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Supreme-Court-Kandidat
Trump zweifelt an Kavanaugh

Bislang hatte US-Präsident Donald Trump Brett Kavanaugh, seinen Kandidaten für den Supreme Court, unterstützt - trotz Vorwürfen sexueller Belästigung gegen Kavanaugh. Doch jetzt folgte ein überraschendes Eingeständnis.

Von Thilo Kößler | 27.09.2018
    Der Richter Brett Kavanaugh spricht, nachdem US-Präsident Donald Trump für den Supreme Court nominiert hat.
    Der Richter Brett Kavanaugh spricht, nachdem US-Präsident Donald Trump für den Supreme Court nominiert hat. (AFP / SAUL LOEB)
    Es ist selten genug, dass sich Donald Trump in einer Pressekonferenz den Fragen von Journalisten stellt - diese mitunter turbulente Begegnung mit den dutzendfach als "Fake-News"-Medien titulierten Pressevertretern dauerte nun aber eine Stunde und zwanzig Minuten und drehte sich in der Hauptsache um Trumps derzeit größtes innenpolitisches Problem: Die Nominierung des zunehmend umstrittenen Richters Brett Kavanaugh für einen lebenslangen Sitz im Obersten US-Gericht, dem Supreme Court.
    Gegen Kavanaugh werden immer lauter Missbrauchsvorwürfe unter Alkoholeinfluss in Schul- und Studienzeiten erhoben. Donald Trump stellte sich zunächst hinter seinen Kandidaten, den er ein Genie nannte.
    Frauen mit gepanschten Getränken willenlos gemacht?
    Dann räumte er ein, dass er die Nominierung Kavanaughs zurückziehen könnte, falls sich die Vorwürfe gegen ihn erhärteten und sich herausstellen sollte, dass sich Kavanaugh tatsächlich sexueller Verfehlungen schuldig gemacht hat.
    Die Vorwürfe rücken Trumps Kandidaten für einen der neun höchsten Richterposten des Landes in das Licht eines damals labilen und unkontrollierten jungen Mannes, der Frauen auf Parties nicht nur sexuell belästigte, sondern sie mit gepanschten Getränken willenlos machte und ihnen möglicherweise sogar Gewalt antat.
    Die ersten Vorwürfe erhob eine ehemalige Mitschülerin und heutige Pychologieprofessorin, die an diesem Donnerstag vor dem Justizausschuss des Senats aussagen soll. Sollten ihre Vorhaltungen stichhaltig sein, werde er sich möglicherweise von ihren Aussagen überzeugen lassen, sagte Trump.
    Mittlerweile berichten weitere Frauen von sexuellem Fehlverhalten des Kandidaten Kavanaugh: Eine ehemalige Studentin an der Yale-Universität. Und eine ehemalige Mitschülerin einer High-School in Washington, die gestern schriftlich und unter Eid von haarsträubenden Begebenheiten auf Klassenparties berichtete. Dabei soll es in den frühen 1980er Jahren regelmäßig zu Gruppenvergewaltigungen gekommen sein.
    Ob Brett Kavanaugh an diesen Gewalttaten direkt beteiligt war, ließ Julie Swetnick in ihrem Schreiben offen. Dennoch sprach Donald Trump den drei Frauen letztlich die Glaubwürdigkeit ab - sie könnten sich weder an den Ort, noch an die genaue Zeit oder das exakte Jahr erinnern, sagte er.
    Trump wittert ein politisches Komplott der Demokraten
    Er frage sich zudem, warum sich die Frauen erst nach so vielen Jahren an die Öffentlichkeit wenden würden, so Trump. Der Präsident vermutet hinter den Vorwürfen der Frauen ein politisches Komplott der Demokraten auf höchstem Niveau, wie er sagte.
    Angesprochen auf eigenes angebliches Fehlverhalten und entsprechende Vorwürfe mehrerer Frauen, stellte Trump alle mutmaßlichen Geschehnisse in Abrede. Er räumte aber ein, dass diese Erfahrungen seine Haltung gegenüber derartigen Vorwürfen beeinflusst hätten. Während also das berufliche Schicksal von Richter Kavanaugh am seidenen Faden zu hängen scheint, konnte sich Rod Rosenstein offenbar aus dem Schussfeld des Präsidenten retten:
    Der stellvertretende Justizminister und Dienstvorgesetzte von Sonderermittler Mueller in der Russlandaffäre war ins Gerede gekommen, weil er im Kreis von Vertrauten laut über die Absetzung des Präsidenten wegen Amtsunfähigkeit nachgedacht haben soll. Rosenstein sollte an diesem Donnerstag beim Präsidenten im Weißen Haus vorsprechen. Diese Begegnung bleibt ihm nun möglicherweise erspart.
    Er werde das Treffen mit Rosenstein vermutlich verschieben, sagte Trump. Er halte es ohnehin für besser, wenn Rosenstein im Amt bliebe und seinen Job zu Ende machte.