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Studien
Zahlreiche OPs sind unnötig

Operationen, die eigentlich gar nicht nötig wären - das passiert anscheinend häufiger, als man denkt. Ein internationales Team aus fast 30 Medizinern und Experten hat sich Studien aus der ganzen Welt zur Behandlung von Patienten angeschaut. Ihr Ergebnis: Gerade Knie-OPs und Kaiserschnitte seien häufig unnötig.

09.01.2017
    Ärzte setzen einem Patienten eine künstliche Hüfte ein.
    Viele Operationen sind unnötig, warnen die Forscher. (dpa-Bildfunk / Klaus Rose )
    Nach Einschätzung der Forscher ist ein Viertel der Knie-OPs in Spanien unnötig - genauso wie bis zu 70 Prozent der Gebärmutter-Entfernungen in den USA. Außerdem bekommen ihren Erkenntnissen nach mehr als die Hälfte der Patienten in China die falschen Antibiotika verschrieben.
    Die Studie zeigt aber auch: Nicht nur eine Überbehandlung ist ein Problem, sondern auch das Gegenteil - dass Patienten also teilweise nicht ausreichend genug behandelt werden. Beides kann nach Ansicht der Forscher übrigens im gleichen Land und sogar in der gleichen Klinik vorkommen.
    Ursache: Profitgier, Wettberwerbsdruck, fehlende Informationen
    Einer der beteiligten Forscher, Vikas Saini, sagte, die weltweite Fehlschätzung über das richtige Maß an Operationen beruhe unter anderem auf "Profitgier, Wettbewerbsdruck und fehlenden Informationen". Das führe insgesamt zu einem "Ökosystem der mangelhaften Gesundheitsversorgung". Die Wissenschaftler warnen: "Patienten und Bürger müssen verstehen, was auf dem Spiel steht, wenn das Gesundheitssystem in ihrem Land diese Probleme nicht angeht." Allein in den USA würden Milliarden Dollar verschwendet, die zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden könnten.
    Die Studie ist im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlicht worden. Darin heißt es weiter, dass die Zahl der Kaiserschnitte rapide zugenommen habe, und das oft bei Frauen, bei denen es nicht nötig gewesen sei. Dagegen liege der einfache Einsatz von Steroiden, der Frühgeburten verhindern könne, seit 40 Jahren deutlich dahinter. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation werden weltweit 6,2 Millionen Kaiserschnitte durchgeführt, die Hälfte allein in Brasilien und China. Die Experten schreiben: "Es ist eine alltägliche Tragödie in armen und auch reichen Ländern, dass teure und manchmal ineffiziente Technik angewandt wird, während günstigere Eingriffe vernachlässigt werden."
    (ami/hba/tgs)