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Südasien
Schwerste Überschwemmungen seit Jahrzehnten

Die Katastrophe in der Monsunzeit in Südasien nimmt immer größere Ausmaße an. Die Zahl der Toten in den vergangenen Monaten ist mittlerweile auf über 2.100 gestiegen. Das Rote Kreuz spricht von den schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Umweltschützer machen den Behörden Vorwürfe.

02.09.2017
    Ein Mann watet am 29.08.2017 in Mumbai (Indien) über eine überflutete Straße. Heftige Regenfälle haben am 29.08.2017 Teile der Stadt lahmgelegt. (zu "Überschwemmungen in Südasien - mehr als 1500 Tote" vom 30.08.2017) Foto: Rajanish Kakade/AP/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
    Heftiger Regen in Mumbai (AP)
    Betroffen sind nach Schätzungen von UNO und Rotem Kreuz insgesamt 40 Millionen Menschen in Nepal, Indien und Bangladesch. Die meisten Todesopfer gibt es in Indien. Dort sind nach Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde 1.687 Menschen infolge des Monsuns ums Leben gekommen. Dort sind sechs Bundesstaaten betroffen. Insgesamt liegt die Zahl der Opfer in der Region mittlerweile bei mehr als 2.100.
    Die südasiatische Monsunzeit dauert in der Regel von Juni bis September, jedes Jahr kommen dabei zahlreiche Menschen ums Leben. In diesem Sommer erlebt die Region den verheerendsten Monsun seit vielen Jahren. Je ein Drittel der Fläche von Nepal und Bangladesch stand Mitte August unter Wasser. Die Menschen stehen vor dem Nichts. Millionen Quadratmeter Felder wurden überschwemmt, Ernten fielen aus. In Bangladesch sind bereits die Preise für Lebensmittel gestiegen. Hilfsorganisationen warnen zudem vor dem Ausbruch von Krankheiten. Bei sinkendem Wasserstand steigt das Risiko hierfür. Die indische Metropole Mumbai wurde hart getroffen. 60 Menschen kamen hier ums Leben - allein 33 bei dem Einsturz eines Hauses, dessen Fundament den Wassermassen nicht standhielt.
    Überflutete Hütten an einer Straße
    In vielen Städten leben die Menschen in Slums - sie haben kaum Möglichkeiten, den Fluten zu entkommen. (AP)
    Umweltschützer machen die Behörden mitverantwortlich für das Ausmaß der Katastrophe. Wegen Korruption unter den Beamten seien nötige Maßnahmen wie der Bau von Entschlammungsanlagen und die Erweiterung von Flüssen nicht umgesetzt worden. Zudem ließen die Behörden zu, dass neue Gebäudekomplexe entstünden, Auen zugepflastert und Wälder abgeholzt würden. Die klimatischen Verhältnisse würden bei solchen Projekten missachtet.
    Indiens Premierminister Modi will umfassende Maßnahmen umsetzen, um Überschwemmungen und Dürren in Zukunft zu verhindern. So sollen Flüsse verbunden werden sowie Dämme und Kanäle gebaut werden. Umweltschützer warnen jedoch auch hier: Der Eingriff in die Natur sei zu groß und würde die Lage noch verschlimmern.
    In Mumbai waten Menschen am 29. August 2017 über eine überflutete Straße.
    Die Überschwemmungen in Südasien haben besonders in Indien, wie hier in Mumbai, große Schäden angerichtet und Tausende das Leben gekostet. (AFP / Punit Paranjpe)
    Nach Einschätzung von Christian Wagner, Südasien-Experte der Stiftung Politik und Wissenschaft, hat Nepal am meisten unter der Katastrophe zu leiden. Es fehle dort vor allem an Vorbereitung auf die Monsunzeit und daraus folgende Fluten, sagte er im Deutschlandfunk. Es gebe in der betroffenen Region sehr schwache staatliche Strukturen. Zudem leide das Land immer noch an den Folgen des Erdbebens von vor zwei Jahren. Indien sei zwar etwas besser gerüstet, aber: "Gerade an der gemeinsamen Grenze zu Nepal fehlt dann auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Nachbarstaat", so Wagner.
    (cvo/kis)