Dienstag, 16. April 2024

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Tarifverhandlungen
Warnstreiks in der Metallindustrie

In der Metall- und Elektroindustrie haben bundesweit die ersten Warnstreiks begonnen. Tausende Beschäftigte legten in der Nacht ihre Arbeit nieder, darunter in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern. Die Gewerkschaft IG Metall fordert für die Angestellten unter anderem 5,5 Prozent mehr Lohn.

29.01.2015
    Demonstranten stehen am 29.01.2015 in Sindelfingen während eines Warnstreiks der Gewerkschaft IG Metall vor dem Mercedes-Benz-Werk.
    Auch im Mercedes-Benz-Werk im baden-württembergischen Sindelfingen wurde die Arbeit niedergelegt. (dpa/Naupold)
    Die Warnstreiks wurden unmittelbar nach Ablauf der Friedenspflicht um Mitternacht begonnen. Im Laufe des Tages und in den kommenden Wochen sollen nach Angaben der IG Metall weitere Protestaktionen folgen.
    Neben der Lohnerhöhung verlangt die Gewerkschaft für die 3,7 Millionen Beschäftigten der Branche außerdem bessere Bedingungen für Altersteilzeit und Weiterbildung. Das erste Angebot der Arbeitgeber, die Entgelte um 2,2 Prozent anzuheben, hatte die IG Metall in dieser Woche abgelehnt. Die Gewerkschaft begründet ihre Forderungen mit der guten Gewinnentwicklung in vielen Unternehmen. Die Arbeitgeber halten dagegen, die Konjunkturaussichten seien sehr unsicher und eine Tariferhöhung von 5,5 Prozent deshalb völlig unangemessen.
    Große Kundgebungen bei Ford
    Allein in Nordrhein-Westfalen hätten in 15 Betrieben mehr als 3.000 Beschäftigte nach Mitternacht die Arbeit für gut eine Stunde ruhen lassen und vor den Werkstoren protestiert, teilte die IG Metall NRW mit. Zur größten Kundgebung seien bei den Ford-Werken in Köln insgesamt 1.500 Mitarbeiter zusammengekommen. "Das ist ein klares Zeichen, dass die Arbeitgeber ein vernünftiges Angebot vorlegen müssen", sagte Gewerkschaftssekretär Andre Kaufmann.
    Der IG-Metall-Bezirksleiter von NRW, Knut Giesler, sagte vor dem Tor des Benteler-Werks in Paderborn, die Enttäuschung der Beschäftigten und der IG Metall sei groß. Alle hätten von den Arbeitgebern ein klares Signal für faire Verhandlungen zu allen drei Forderungen erwartet. "Die Arbeitgeber stehen voll auf der Bremse", kritisierte Giesler vor rund 500 Beschäftigten.
    Weitere Verhandlungen im Februar
    In Hessen und Rheinland-Pfalz ließen nach IG-Metall-Angaben in der Nacht über 1.500 Beschäftigte in elf Betrieben die Arbeit vorübergehend ruhen. Auch in Stuttgart und Sindelfingen sowie an mehreren Orten in Bayern gab es Protestaktionen.
    Im Laufe des Tages sollen die Warnstreiks an zahlreichen Standorten in Deutschland weitergehen. Die IG Metall hat bereits damit gedroht, ihre Arbeitskampfmaßnahmen wochenlang fortzusetzen. Die Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft werden am 6. Februar in Nordrhein-Westfalen fortgesetzt. Im Bezirk Baden-Württemberg soll am 11. Februar weiterverhandelt werden, hier wurde schon häufig der Pilotabschluss für das gesamte Bundesgebiet vereinbart.
    Ein Knackpunkt der Verhandlungen sind die Positionen zu Altersteilzeit und Weiterbildung. Bei der schon heute möglichen Altersteilzeit fordert die Gewerkschaft einen Anspruch aller Beschäftigten auf vorzeitiges Ausscheiden aus dem Job. Bisher ist das auf vier Prozent der Mitarbeiter eines Betriebes begrenzt. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall will diese Möglichkeit hingegen noch begrenzen.
    (fwa/cb)