Dienstag, 16. April 2024

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Studie "Hasskommentare im Netz"
Konstruktiv gegen laute Minderheit

Hass und Hetze in sozialen Netzwerken bleiben ein Thema für Redaktionen. Eine aktuelle Studie stellt Wege vor, damit umzugehen. So sei es wichtig, die "nicht hasserfüllte" Mehrheit zu aktivieren, sagte Studienleiter Leif Kramp im Dlf. Nötig sei außerdem ausreichend Personal.

Leif Kramp im Gespräch mit Christoph Sterz | 26.06.2018
    "Hasskommentare im Netz. Steuerungsstrategien für Redaktionen" - eine Studie der Landesanstalt für Medien NRW.
    "Hasskommentare im Netz. Steuerungsstrategien für Redaktionen" - eine Studie der Landesanstalt für Medien NRW. (Deutschlandfunk / Michael Borgers)
    Verleumdung und Verrohung, Vorwürfe von "Staatsmedien" und "Lügenpresse" seien immer mehr in den Kommentarspalten zu journalistischen Beiträgen im Netz zu finden, heißt es in der Studie "Hasskommentare im Netz. Steuerungsstrategien für Redaktionen" der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen.
    Die Studie unter Leitung der Wissenschaftler Stephan Weichert (Hamburg Media School) und Leif Kramp untersuchte dafür die Kommentare zu 16 journalistischen Beiträgen aus den Online-Redaktionen der "Rheinischen Post Online", von "RTL", "Tagesschau", "Deutschlandfunk" und "Deutschlandfunk Kultur".
    Eine "kleine laute Minderheit" beherrsche den digitalen Diskurs, die Mehrheit der Nutzer schweige, heißt es in der Untersuchung. Die Wissenschaftler raten Redaktionen unter anderem, mehr in die Moderation im Netz zu investieren. Redaktionen müssten versuchen, die "schweigende Mehrheit" zu aktivieren, sagte Leif Kramp im Interview mit @mediasres. Nur indem immer mehr Menschen konstruktiv mitdiskutierten, könne Hass-Rede reduziert werden.
    Mehr Personal für Social-Media-Arbeit
    Außerdem müsse es darum gehen, denen zu helfen, die bereits den "Diskurs versachlichen wollen", betonte der Medienwissenschaftler von der Universität Bremen. Redaktionen sollten an dieser Stelle "Haltung zeigen". Social-Media-Redakteure seien gefragt, User zu entsprechender Gegenrede zu ermutigen.
    Dafür müssten aber grundsätzlich die Ressourcen in den Redaktionen deutlich erhöht werden. Es dürfe nicht nur eine einzelne Person für die Social-Media-Arbeit in den Redaktionen verantwortlich sein. "Wenn wir über eine ideale Welt sprechen, haben wir mindestens das Vier-Augen-Prinzip", sagte Leif.
    Für Sender und Verlage werde es immer wichtiger, sich mit dem Publikum auszutauschen. Menschen wollten nicht an journalistischen Produkten mitschreiben, "sie wollen gehört werden". Damit umzugehen, sei ein "Erfolgskriterium für die Zukunft vor allem lokaler Medien".