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Syrien
Russland auf dem Rückzug

Russland hat damit begonnen, Militär aus Syrien abzuziehen. Wie viel Gerät und wie viele Soldaten abgezogen werden, ist noch nicht klar. Der Marinestützpunkt in Tartus und der Luftwaffenstützpunkt Hmeimim sollen weiter besetzt bleiben. Putin hatte den Teilabzug damit begründet, dass die Ziele des Einsatzes im Großen und Ganzen erreicht seien.

Von Gesine Dornblüth | 15.03.2016
    Zwei russische Kampfjets starten in Latakia
    Abflug russischer Kampfjets aus dem syrischen Latakia. (picture alliance / dpa / Russian Defence Ministry)
    Der Teilabzug des russischen Militärs aus Syrien ist das Hauptthema in den russischen Fernsehnachrichten. Ein Reporter des Staatskanals Rossija 24 berichtete am Morgen:
    "Die Vorbereitungen für die Verlegung des Militärgerätes nach Russland beginnen schon vor Sonnenaufgang. Als Erstes werden diese Schönheiten auf das Flugfeld rollen: die SU-34."
    Putin: "Kardinaler Durchbruch" im Kampf gegen Terrorismus
    Gegen 9.30 Uhr deutscher Zeit meldete das russische Verteidigungsministerium den Abflug der ersten Staffel. Wie viel Gerät und wie viele Soldaten Russland aus Syrien abzieht, ist ebenso unklar wie die Frage, wie viele eigentlich dort waren. Schätzungen gehen von etwa 60 Kampfbombern und -hubschraubern sowie einigen tausend Soldaten aus. Die Zeitung Vedomosti berichtet, etwa die Hälfte solle in Syrien bleiben. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte gestern klargestellt:
    "Unser Marinestützpunkt in Tartus und der Luftwaffenstützpunkt Hmeimim werden weiter betrieben. Sie müssen zuverlässig geschützt sein. Sie sollen die wichtige Aufgabe übernehmen, den Waffenstillstand zu kontrollieren, und Bedingungen für einen Friedensprozess schaffen."
    Sergej Iwanow, Leiter der Präsidialadministration, bestätigte am Morgen, dass die modernen russischen Raketenabwehrsysteme vom Typ S 400, die Russland im Herbst in Syrien stationiert hat, dort bleiben werden.
    Putin hatte den Teilabzug aus Syrien gestern damit begründet, dass die Ziele des Einsatzes im Großen und Ganzen erreicht seien. Er sprach von einem "kardinalen Durchbruch" im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Russland habe mit den Luftangriffen die Grundlage für Friedensverhandlungen gelegt. Mit dem Teilabzug wolle Russland das Vertrauen aller Konfliktparteien stärken. Unter russischen Politikern stieß der Schritt erwartungsgemäß auf Zustimmung. Stellvertretend für viele Kommunistenchef Gennadij Zjuganow:
    "Wir müssen unseren mutigen Soldaten danken. Sie haben ihre Kampfaufträge effektiv erfüllt." Nun sei der Weg frei für eine politische Lösung.
    FSB: Kampf gegen Terrorismus soll nicht abgeschwächt werden
    In einigen russischen Zeitungen wird darüber spekuliert, ob der Teilabzug das Ergebnis von Verhandlungen Russlands mit den USA über ein weiteres Vorgehen in Syrien sei. In den letzten Wochen hatten sich Russland und die USA in der Syrienfrage leicht angenähert, Barack Obama und Wladimir Putin konnten im Februar gemeinsam einen Waffenstillstand in Syrien verkünden. Auch heute Nacht haben beide Präsidenten telefoniert. Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow betonte allerdings, Putin habe selbstständig über den Teilabzug entschieden.
    Der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Aleksander Bortnikow, und der Leiter der Präsidialadministration, Sergej Iwanow, kündigten unterdessen in Interviews an, Russland wolle seinen Kampf gegen den internationalen Terrorismus keineswegs abschwächen, sondern im Gegenteil "gemeinsam mit den Partnern" intensivieren.