Freitag, 29. März 2024

Archiv

Studium
Hilfe für Studienzweifler

Die Zahl der Studienabbrecher ist hoch. Die Gründe dafür sind meist sehr individuell. Auf die Frage, wie es weiter gehen soll, kann die Studienberatung an der Universität Antworten geben. Aber auch die Agentur für Arbeit bietet Informationsveranstaltungen an, denn oft lassen sich Studienleistungen auf dem Arbeitsmarkt anrechnen und Lehrzeiten verkürzen.

Von Carlo Schindhelm | 17.05.2017
    Studenten sitzen am 11.11.2014 im Hörsaal der Tongji Universität in Anting bei Shanghai (China)
    Leere Sitze im Hörsaal - die Zahl der Studienabbrecher ist hoch (picture alliance / dpa - Ole Spata)
    "Ich bin mir immer noch nicht 100 Prozent sicher, was ich studieren möchte." (Studentin) "Ich bin aktuell im sechsten Semester, studiere Geografie mit Soziologie im Nebenfach und bin jetzt kurz davor, das Studium abzubrechen." (Student)
    Zehn Studienzweifler sitzen in einem Nebenraum des Berufsinformationszentrums in Bamberg. Vertreter von der Industrie und Handelskammer, von der Handwerkskammer und von der Studienberatung informieren über alternative Karrierewege. Silke Schneider von der Agentur für Arbeit überlegt, die Veranstaltung künftig zwei Mal im Jahr anzubieten:
    "Gerade im Handwerk herrscht extremer Fachkräftemangel auch Nachfolgermangel - also das heißt, kleine Unternehmen brauchen Firmennachfolger. Und die sind sehr daran interessiert, gerade auch ein bisschen lebenserfahrene Bewerber zu bekommen."
    Auch in der IT-Branche herrsche ein extremer Fachkräftemangel. Verschiedene Programme werben um Studienaussteiger und Abiturienten: "Verkürzung der Lehrzeit, Weiterbildung in der Lehrzeit und so weiter - also man hat schon erkannt, das auch der Arbeitsmarkt noch aufnahmefähig ist und die Unternehmen Fachkräfte aufseiten der Studienaussteiger gewinnen können."
    Studierende sollen ausprobieren dürfen
    Auch an der Uni erworbene Credit Points können die Ausbildungszeit verkürzen. Ein Informatikstudent könnte so etwa seine Ausbildung zum Fachinformatiker auf 18 Monate verkürzen. Letztlich sind das allerdings immer Einzelfallentscheidungen. Wenn sich ein Student jedoch gänzlich umorientiert, lassen sich die Leistungen nicht anrechnen. Der Geografie Student Philipp Alexander Kuschfeldt glaubt dennoch, seine Studienzeit war nicht umsonst:
    "Allerdings hatte das jetzt auch Vorteile. Ich hatte viele Semester Zeit, darüber nachzudenken, wo ich später mal hin will. Ich musste mich auch während des Studiums spezialisieren, welche Fächer ich machen möchte - von daher habe ich jetzt schon eine deutlich bessere Ahnung, was ich für einen Beruf machen möchte, als noch vor drei Jahren, als ich das Studium anfing."
    Er will nun den Beamtentest machen und später mal ins Planungswesen in der Kommunalen Verwaltung.
    Auch Kai Imhof von der Zentralen Studienberatung der Universität Bamberg glaubt, dass Studierende ums Ausprobieren nicht herum kommen: "So was wie Psychologie wollen unheimlich viele Leute studieren, ich würde aber mal denken, dass vielleicht höchsten ein Viertel der Leute wirklich das sucht, was so ein Fach wie die Psychologie bietet. Das finden Sie in ganz vielen Bereichen, dass die Leute mit falschen Vorstellungen ran gehen."
    Eigene Ziele herausarbeiten
    Kai Imhof rät, Zweifel ernst zu nehmen. In einem Einzelgespräch ließen sich dann die Gründe dafür am besten klären: "Freunde, Familie, alle haben so noch andere Ziele mit einem. Also: Die Freunde wollen, dass man in Bamberg bleibt. Die Familie will, dass man möglichst schnell in einen toll bezahlten Job kommt. Aber wir, sage ich mal, sehen nur das Ziel für den Ratsuchenden, was zu finden, wo er sagt, damit bin ich zufrieden und das können wir ganz neutral sehen."
    Sollte eine Studentin oder ein Student der Universität den Rücken kehren wollen, dann vermittelt Kai Imhof sie weiter an Beratungsstellen der IHK, der HWK oder zum Berufsinformationszentrum. Der Ingenieurstudent Andreas Kohles will der Uni noch nicht gänzlich den Rücken kehren. Seine Familie habe ihm zu einem naturwissenschaftlichen Studium geraten. Er wollte jedoch von Anfang an lieber Lehrer werden:
    "Weil ich mich selber eigentlich mehr als jemanden sehe, der mit Menschen arbeiten sollte, als mit Zahlen. Alles hat Zukunft, wenn man gut drin ist, was man macht, glaube ich deswegen - ja, habe ich mich jetzt trotzdem für den Wechsel entschieden, weil ich einfach gemerkt habe, dass das nicht das ist, wo ich hingehöre."