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Teixeira klammert

Gegangen ist Ricardo Teixeira bereits am Freitag, in sein Haus nach Miami, wo ihn Frau und Tochter erwarteten. Darauf hatte die Sportpresse spekuliert - und auch darauf, dass er seine Ämter niederlegt. Teixeira ist Chef des brasilianischen Verbandes CBF seit 1989, er präsidiert dem WM-Organisationskomitee COL und ist Vorständler des Weltverbandes Fifa. Letzteres Amt ruht seit Januar, die beiden nationalen Ämter hat er zwar noch inne - aber nicht mehr lange, wenn es nach Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff geht. Sie sorgt sich um die WM 2014 im eigenen Land, Teixeira ist eine Art personifizerite Rufschädigung. Der aber klammert sich noch an seine Ämter, dast tat er am Wochenende über die Website des Verbandes kund: Er bleibe Chef von CBF und WM-Komitee COL.

Von Thomas Kistner | 20.02.2012
    Heißen muss das nichts. Parlaments- und Senatsauschüsse in Brasilia hatten schon 2001 offiziell festgestellt, Teixeiras CBF sei ein "Hort von Verbrechen und Lüge", da wiegt so eine Erklärung in eigener Sache wenig. Zumal sich in Brasilien die jüngste Korruptionsaffäre um Teixeira zuspitzt. Aufgeflogen waren anrüchige Geschäfte mit seinem Partner Sandro Rosell. Der betrieb eine Marketingagentur namens Ailanto, die 2008 ein Test-Länderspiel zwischen Brasilien und Portugal zu Wucherpreisen organisiert hatte. Die Regionalregierung von Brasilia bezahlte für das Match knapp vier Millionen Euro, nun geht es um Missbrauch von Staatsgeldern. Die Bundesjustiz ermittelt. Tage vor dem Freundschaftsspiel ließ sich ein neuer Firmenableger der Ailanto auf Teixeiras privater Farm registrieren. Zudem bezahlte Ailanto Geld an Teixeira. Der Funktionär bestritt die Vorwürfe.

    Jetzt kommt es noch dicker: Laut Presseberichten im WM-Land 2014 hat Geschäftspartner Rosell im Vorjahr 1,7 Millionen Euro auf das Konto von Teixeiras elfjährigen Tochter Antônia überwiesen. Damit erreicht die Affäre den renommiertesten Klubrepräsentanten in Europa: Sandro Rosell ist der Vereinspräsident des FC Barcelona. Das Duo Teixeira/Rosell sorgte schon öfter mit Finanzgeschäften für Irritation. Rosell band zum Einstieg als Barça-Präsident 2010 den weltbesten Fußballklub an die Qatar Foundation an. Erstmals in seiner Geschichte macht Barça nun Trikotwerbung für einen Sponsor. Der Vertrag wurde Tage nach dem WM-Zuschlag für Katar besiegelt. Barça kassiert bis 2016 insgesamt 165 Millionen Euro.
    Es gibt jede Menge Klärungsbedarf.

    Teixiera aber wittert gerade die Chance auf eine Gnadenfrist. Tritt er ab, würde bis 2014 der älteste CBF-Vizepräsident Jose-Maria Marin nachrücken. Marin aber wurde kürzlich gefilmt, wie er bei einer Siegerehrung eine Goldmedaille in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Jetzt setzen ihm die Landeverbände zu - kleine Sünden bestrafen die Fußballgötter gern sofort.