Donnerstag, 28. März 2024

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Studie zu Baumsamen
Samenhandel verbreitet Schädlinge

95 Prozent aller importierten Baumsamen aus Amerika und China seien von Pilzen befallen, sagte der Ökologe René Eschen im Dlf. In etwa 30 Prozent seien zudem Insekten gefunden worden - so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Eingeführtes Saatgut stelle damit ein Risiko für Bäume und den Wald dar.

René Eschen im Gespräch mit Christine Knoll | 13.09.2019
Ein grün glänzender asiatischer Eschenprachtkäfer sitzt auf einem Stück Holz.
Hübsch, aber schädlich: Der asiatische Eschenprachtkäfer wurde in die USA eingeschleppt und hat dort Eschen großflächig vernichtet (imago / Royal Botanic Gardens)
Wer lebende Baumsetzlinge importiert, der riskiert damit, Insekten oder Pilzkrankheiten einzuschleppen. Mit Baumsamen schien dieses Risiko bislang deutlich geringer. Doch nun haben Wissenschaftler am Agrarforschungsinstitut CABI in Zürich Samenproben analysiert - und eine Überraschung erlebt.
Die untersuchten Samen stammten aus Amerika, Europa und China, erklärte der Ökologe René Eschen, Mitautor der Studie, im Deutschlandfunk. In etwa 30 Prozent der Samen wurden Insekten gefunden, in 95 Prozent der Samenproben wurden Pilze nachgewiesen.
Keine Kontrollverfahren für Samen
Nicht alle dieser Pilze seien jedoch pathogene Pilze - also Schädlinge, betonte der Ökologe. Daher sei nicht genau zu sagen, ob diese Pilze ein großes Risiko darstellten.
Ein großes Problem sei jedoch, dass es keine Kontrollverfahren gebe, um befallene Samen an der Grenze ausfindig zu machen:
"Die Samen, die wir untersucht haben, denen konnte man äußerlich nichts ansehen. Sie sahen nicht erkrankt aus. Wenn die Sachen importiert werden, kann der Kontrolleur an der Grenze nicht sehen, ob da Schädlinge drin sind."
Behandlung bei Pilzbefall schwierig
Deshalb schlagen die Forscher vor, Methoden zu entwickeln, um das Risiko schon im Heimatland, also im Exportland, zu verringern.
Ein Beispiel: Bestimmte Insekten in Laubbaumsamen verlassen diese Samen, um sich zu verpuppen. Die Samen sollten also erst zum Export geerntet werden, nachdem die Insekten die Samen verlassen haben.
Behandlungen bei Pilzbefall von Samen sei allerdings schwieriger: "Pilzsporen sind schwierig abzutöten." Hier bestehe das Risiko, mit einer Behandlung auch die Pflanze zu schädigen.
Den weltweiten Handel mit Baumsamen zu verbieten sei nur im Extremfall eine Lösung. Aber, so René Eschen: "Es wäre am besten, wenn die Leute eher Samen aus ihrer Heimat kaufen."