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Tag gegen Kinderarbeit
Mehr als 150 Millionen Kinder müssen arbeiten

Millionen von Kindern würden gerne zur Schule gehen. Das können sie aber nicht, weil sie täglich schuften müssen - in der Landwirtschaft, auf Baustellen oder in Fabriken. Dabei ist Kinderarbeit eigentlich fast auf der ganzen Welt verboten.

Von Dietrich Karl Mäurer | 12.06.2018
    Kinder, die in einer Ziegelbrennerei in einem Vorort von Islamabad in Pakistan arbeiten
    Kinder, die in einer Ziegelbrennerei in einem Vorort von Islamabad in Pakistan arbeiten (dpa/Malik)
    Auf einem Diskussionsforum über Kinderarbeit in Genf berichtet Zulema Lopez über ihre Kindheit. Als Spross von aus Mexiko in die USA eingewanderten Landarbeitern musste sie von klein auf mit anpacken:
    "Ich begann im Alter von sieben Jahren auf dem Feld zu arbeiten, so erzählt es meine Mutter. Ich sage, ich musste arbeiten, seit ich aus dem Mutterleib raus war."
    Zulema Lopez, die sich nun als junge Erwachsene gegen Kinderarbeit engagiert, berichtet von einer harten Zeit. Sie habe oft den Unterricht verpasst. Mit ihren Eltern musste sie von Ernte zu Ernte von Region zu Region reisen.
    "Mit Sieben war es für mich normal. Es war normal, um fünf Uhr morgens aufzuwachen, meine Schuhe und ein T-Shirt anzuziehen, um dann in der glühenden Sonne zu arbeiten. Mein Rücken schmerzte. Neben mir 20-30 Pfund schwere Eimer mit Gurken. Wir versuchten irgendwie über die Runden zu kommen."
    Heute sind es ihre kleinen Geschwister, die ihre Eltern auf dem Feld unterstützen, erzählt Zulema Lopez weiter. - Weltweit müssen mehr als 150 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und siebzehn Jahren arbeiten. Sie arbeiten wie Zulema in der Landwirtschaft. Sie schleppen auf Baustellen schwere Steine. Graben in Minen, Arbeiten in Fabriken oder Haushalten. Fast die Hälfte von verrichtet die Arbeit in einer gefährlichen Umgebung, die krank macht. Das berichtet die Internationale Arbeitsorganisation ILO in Genf. Zwar sank die Zahl der arbeitenden Kinder seit der Jahrtausendwende, doch die Entwicklung hat sich zuletzt deutlich verlangsamt und es gibt einen besorgniserregenden Trend, sagt ILO-Generaldirektor Guy Ryder:
    "Zwischen 2012 und 2016 waren die Fortschritte im Kampf gegen Kinderarbeit meist auf ältere Kinder beschränkt. Kaum verändert hat sich die Zahl der arbeitenden Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren. Und die Zahl der am meisten gefährdeten jungen Kinder in gefährlichen Arbeitsumgebungen, ist sogar gestiegen."
    Den Blick auf die Landwirtschaft richten
    Seit 1999 gibt es eine Konvention der ILO, die die schlimmsten Formen der Kinderarbeit verbietet. 181 Staaten haben die Vereinbarung unterzeichnet, doch oft wird sie nicht eingehalten. Und in vielen Ländern sind Familien auf Erträge ihrer Kinder angewiesen. Besonders kritisch ist die Situation in Afrika, wo jedes fünfte Kind arbeitet. ILO- Generaldirektor Guy Ryder rief dazu auf, die grundlegenden Ursachen von Kinderarbeit zu beseitigen. Er forderte erneut in Mindestalter für die Aufnahme einer Beschäftigung, gefährliche Arbeiten für unter 18-jährige sollten verboten werden, und:
    "Es reicht einfach nicht, wenn wir im Kampf gegen Kinderarbeit lediglich auf die globalen Lieferketten und die Produktion schauen, wo in der Regel ältere Kinder arbeiten. Was auch immer wir tun: Alle Kinder haben das Recht frei von Kinderarbeit zu sein."
    Der Blick müsse auch auf Arbeit in der Landwirtschaft gerichtet werden. Arbeit wie sie die Einwanderer-Tochter Zulema Lopez in den USA in ihrer Kindheit verrichtet hat. Sie sagt:
    "Ich glaube definitiv, dass es ein Problem gibt, und das nicht nur in anderen Ländern. Es ist auch ein Problem in den Vereinigten Staaten. Viele Leute bemerken es nicht. Als mir das bewusst wurde, wurde mir klar, dass es eine Veränderung geben muss."
    Bis 2025 wollen die Vereinten Nationen alle Formen von Kinderarbeit abgeschafft haben. Derzeit sieht es allerdings nicht so aus, als würde das Ziel erreicht werden.