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Tamm-Museum soll keine braune Pilgerstätte werden

Im nächsten Jahr soll in Hamburg ein Museum eröffnet werden, um das es seit langem Streit gibt: das Schifffahrtmuseum des früheren Verlegers Peter Tamm. Kritiker werfen dem Sammler vor, Militaria und Waffen auszustellen und damit unter Umständen ein rechtslastiges Publikum anzulocken. Die Stadt hat daraufhin ein Expertengremium einberufen, das die pädagogische Konzeption begutachten soll.

Von Werner Nording | 28.03.2007
    "Militarismus. Rechtspopulismus. Unsere Antwort: Widerstand" riefen die Demonstranten, als vor knapp zwei Jahren der Grundstein für das Internationale Maritime Museum Hamburg gelegt wurde. Die zehn Stockwerke des 1878 gebauten Kaispeicher B im Hamburger Hafen werden seitdem umgebaut, im nächsten Jahr soll das Museum eröffnet werden. Die Stadt Hamburg hat den Umbau des Speichers mit 30 Millionen Euro unterstützt. Der frühere Springer-Vorstandschef Peter Tamm hatte im Gegenzug seine maritime Privatsammlung der Museumsstiftung geschenkt. Eine einzigartige Sammlung, meinen Experten, wie der Präsident des Hauses der Geschichte in Bonn, Hermann Schäfer:

    " Ich kenne nur positive Meinungen über die Sammlung. Ich habe sie selbst gesehen. Ich schätze sie sehr hoch ein. Ich kenne keinen privaten Mann auf der Welt, der zum Thema Seefahrt so viel zusammengetragen hat wie Herr Tamm. "

    Die Demonstranten fürchten dagegen, dass das neue Tamm-Museum ein Wallfahrtsort für Militaristen und Ewiggestrige werden könnte. "Gegen Waffenkultur und Marinepropaganda" war auf den ihren Transparenten zu lesen: "Wir mahnen, Militär und Gewalt lösen keine Probleme." Der Sprecher der Hamburger Friedensbewegung, Lühr Henken, bringt die Kritik auf den Punkt:

    " Wir befürchten, dass das Museum von Herrn Tamm ein Anziehungsort werden könnte für Militaristen und Rechtsradikale, plus: Wenn man sich die Sammlung anschaut, stellt man fest, das überwiegend Militaria ausgestellt sind und sehr viele Symbole aus der Nazizeit präsentiert werden, die auch mit hoher Wahrscheinlichkeit in dieses Haus hineinkommen sollen. Das Problem ist, dass Herr Tamm ganz allein das Sagen hat, was in dieses Museum hineinkommt. So sind die Verträge. "

    Richtig ist, dass die Stadt Hamburg keinen Einfluss auf das Museumskonzept hat. Dadurch waren Gerüchte genährt worden, Tamm sei dabei, den Speicher in ein Nazi-Museum umzuwandeln. Tamm selbst weist alle entsprechenden Vorwürfe entschieden zurück:

    " Also in dieser Kritik sind nur vorgefasste Meinungen. Es wird einfach eine Behauptung in die Gegend gestellt, ich verherrliche Kriegsschiffe, ja, was wollen Sie, wenn Sie Kriegsschiffe aufstellen oder Handelsschiffe, ist es dann Verherrlichung oder nicht? Es wird nach alter kommunistischer Manier nur unterstellt, dreimal wird behauptet, die Falschbehauptung wiederholt, und dann gilt sie als wahr. Es ist hier gar nicht die Absicht, sich auseinander zu setzen, hier ist die Absicht Schaden anzurichten, nach meiner Meinung sogar aus persönlicher Rache oder was auch immer. "

    Die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck versichert, dass das neue Museum nicht zu einer braunen Pilgerstätte wird. Hier werde keineswegs ein einseitiges Geschichtsbild vermittelt, versichert die parteilose Kulturpolitikerin.

    " Es ist wirklich total unbegründet, weil die Menschen, die dafür verantwortlich sind, dass hier etwas Vernünftiges entsteht, nämlich ein internationales Schifffahrtsmuseum, solide Leute sind. Selbst ich zähle mich dazu, weil ich zufällig aus dem Museumsbereich komme. Ich weiß genau, wie man vernünftige Museen macht und ich werde auch meine Kompetenz mit Verve und Leidenschaft hier einbringen. "

    Die Kultursenatorin hat einen Beraterkreis von vier Hamburger Museumsdirektoren eingerichtet, der bei der pädagogischen Konzeption des Museums eng mitarbeitet. Mit dabei ist die Direktorin des Museums der Arbeit, Lisa Kosok:

    " Ich fürchte fast, dass die Tatsache, dass unentwegt darüber geschrieben wird, dass es vielleicht zu einer Wallfahrtsstätte werden könnte, viel mehr von diesen ewig Gestrigen aufruft und zu Beifallsbekundungen bewegt, als einem lieb ist. Das ist vielleicht meine Befürchtung. Ich glaube überhaupt nicht, dass dieses Museum in irgendeiner Form eine Botschaft dieser Art transportieren wird. Davon bin ich überzeugt, und es gibt genügend Instanzen, die dafür sorgen werden, dass das nicht der Fall ist. "