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Technologiebörse Nasdaq
Deutsche Biotech-Firmen besorgen sich Kapital

Das Geld ist immer noch knapp in der deutschen Biotechnologie-Branche - trotz Fördersummen und Steuervergünstigungen. Zum ersten Mal seit rund neun Jahren wagen sich deutsche Biotech-Unternehmen wieder an die Kapitalmärkte: Allerdings nicht in Frankfurt, sondern in New York. Die Biotech-Börsengänge an der Technologiebörse Nasdaq boomen.

Von Miriam Braun | 30.04.2015
    Eine deutsche und eine US-Fahne, die ein Fernsehsender zu Illustration eines Beitrages mitgebracht hatte, sind am Mittwoch (01.02.2012) in der Börse in Frankfurt am Main zu sehen. Am gleichen Tag haben die EU-Wettbewerbshüter ihr Nein zur geplanten Fusion der Deutschen Börse AG mit der New Yorker NYSE Euronext bekannt gegeben. Fast genau ein Jahr nach Ankündigung der Megafusion versagte die EU- Kommission dem Megadeal ihre Zustimmung. Foto: Frank Rumpenhorst dpa/lhe
    In den USA ist die Biotech-Branche rund eine Trillion Dollar Marktkapitalisierung schwer. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst )
    Die Technologiebörse in New York. Hier erklimmt der gleichnamige Index Nasdaq seit Jahresanfang Rekorde und erklomm vergangene Woche ein Allzeithoch. Mit von der Partie: Das deutsche Biotech-Unternehmen Affimed aus Heidelberg. Es forscht an DNA-veränderten Antikörpern des menschlichen Immunsystems, um diese in der Krebstherapie einzusetzen - ist seit vergangenen Herbst an der Nasdaq gelistet und kommt auch im Index vor. Geschäftführer Adi Hoess über den Börsengang:
    "Hier ist ein sehr großes Volumen an Finanzierung möglich und das ist letztendlich der Auslöser gewesen. Ein zweiter Grund ist, dass auch alle unsere sogenannten Peer-Companies hier in den USA gelistet sind und wir uns dementsprechend direkt mit diesen Firmen vergleichen können."
    Förderung nicht ausreichend
    Denn viele Biotech-Startups und Firmen in Deutschland haben - trotz umfangreicher Gründungsfinanzierung - Schwierigkeiten Kapital für ihre aufwendigen und langwierigen klinischen Studien zu finden. Fachjournalist Luke Timmerman schreibt seit mehr als 15 Jahren über die Industrie:
    "Es ist ein sehr ungewöhnliches Gewerbe: Im Voraus müssen große Summen langfristig investiert werden und die Unternehmen machen lange keine Gewinne. Traditionelle Bewertungs- und Finanzierungskriterien greifen nicht. Man braucht Wagemut und einen gesunden Appetit auf hochriskante, spekulative Investitionen. Und das ist einfach mehr die amerikanische Art."
    Seit knapp 9 Jahrengab es keinen Biotech-Börsengang an der Deutschen Börse in Frankfurt, während allein im vergangenen Jahr sieben europäische Unternehmen an die Nasdaq gingen. In den USA ist die Branche rund eine Trillion Dollar Marktkapitalisierung schwer. Der Nasdaq Biotechnologie Index hat sich in den letzten drei Jahren fast verdreifacht. Affimed, beispielsweise hat über 56 Millionen Dollar einsammeln können:
    "Ich denke es ist eine Chance für ganz Europa. Sie sehen ja, dass es auch viele Firmen aus Europa heraus nutzen. Also man sieht, dass die Idee letztendlich sich dem Kapitalmarkt zu öffnen essenziell ist, um Firmen dementsprechend zu finanzieren. Und die Volumina, die man hier in den USA in eine Firma holen kann sind sehr sehr hoch. Es gibt Börsengänge zwischen fünfzig, hundert, hundert-fünfzig Millionen Dollar und das Kapital wäre derzeit in Europa nicht zur Verfügung."
    Fehlendes Risikokapital
    Ein Bericht der Deutschen Bank zeigt, dass Forschung und Innovationen der deutschen Biotechnologie-Branche rückläufig sind. Beispielsweise wurde 2007 noch rund die Hälfte der Umsätze in Forschung und Entwicklung gesteckt - 2013 war es nur noch ein Drittel. Vor allem fehlendes Risikokapital war der Grund.
    "Wir hätten große Probleme gehabt die Firma weiter zu finanzieren. Dementsprechend ging's um unsere Entwicklung, unsere Arbeitsplätze und das ist zumindest jetzt mal für zwei Jahre gesichert. Vorher hatten wir eine Sicherung von ungefähr sechs Monaten – also es hat unsere Stabilität enorm erhöht."
    Auch 2015 planen weitere Biotech-Firmen aus Europa, darunter auch wieder einige aus Deutschland, einen Börsengang in New York.