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Studis mit dem richtigen Riecher

Sein eigenes Parfüm zusammenstellen, das niemand anderes trägt? Das haben drei Berliner Studenten mit einer eigenen Firma umgesetzt. "MyParfuem" ist Deutschlands erste und einzige Geruchswerkstatt, bei der die Kunden per Internet ganz individuell ihr Parfüm herstellen können.

Von Camilla Hildebrandt | 14.12.2009
    Es war auf einer Party: Matti Niebelschütz, sein Bruder Yannis und ihr Schulfreund Patrick Wilhelm unterhielten sich mit Freundinnen, die sich darüber beklagten, dass Andere genau den gleichen Duft auf ihrem Dekolleté tragen wie sie selbst. In dem Moment entstand die Idee für "Myparfuem", erzählt der heute 24-jährige Matti Niebelschütz, der Pressesprecher des Unternehmens.

    "Im Gespräch sind wir dann auf die Idee gekommen: Wäre es nicht möglich, dass jeder sein eigenes Parfum hat, einzigartig und das garantiert kein anderer noch mal hat?"

    Ihr erster Schritt: Sie besuchten Messen, um sich dort mit Parfümeuren und Duftherstellern über ihr Projekt zu unterhalten, erklärt Patrick Wilhelm.

    "Wir sind ein kleiner Fisch am Anfang gewesen, sag ich mal, und dort Mindermengen auszuhandeln, Duftstoffe oder auch bei den Flakons Abnahmemengen herauszuhandeln, das war doch sehr schwierig. Aber die Idee hat dann doch überzeugt."

    Ihr Vorteil war, dass sie schon zu Schulzeiten kleine Firmen gegründet und sich so das Basis-Know-how der Unternehmensgründung angeeignet hatten.
    "Das war bei Patrick Grammophonia, und Yannis und ich hatten auch schon eine Firma: Flaschenlabel, bei der wir Weinflaschen mit Fotos auf dem Etiquette hergestellt haben."

    Das Prinzip: Per Mausklick auf www.myparfuem.com sucht sich der Kreateur zunächst seine Duft-Basis aus, zum Beispiel männlich-orientalisch oder weiblich-fruchtig. Dann kann die Kreation mit 20 verschiedenen Zutaten verfeinert werden, zum Beispiel mit Mandel, Wildkirsche, Rose oder Tonkabohne. Zuletzt einen Flakon auswählen, die Beschriftung dazu – fertig! Probe-Riechen kann man sein Werk allerdings nicht, was die Kunden offensichtlich nicht stört, sagen die drei. Und wem der Duft partout nicht gefällt - der bekommt sein Geld zurück.

    "Wir hatten anfangs sehr wenig Bestellungen, das konnten wir selbst machen im Labor, aber mittlerweile arbeiten hier über zehn Leute, das spricht dafür, dass der Zuspruch da ist, der steigt auch weiter, und vor allem das Weihnachtsgeschäft, das wird bombastisch!"

    Rund 25.000 Euro Startkapital haben die drei in ihr Unternehmen investiert, zusammengeliehen von Freunden und der Familie. Und heute, eineinhalb Jahre nach Firmengründung, arbeiten sie mit weltweit bekannten Duftherstellern zusammen und schreiben mit MyParfuem schwarze Zahlen. Studiert wird neben diesem Fulltime-Job übrigens auch noch. Die Brüder Niebelschütz lernen Jura und Wirtschafts-Ingenieurwesen und Patrick Wilhelm Mathematik und BWL.

    "Seit Beginn des Studiums hatte ich den Wunsch mich selbstständig zu machen, und damit ist der perfekte Sprung vom Studium in die Selbstständigkeit geglückt."

    Stress, der komme bei dieser Kombination - Firmenchef und Student – allerdings auf. Aber die Firma sei es wert!

    "Ich denke, das Wichtigste ist, dass wir ganz klar geteilt haben, wer welche Zuständigkeiten hat, und dass wir uns regelmäßig zusammensetzen - einmal im Monat - und besprechen: was gibt es für Probleme, wie kann man das klären."