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Tanker-Explosion
Unruhe an den Rohstoffmärkten

Die Ölpreise sind direkt nach der Meldung von der Tanker-Explosion im Golf von Oman rasant gestiegen. Die enormen Ausschläge haben sich einen Tag später bislang nicht fortgesetzt. Die erneute Eskalation könnte aber zu einem Stimmungsumschwung führen.

Von Eva Bahner | 14.06.2019
Heck des Öltankers in der Straße von Hormus
Ein Öltanker passiert die Straße von Hormus (picture alliance / Kyodo)
Warum reagieren die Rohstoffmärkte so deutlich auf die Meldung von den brennenden Öltankern?
Weil diese Tanker genau an einem Ort angegriffen worden sind, der wirklich sehr wichtig ist für den internationalen Ölhandel: die Straße von Hormus, eine Meerenge, quasi das Tor zu den weltweit wichtigen Ölfeldern des Irak, von Kuwait und Abu Dhabi. Diese Meerenge verbindet quasi diese ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. 30 Prozent des verschifften Erdöls müssen durch dieses Nadelöhr. Und es ist ja nicht das erste Mal, dass Tanker angegriffen wurden, es gab ja entsprechende Vorfälle bereits im Mai.
Wenn dieser Konflikt nun weiter eskaliert und es zu einer Blockade dieser Meerenge kommen würde, wäre der Öltransport schon stark beeinträchtigt. Dann würde das weltweite Angebot auf den Ölmärkten schon rapide zurückgehen und das würde die Ölpreise steigen lassen, vielleicht sogar auf über 100 Dollar pro Fass. So ein rapider Anstieg würde dann auch weltweit für Verunsicherung sorgen, konkret höhere Produktionskosten für Unternehmen bedeuten und das würde sich auch negativ auf die weltweite Konjunktur auswirken. Aber derzeit liegen die Notierungen für Öl noch weit darunter.
Hat sich denn die Lage auf den Rohstoffmärkten wieder beruhigt?
Die Ölpreise haben weiter leicht zugelegt, allerdings ist das kein Vergleich zu gestern, als der Preis der Nordsee-Sorte Brent um über vier Prozent nach oben geschossen ist. Das ist für einen einzigen Tag ein deutlicher Anstieg. Aber ein Barrel der Sorte Brent kostet aktuell noch immer 61,68 US-Dollar, amerikanisches Leichtöl WTI liegt bei 52,79 US-Dollar. Generell sind die Ölpreise derzeit sehr moderat, auch weil die weltweiten Lagerbestände sehr hoch sind. Die Schieferölproduktion in den USA, das Fracking, sorgt für ausreichend Nachschub. Aber es besteht schon eine gewisse Gefahr, dass diese erneute Eskalation im Golf von Oman einen Stimmungsumschwung an den Rohstoffmärkten auslösen könnte, und institutionelle Anleger auf einmal auf steigende Ölpreise setzen.
Und das könnten die Autofahrer dann auch an der Tankstelle merken?
Also grundsätzlich der Benzinpreis hängt nicht direkt am Ölpreis, da spielen ja noch andere Faktoren wie Steuern zum Beispiel eine Rolle, aber der Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes, Alexander von Gersdorff, der schließt zumindest nicht aus, das wenn die Zwischenfälle im Golf von Oman die Ölpreise steigen lassen, dann auch die Kraftstoffpreise steigen "über kurz oder lang", wie er sagt. Entscheidend für den Benzinpreis, sei allerdings der Einkaufspreis für Benzin im Großhandel - also ab Raffinerie, und der kann mit den Ölnotierungen übereinstimmen, muss aber nicht. Also der Ölpreis bildet nur die Basis für den späteren Produktpreis. Der Verbandssprecher verwies auch darauf, dass zurzeit die Ölpreise deutlich niedrigerer seien als noch vor einem Monat. Also allzu große Sorgen müssen sich Autofahrer derzeit noch nicht machen.