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Süßes für die Kleinen

Computertechnik. - Ein Laptop pro Kind, so lautete die Idee von Nicholas Negroponte vom MIT 2005. Inzwischen ist es ruhiger um die Initiative geworden, doch die Arbeiten laufen weiter. Sebastian Djialas von den Sugarlabs erklärt im Gespräch mit Peter Welchering wohin die Reise geht.

27.06.2009
    Welchering: Herr Djialas, was kann denn das Linux für Kinder besonders?

    Djialas: Dieses Linux für Kinder, wie Sie es genannt haben, ist ein ganz besondere Oberfläche. Es unterscheidet sich vom ganz normalen Desktop, den der Heimanwender von seinem Windows-PC kennt, es bietet Funktionen wie zum Beispiel kollaboratives Arbeiten, das heißt, man kann hingehen und eine fried session, um Texte zu schreiben, kann man öffnen, und irgendwo anders auf der Welt auf einen zweiten PC immer das gleiche tun. Die beiden Sessions vernetzen sich dann, und dann kann man zusammen an einem Dokument arbeiten.

    Welchering: Aber das klingt unglaublich erwachsen. Machen Kinder denn so etwas schon?

    Djialas: Natürlich. Wir haben verschiedene Einsatzgebiete, es gibt verschiedene deployments, also Pilotprojekte auch in Südamerika. Dort können Kinder auch mit der eingebauten Kamera in diesem PC auch zum Beispiel Fotos schießen, die dann an ihre Freunde weiter verteilen, im Unterricht die weiterbenutzen und daran arbeiten.

    Welchering: Wie viele Kinder haben den bisher schon das sugar im Einsatz? Wissen Sie das schon?

    Djialas: Es gibt mehrere 100.000 von diesen PC dort sind verteilt worden. Es gab das give one get one Projekt, das heißt, da konnte ein Privatanwender ein Notebook bekommen und hat gleichzeitig eins gespendet. Auf diese Weise wurden auch weiter Laptops verteilt, das heißt, in wir sind mittlerweile im Millionenbereich.

    Welchering: Sie sagten gerade, das ist eine Benutzeroberfläche für Kinder. Steckt dahinter ein ganz normales Linux, oder musste auch an den Betriebssystem-Routinen selbst etwas geändert werden, damit überhaupt diese Benutzeroberfläche möglich wurde?

    Djialas: Es ist eine Benutzeroberfläche, die auf dem Gnome-Projekt, auf Teilen des Gnome-Projektes basiert. Das heißt, wir setzen wirklich darauf auf, wir geben auch die Änderungen, die wir vornehmen, upstream, das heißt an die Entwickler weiter, so dass der Entwicklungsprozess gewahrt wird. Und wir haben jetzt kürzlich "sugar on a stick" herausgebracht, das heißt, dort haben wir ein Fedora-Linux, ein Linux System angepasst, das direkt mit der Sugar-Umgebung ausgeliefert wird.

    Welchering: Wenn Sie sagen, Sie haben das ganz auf einen Stick gebracht, dann unterstelle ich einfach mal, wenn man Sugar haben will, dann braucht man nicht unbedingt diesen froschgrünen, ist ja ganz nett, aber vielleicht will man ja froschgrün nicht unbedingt haben, diesen froschgrünen 100-Dollar-Laptop haben, man kann das dann auf anderen Laptop oder gar Netbook, PC einsetzen.

    Djialas: Das ist richtig. Ursprünglich war es für den Privatanwender ziemlich schwer an so einen ULPC heranzukommen. Mittlerweile kann man diese Sugar-Oberfläche sich einfach als Privatanwender herunterladen, www.sugarlabs.org ist die Adresse von unserer Initiative, und mittlerweile kann man einfach einen USB-Stick mit Sugar befüllen und dann praktisch an jedem anderen Netbook, Notebook, PC praktisch ein Linux starten.