Um das Jahr 2300 vor Christus war Enheduanna die führende astronomische Priesterin in Mesopotamien. Sie war die Tochter des Königs Sargon und stand dem Tempel der Mondgöttin Nanna in der Stadt Ur vor.
Auf Keilschrifttafeln sind viele Gedichte und Tempelhymnen von Enheduanna überliefert. In einem Text beschreibt sie, wie sie den Lauf des Mondes beobachtet, der die kosmische Ordnung vorgebe. Der Mond spielte offenbar schon damals mit seinem monatlichen Lauf um die Erde eine Rolle als Taktgeber des Kalenders.
In einem anderen Vers geht es darum, wie man die Bewegung der Sterne ausmisst und die Erde erkundet. Enheduanna betrieb sowohl Astronomie als auch Landvermessung und Ackerbau.
Enheduanna - erste Gelehrte der Menschheitsgeschichte
In einem längeren Gedicht preist sie die Göttin Inanna, die am Himmel als Planet Venus leuchtet. Schon damals war den Sumerern bekannt, dass die Venus mal als Abend- und mal als Morgenstern leuchtet.
Enheduanna heißt wörtlich übersetzt "führender Schmuck des Himmels". Sie steht am Beginn einer 500 Jahre andauernden Periode, in der immer Königstöchter die Hohepriesterinnen des Mondtempels gewesen sind.
Sie gilt als die erste Gelehrte der Menschheitsgeschichte, von deren Schriften wir Kenntnis haben. Im Jahr 2015 benannte die Internationale Astronomische Union einen Krater auf dem Merkur nach Enheduanna.