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Tattoo-Entfernung
Gefahr durch krebserregende Stoffe

Die für Tätowierungen benutzten Farbpigmente sind grundsätzlich umstritten. Doch auch eine Tatoo-Entfernung ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Blausäure und Benzol können entstehen - doch die Liste der gesundheitsbedenklichen Risiken wird noch länger.

Von Volker Mrasek | 15.09.2016
    Ein Mann lässt sich seine riesige Tribal-Tätowierung mit Hilfe eines starken Lasers entfernen.
    Ein Mann lässt sich seine Tätowierung mit Hilfe eines starken Lasers entfernen (dpa)
    An sechs gängigen Tätowiermitteln prüft das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin derzeit, welche Abbauprodukte entstehen, wenn man sich die Farbstoffe wieder aus der Haut weglasern lässt. Die Abteilung für Produktsicherheit am BfR führt das Forschungsprojekt durch. Federführend ist die Biotechnologin Ines Schreiver. Bisher lagen nur Ergebnisse für eines der Pigmente vor. Schon sie sind beunruhigend:
    "Das ist eigentlich das einzige Blaupigment, das man derzeit in Tattoofarben findet. Dort konnten wir zum ersten Mal zeigen, dass Blausäure und Benzol entstehen."
    Blausäure ist schon in geringen Konzentrationen giftig für Körperzellen. Und Benzol ein erwiesenes Humankarzinogen, also ein krebserregender Stoff, den man deswegen eigentlich nicht in Tätowiermitteln haben will oder auch nicht bei der Zersetzung."
    Jetzt wird die Liste gesundheitsbedenklicher Stoffe noch länger. Auf dem Deutschen Lebensmittelchemiker-Tag in Freising bei München legte Ines Schreiver die Daten für ein weiteres Tattoo-Pigment vor. Es heißt "Orange 13". Auch dieser Farbstoff wurde am BfR probehalber in Schweinehaut injiziert und dann wie bei der Tattoo-Entfernung mit Laserlicht bestrahlt. Im Fall von "Orange 13" entstanden dabei unter anderem Anilin und ein chloriertes Benzidin. Das sind ebenfalls zwei mutmaßliche Krebsgifte. Schreiver:
    "Beim Orange-13-Pigmet ist die Benzolkonzentration auch sehr hoch. Man kann Grundstzälich davon ausgehen, dass organische Pigmente sich unter so hohen Temperatureinflüssen sich in potenziell gefährliche Stoffe zersetzen."
    Temperaturen die 600 Grad überschreiten können im Zentrum des Laserstrahls entstehen.
    "Durch diese Temperatur haben wir etwas, was, dass bei Verbrennungen auch auftritt. Die chemischen Strukturen bei den organischen Pigmenten zersetzen sich. Das führt zu diesen Zerfallsprodukten."
    Wie groß das gesundheitliche Risiko für Verbraucher dadurch ist, könne man im Moment noch nicht abschätzen, sagt Christoph Hutzler. Der Chemiker leitet das Analyselabor im Fachbereich Produktsicherheit des BfR:
    "Welche Substanzen beim Lasern entstehen, also der Datensatz davon, muss eingehen in die Risikobewertung der Substanzen. Man muss zukünftig berücksichtigen, was passiert, wenn der Mensch das Tattoo loswerden will: Welche Substanzen da im Körper entstehen. Das war bisher nicht berücksichtigt."
    Neben Laserlicht gibt es weitere Verfahren, um Tätowierungen wieder loszuwerden. Doch auch die seien nicht unproblematisch, sagt Ines Schreiver:
    "Zu einer anderen Entfernung gibt es auch eine Stellungnahme des BfR: Von einer Milchsäure-Entfernung, wird eher abgeraten, weil da auch Nebenwirkungen aufgetreten sind. Und es gibt Verfahren, wo die oberste Hautschicht ein bisschen abgenommen wird, ähnlich wie mit einer Rasierklinge. Dabei sind dann aber höhere Gefahren für die Narbenbildung vorhanden. Aber auf diesem Weg geht es nicht unbedingt komplett."