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"Jauch hat sich zu sehr auf dem Polit-Boulevard bewegt"

Günther Jauch hat angekündigt, mit seiner Talkshow im Ersten aufzuhören. Für Fernsehkritiker sei das - anders als für viele Zuschauer - kein Verlust, sagte der Medienjournalist Joachim Huber im DLF. Er empfiehlt der ARD eine "Re-Politisierung des Talks".

Joachim Huber im Gespräch mit Tobias Armbrüster | 06.06.2015
    Günther Jauch in seiner Talkshow.
    Für ihn ist Schluss: Ende des Jahres beendet Günther Jauch seine Talkshow im Ersten. (dpa / Paul Zinken)
    Jauch habe es zwar geschafft, dass seine Talkshow am Sonntagabend das erfolgreichste dieser Formate in der ARD war, so Huber. Jedoch sagte er im Interview mit dem Deutschlandfunk: "Für das, was Aufgabe einer politischen Talkshow ist, kann es nur ein Gewinn sein, wenn ein anderer übernimmt." Der Medienjournalist des "Tagesspiegel" in Berlin kritisierte, Jauch habe sich nie entscheiden können, ob er für Information oder Unterhaltung stehe. Man müsse aber nicht den gesamten Sonntagabend im Ersten als "Entspannungsbecken" verstehen - der "Tatort" als Unterhaltung genüge.
    Huber rät der ARD zu einer "Re-Politisierung des Talks": Politik sollte nicht nur am Rande gestreift, sondern tatsächlich als Thema behandelt werden. Dafür müsste nicht zwingend eine große Runde zusammensitzen - auch Zweierkonstellationen mit einem Interviewer und einem Politiker könnten "hochergiebige Sendungen" sein, weil man dem jeweiligen Politiker sehr nahe komme. Die ARD habe bereits 2014 ihre fünf Talkshows auf nur noch vier reduziert. Nach dem Wegfall von "Beckmann" habe er keinen Phantomschmerz gespürt, sagte Huber. Drei Gesprächsformate würden immer noch ausreichen.