergestellt, ja, und wir sind eben im Kontakt."

    Und das Projekt expandiert weiter, längst sind neue Angebote im Programm und Robert Greve strotzt nur so vor neuen guten Ideen: Ab Januar soll es im Laden eine Sprechstunde geben, in der Schüler auch Generalproben machen können.

    "Zweitens wollen wir mit Schülerinnen und Schülern - wir haben zu vielen Kontakt - auch hier im Kiez, gemeinsame Veranstaltungen machen, zum Beispiel einen "Tag des Studiums" wo man sagt wir kennen viele Studenten aus den verschiedensten Bereichen und dann setzen wir uns hierhin den ganzen Tag und Schüler können vorbeikommen und Fragen stellen etwa wie läuft es in deinem Studium, was sind die Inhalte, was ist interessant, was ist nicht interessant, was sind die Berufsaussichten etc."

    Hinweis: Mehr Informationen zu dem Verein finden Sie unter www.studenten-machen-schule.de