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Südamerika-Reise
Papst Franziskus, der Unbequeme

Papst Franziskus hat seine einwöchige Südamerika-Reise nach seinem Besuch in Paraguay beendet. In Asunción sprach er offen Willkürjustiz und Korruption an. Zuvor war das Oberhaupt der katholischen Kirche in Ecuador und Bolivien gewesen - und prangerte auch dort Missstände unverhohlen an.

Von Tilmann Kleinjung | 12.07.2015
    Papst Franziskus wird in Paraguay von Tänzerinnen begrüßt.
    Eine Woche dauerte die Südamerika-Reise des Papstes, die ihn u.a. nach Paraguay brachte. (picture alliance / dpa / Andrés Cristaldo)
    Am Ende seines Besuches in Südamerika wendete sich Papst Franziskus in Paraguay der dunklen Seite des Kontinents zu und sprach ganz offen und unverblümt die Probleme eines Landes an, dessen Wandlung von der Diktatur zur Demokratie offenbar noch nicht ganz abgeschlossen ist.
    "Gerade eben hat einer zu mir gesagt: 'Da ist jemand vom Militär entführt worden, machen Sie bitte etwas.' Ich weiß nicht, ob das stimmt oder nicht. Ob es gerecht ist oder nicht. Aber eine der Methoden der ideologischen Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts war es, Menschen auszusondern".
    Es verging kein Tag bei dieser Reise, an dem Franziskus nicht die Aussonderung, die Ausgrenzung von Menschen kritisierte, sei sie politisch oder wirtschaftlich motiviert. Eine Wegwerfkultur, die Mensch und Natur wie Objekte behandelt, ist für den Papst aus Argentinien, das Grundübel einer Gesellschaft.
    Papst Franziskus geriet wiederholt in Ideologieverdacht
    Ein Orchester aus Asunción, das aus Müll seine Instrumente baut, durfte da als klingendes Gegenmodell den Auftritt des Papstes in einer Sporthalle begleiten. Franziskus stellte sich den Fragen des Publikums.
    Eine Landarbeiterin sprach Franziskus in ihrer Sprache an, in Guaraní, und fragte ihn, was denn die Politik gegen die soziale Ungleichheit seiner Meinung nach tun soll. Der Papst antwortete: Ein Land braucht Wachstum und auch Reichtum: "Aber der Reichtum muss immer im Dienst des Gemeinwohls stehen, von allen und nicht von einigen, wenigen".
    Wegen Sätzen wie diesen geriet Papst Franziskus bei dieser Reise wiederholt in Ideologieverdacht: Ein linker Papst, der sozialistisch-populistischen Machthabern in Südamerika nach dem Mund redet. Von Boliviens Präsident Evo Morales bekam er ein Kruzifix in Hammer-und-Sichel-Form geschenkt. Die Antwort auf dieses Geschenk folgte mit ein paar Tagen Verspätung, gestern.: "Eine ideologische Betrachtungsweise, die arme Menschen nur in den Dienst anderer stellt oder sie instrumentalisiert, hat keinen Wert. Die Ideologien nehmen alle kein gutes Ende".
    Korruption bekämpfen
    Am Schluss der Fragestunde in Asunción sagte der Papst: "Es gibt da noch eine Sache, die ich gerne ansprechen will." Und er sprach über ein Phänomen, das in Südamerika und dort besonders in Paraguay weitverbreitet ist: Korruption. Das Land belegt im Index von Transparency International einen Platz am Tabellenende: "Die Korruption ist der Schädling, der Wundbrand eines Volkes. Kein Politiker kann seine Rolle erfüllen, wenn er aufgrund von Korruption erpresst wird. 'Gib du mir das, und wenn nicht, dann erlebst du das.' Das gibt es überall auf der Welt. Wenn ein Volk in Einheit leben will, muss es die Korruption verbannen".
    Wie präsent das Phänomen in Südamerika ist, bekamen die Journalisten, die über die Papstreise nach Paraguay berichteten, täglich vor Augen geführt. Das Pressezentrum war sinnigerweise im Gebäude des südamerikanischen Fußballverbandes untergebracht, gegen dessen führende Vertreter im Zusammenhang mit dem FIFA Skandal etliche Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden.