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Studie zum Rauchen
Zigaretten schädigen Lunge und Umwelt

Rauchen ist nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt. Londoner Forscher haben da mal genau nachgerechnet. Die Jahresproduktion von weltweit sechs Billionen Zigaretten erhöht demnach massiv den Ressourcenverbrauch. Das sei vor allem in armen Ländern ein großes Problem.

Von Jens-Peter Marquardt | 25.10.2018
    Zigarettenstummel.
    Der Durchschnitts-Raucher: täglich 20 Zigaretten über 50 Jahre hinweg, das ergibt einen Kohlendioxid-Ausstoß von 5,1 Tonnen (imago | Sven Simon)
    Es war ein Auftrag der Weltgesundheitsorganisation, der die Umweltforscher des Imperial College erreichte. Der Auftrag: Nach den umfassend bekannten Gesundheitseffekten des Rauchens nun auch die Umweltwirkungen des Tabak-Konsums zu erforschen.
    Nikolaos Voulvoulis, Professor für Umwelttechnologie am Imperial College in London, erklärt die Methode der Untersuchung: "Wir haben den gesamten Lebenszyklus des Tabaks untersucht: Vom Anbau der Pflanzen, über die Zigarettenproduktion bis hin zur Entsorgung. Über diesen gesamten Lebenszyklus hinweg haben wir den Ressourcenverbrauch gemessen, die Emissionen, den Abfall und den Kohlendioxid-Ausstoß, von der landwirtschaftlichen Produktion bis zur Entsorgung."
    Wasserverbrauch des Rauchers zehn Mal so hoch wie der eines Fleischessers
    Das Ergebnis: Rauchen schädigt die Umwelt erheblich und verbraucht enorme Ressourcen. Der Klimaschaden, den der Tabakkonsum verursacht, entspricht zum Beispiel dem Schaden, der dem Klima durch ganze Länder wie Israel oder Peru zugefügt wird: "Der Durchschnittsraucher raucht täglich 20 Zigaretten über 50 Jahre hinweg. Dafür braucht er 1,4 Millionen Liter Wasser, eine Anbaufläche von 3.200 Quadratmetern und 1,3 Tonnen Öl an fossiler Energie. Der Raucher verursacht dabei einen Kohlendioxid-Ausstoß von 5,1 Tonnen. Damit ist der Wasserverbrauch des Rauchers zehn Mal so hoch wie der eines Fleischessers. Und: Der Verbrauch an fossiler Energie durch den Raucher ist zehn Mal so hoch wie der eines durchschnittlichen Zuckerkonsumenten."
    Tabak schade dem Klima viel mehr als zum Beispiel Zucker. Gemessen am Durchschnittsverbrauch von Tabak und Zucker ist der Klimaschaden durchs Rauchen vier Mal höher als durch den Verzehr von Zucker.
    Die Studie geht von aktuell jährlich sechs Billionen produzierten Zigaretten aus, die von etwa einer Milliarde Menschen geraucht werden. In den Industrieländern rauchen zwar inzwischen immer weniger Menschen. Doch das ist kein Anlass zur Entwarnung. Denn dieser Rückgang wird dadurch überkompensiert, dass in den Entwicklungsländern immer mehr Menschen zur Zigarette greifen. Rauchen wird damit immer mehr zum Problem der Entwicklungsländer, auch, weil sich dort der Tabakanbau konzentriert.
    Zigaretten als Wohlstands-Bremse
    Es wäre viel sinnvoller, die vier Millionen Hektar Tabak-Anbaufläche auf andere Weise zu nutzen, sagt Professor Voulvoulis: "Es wäre viel nachhaltiger, den Tabakanbau durch den Anbau anderer Produkte zu ersetzen. Das wäre besser für die Gesundheit der Menschen, aber auch für die Wirtschaft dort. Angesichts knapper Ressourcen macht es viel mehr Sinn, höherwertige Pflanzen anzubauen - das wäre gut für die örtliche Wirtschaft, aber auch für die Weltwirtschaft."
    Politisch mache es deshalb Sinn, weltweit noch viel stärker gegen das Rauchen vorzugehen, so der Londoner Umweltexperte: "Zigaretten schaden nicht nur der Gesundheit, sondern bremsen auch den Wohlstand der Menschen. Das sollten die Tabakindustrie und die Regierungen berücksichtigen."