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Studie der Bundesbank
Deutsche werden reicher

Dank gestiegener Löhne, niedriger Arbeitslosigkeit und Immobilienboom ist das Durchschnittsvermögen der Deutschen auf rund 233.000 Euro gestiegen, laut einer Studie der Bundesbank. Allerdings bleibt der Reichtum ungleich verteilt - und es gibt große Unterschiede zwischen Ost und West.

Von Mischa Ehrhardt | 15.04.2019
Ein weißer Luxusbau am Wasser, umgeben von vielen Bäumen.
Der Reichtum in Deutschland ist ungleich verteilt, so das Ergebnis der Studie. Die oberen zehn Prozent verfügen demzufolge über die Hälfte des Gesamtvermögens - ein wichtiger Faktor spielen dabei Immobilien (imago/Joko)
Das augenscheinlichste Ergebnis der Studie lautet: Die Deutschen sind wohlhabender geworden.
"Wir haben gesehen, dass erneut die Vermögen für viele Haushalte angestiegen sind. Und insbesondere kann man jetzt an den Daten ganz schön sehen, dass das Immobilienvermögen angestiegen ist, also insbesondere in den Bereichen der Verteilung, wo wir viele Immobilien-Eigentümer haben, kam es zu einem Anstieg von den Vermögen. Aber auch bei Mieterhaushalten oder auch Vermögensärmeren Haushalten haben sich die Vermögen erhöht", sagt Tobias Schmidt aus dem Forschungszentrum der Deutschen Bundesbank.
Untere Hälfte hält nur drei Prozent des Gesamtvermögens
Befragt haben Schmidt und seine Kolleginnen rund 5.000 Haushalte in Deutschland. Es ist die dritte Studie dieser Art. Gegenüber den Ergebnissen der letzten Befragung vor drei Jahren sind die Vermögen durchschnittlich um rund neun Prozent gestiegen – was auf die zurückliegende positive Wirtschaftslage zurückzuführen ist. Dank Immobilienboom, niedriger Arbeitslosigkeit und steigender Löhne stieg das Netto-Durchschnittsvermögen auf rund 233.000 Euro.
Allerdings stellt die Bundesbank auch fest, dass die Vermögen nach wie vor ungleich verteilt sind. So verfügen die obersten zehn Prozent über mehr als die Hälfte aller Vermögen. Die untere Hälfte aller Haushalte muss sich mit einem Gesamtvermögensanteil von mageren drei Prozent begnügen. Problematisch ist das vor allem in Hinblick auf die Altersvorsorge, meint Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, kurz DIW.
Problem für die private Altersvorsorge
"Es ist so dass man gut und gerne sagen kann, dass 20 bis 30 Prozent der Haushalte faktisch gar kein relevantes Vermögen haben. Und das ist in Hinblick auf private Altersvorsorge als äußerst problematisch anzusehen, weil die Bundesregierung uns ja seit den Riester-Reformen und Rürup-Kommissionen regelrecht dazu drängt, private Altersvorsorge zu betreiben. Und wenn man sich dann die nackten Zahlen ansieht man erkennen muss, dass ein Großteil der Bevölkerung das faktisch gar nicht macht oder auch nicht machen kann; dann sehe ich das als viel problematischer an als dass wir auch Menschen in Deutschland haben, die ein gewisses ordentliches Vermögen angespart haben."
Drastische Unterschiede zwischen Ost und West
Die Ungleichheit zeigt sich auch beim so genannten Median. Das ist der Vermögensbetrag, der die Haushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte teilt – der liegt bei knapp 71.000 Euro. Damit ist er zwar gestiegen, liegt aber weit unter dem Durchschnittsvermögen. Drastisch hierbei auch der Unterschied zwischen Ost und West: Während in Ostdeutschland der Median des Nettovermögens bei rund 23.000 Euro liegt, beträgt er im Westen gut 92.000 Euro – und ist damit fast viermal so hoch.
Die Bundesbank vermutet, dass das damit zusammenhängt, dass im Osten vergleichsweise wenige Haushalte über Immobilieneigentum verfügen. Das zeigt sich deutlich am Vermögensunterschied zwischen Immobilien-Eigentümer-Haushalten und Miethaushalten: Bei Eigentümerhaushalten lag das Vermögen im Mittel bei 277.000 Euro, bei Mieterhaushalten lediglich bei 10.400 Euro. Das erklärt auch, warum in Deutschland Vermögen ungleicher verteilt sind als in vielen anderen Ländern – wie etwa Italien oder Spanien. Denn während hierzulande nur 44 Prozent der Haushalte über Immobilieneigentum verfügen, sind es in Ländern wie Italien oder Spanien 70 bis 80 Prozent.