Freitag, 29. März 2024

Archiv

Studienberatung
Wegweiser durch den Bewerbungsdschungel

Vor acht Jahren wurde die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) abgeschafft. Die Hochschulen müssen jetzt mehr Studienberatung leisten als vorher. Im Ruhrgebiet haben sieben Hochschulen einen langen Abend der Studienberatung organisiert, um den Bewerbern den Weg an die Uni zu vereinfachen.

Von Kai Rüsberg | 07.07.2014
    Eine Studentin informiert sich an einem Computer über die Bachelorstudiengänge am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften an der Freien Universität in Berlin.
    Informationen über Studiengänge der FU Berlin im Internet (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Das Hörsaalzentrum Ost ist das schmuckloseste Betongebäude an der Ruhruniversität. Noch vor dem offiziellen Start des langen Abends der Studienberatung hat Jonas den Weg durch das Gewirr des unbekannten Campus gefunden.
    "Man kommt aus der Schule raus und denkt sich: Ohh! Man muss so viel organisieren. Bisher dachte man, das Abitur sei der einzige Punkt in der Zukunft und dann kommt man raus und merkt, was man alles so vor sich hat."
    Kaum hat er die Schule abgeschlossen, muss er sich für den weiteren Weg entscheiden. Da bietet ihm die Veranstaltung mit ihren vielfältigen Infoständen und Vorträgen eine gute die Möglichkeit einer Last-Minute-Beratung. Der Beratungsbedarf ist seit dem Ende der ZVS gestiegen.
    "Ich bin jetzt hier, um mir ein paar Vorträge in den Einführungsveranstaltungen anzuhören und mich zu informieren."
    Erst vor wenigen Tagen hat der 19-jährige sein Abizeugnis erhalten. Statt Ferien steht nun Bewerbungen schreiben auf dem Stundenplan. Nicht ganz einfach für ihn, weil er Schwierigkeiten mit den Zulassungsvoraussetzungen hat.
    "Hauptsächlich wegen meiner Noten. 3,2 Das ist für das Fach, das ich Studieren möchte, nicht optimal, für Sowi."
    Schwierige Fälle: Abitur von 2,5 und schlechter
    In wenigen Tagen laufen die meisten Bewerbungsfristen für zulassungsbeschränkte Fächer ab. Für viele ist die Frage: Welcher Studiengang, welcher Beruf passt zu mir gar nicht so leicht zu beantworten. Auch Jonas aus Dortmund gehört zu den unentschlossen. Er liebäugelt auch damit, noch ein Jahr Wartezeit einzulegen.
    "Für eine Ausbildungsstelle ist es zu spät. Da werde ich wohl einen Minijob machen."
    Mit 19 Jahren ist Jonas schon einer der ältesten Studienanfänger. Für Studienberater Ludger Lampen gehört er jetzt in der Endphase der Bewerbungszeit zu den eher schwierigeren Fällen.
    "Ausführliche Gespräche braucht man bei Leuten, die 2,5 und schlechter haben. Weil dann an allen Hochschulen die Auswahl eingeschränkt ist."
    Am frühen Abend sind gut 300 Studenten gekommen. An fast jedem Stand der Fakultäten und Beratungsstellen stehen kleine Grüppchen im Gespräch. Der gemeinsame Beratungsabend ist ein wichtiges Instrument, wirklich alle Kandidaten zu erreichen und ihnen eine letzte Chance auf fundierte Beratung kurz vor dem Ablauf der Fristen zu geben.
    "Abend deswegen, in der Abizeit wird zwar gefeiert. Aber in der Schulzeit haben sie nicht mehr viel Zeit, wegen Nachmittagsunterricht. Zwischen drei und vier Uhr haben sie überhaupt keine Zeit, an die Uni zu kommen."
    Verwirrendes "System Uni"
    Radschapowa Ruhschahna kennt die Bochumer Uni schon. Seit 4 Monaten macht die Usbekin einen Sprachkurs und möchte hier ein Masterstudium antreten.
    "Ich habe Bachelor in Finanzwissenschaft in Usbekistan. Ich hab Chance hier zu studieren, hier ist ein ganz anderes System als in meinem Heimatland."
    Für sie ist der zentrale Beratungsabend eine einmalige Möglichkeit, alle Einrichtungen schnell zu finden. Denn für Neulinge, erst recht für Ausländer, ist das System Uni zunächst ziemlich verwirrend.
    "Groß, ich habe gesucht Dekanat von Wirtschaftswissenschaften. Das war nicht einfach."
    Vereinzelt sind auch minderjährige Studienbewerber mit ihren Eltern gekommen. Viele nutzen den Abend aber nur zu einer ersten Information und wollen sich dann später einschreiben. Der befürchtete Ansturm der 17-jährigen bleibt aus, sagt Studienberater Lampen.
    "Wir haben mit dem doppelten Abijahrgang gemerkt, viele sagen, wir machen erst mal etwas anderes. Zum Beispiel Freiwilliges Soziales Jahr, um noch ein bisschen Lebenserfahrung zu sammeln und mit dem Studium durchzustarten."