Donnerstag, 28. März 2024

Archiv


Tenhagen: Auslandsanlagen sind mit versteuerten Zinsen legal

Geldanlagen im Ausland werden nicht doppelt versteuert, sagt Hermann-Josef Tenhagen. Der Chefredakteur von "Finanztest" ergänzt aber, dass eine weitere Steuererklärung in Deutschland zu einer Steuerverrechnung führen könnte. Von Anlagen bei Firmenkonstrukten rät er ab, da diese nicht durchschaubar seien.

Hermann-Josef Tenhagen im Gespräch mit Georg Ehring | 04.04.2013
    Georg Ehring: Viele Superreiche tun es, um noch reicher zu werden. Durch die Enthüllungen eines internationalen Journalistenteams ist die Geldanlage in fernen Ländern und auf exotischen Inseln wieder ins Gespräch gekommen. Das ist illegal, wenn dabei Steuern hinterzogen werden, doch verboten ist die Geldanlage im Ausland nicht und vielleicht gibt es ja auch gute Gründe dafür. Darüber möchte ich jetzt sprechen mit Hermann-Josef Tenhagen, dem Chefredakteur der Zeitschrift ""Finanztest"". Guten Tag, Herr Tenhagen.

    Hermann-Josef Tenhagen: Guten Tag!

    Ehring: Herr Tenhagen, zunächst einmal: Worauf muss ich achten, damit die Geldanlage jenseits der Grenzen legal bleibt?

    Tenhagen: Es gibt ja zwei Dinge, die man bei der Geldanlage immer beachten muss: Das Geld soll sicher sein. Wir haben zum Beispiel Festgeldkonten in vielen EU-Ländern, die wir bei unseren Listen, wo wir sagen, da kann man gut Geld anlegen, da bekommt man gute Renditen, dabei haben. Und das ist Erstens sicher dort und Zweitens ist es legal, wenn man die Zinsen, die man da hat, ordentlich versteuert.

    Ehring: Muss man die dann doppelt versteuern, im Ausland und im Inland?

    Tenhagen: Nein, man muss die nicht doppelt versteuern. Man muss möglicherweise dann eine Steuererklärung in Deutschland machen und das gegeneinander verrechnen. Aber man muss sie nicht doppelt versteuern, sondern immer nur einmal. Wie überhaupt der Punkt ist: Man muss unterscheiden zwischen einer völlig vernünftigen Anlage beispielsweise auf einem Festgeldkonto in Großbritannien, in den Niederlanden, in Österreich, oder auch in Frankreich und einer Briefkastenfirma, sagen wir mal, auf den British Virgin Islands. Da gibt es für die paar Zehntausend Einwohner eine Million Firmen, von denen man nicht so genau weiß, was die da eigentlich tun und wem die ihre Steuern dann zahlen.

    Ehring: Wie steht es denn in fernen Ländern um die Sicherheit von Anlagen? Einlagensicherung zum Beispiel? Wer zum Beispiel sich Zypern ausgesucht hat als Anlageziel, muss ja unter Umständen Befürchtungen haben.

    Tenhagen: Einlagensicherung ist innerhalb der EU ja so geregelt, dass die ersten 100.000 Euro auf einem Spar- oder Festgeldkonto sicher sein sollen. Das war ja eine der großen Diskussionen in Zypern, das ist jetzt Gott sei Dank auch da so geblieben.

    Das gilt eigentlich auch für die Konten, die wir bei "Finanztest" immer empfehlen. Wir haben jeden Monat diese Empfehlungslisten drin. Und da, wo wir empfehlen, dass man das Geld hintun kann, sind die 100.000 Euro auch sicher. Über die 100.000 Euro hinaus ist man natürlich nicht sicher, wenn man bei einer Bank ist und diese Bank geht Pleite. Und wenn man so Firmenkonstrukte macht, weiß man natürlich auch nicht so genau, was da passiert. Aber wir sind ja alle nicht die Tochter von Herrn Marcos, die dann irgendwelche Millionen oder Milliarden durch die Gegend anlegt, wenn man diesen Informationen glauben darf. Was ich am spannendsten fand, dass die Kollegen von der Süddeutschen schreiben, die EU-Kommission sage, allein in der EU gehe auf diese Art und Weise im Jahr eine Billion Euro an Steuern verloren. Eine Billion, das sind 1000 Milliarden Euro.

    Ehring: Das ist eine gewaltige Menge. Gibt es denn aus Ihrer Sicht gute Gründe für die Anlage von Geld im Ausland?

    Tenhagen: Na ja, gute Gründe sind immer, wenn die ausländischen Banken oder Firmen bessere Angebote machen als die inländischen. Das gilt für diese Tagesgeldkonten, die wir bei "Finanztest" avisieren oder Festgeldkonten. Das gilt aber auch bei Fonds. Es gibt eine Menge Aktienfonds, die zum Beispiel in Luxemburg oder in Irland oder in Frankreich oder in den Niederlanden aufgelegt sind, die bei uns bei den Bestenlisten dabei sind, die kann man hierzulande gut kaufen, und so ein Fonds, das ist ganz prima, wenn man das Geld da anlegt.
    Wenn man einen ausschüttenden Fonds hat, ist das auch ganz eindeutig, was passiert: man bekommt ja eine Ausschüttung und die muss man dann versteuern. Wenn es ein sogenannter thesaurierender Fonds ist, also wenn der Fonds das Geld behält und gleich wieder anlegt, dann muss man die Daten schön aufheben, damit, wenn man den Fonds am Schluss verkauft, man nicht irgendwie zweimal hat Steuern zahlen müssen.

    Ehring: Manche Anleger fürchten ja auch um die Stabilität des Euro. Ist das für Sie ein Grund für die Geldanlage im Ausland oder in ausländischen Währungen?

    Tenhagen: Ich würde kein Geld in ausländischen Währungen anlegen, weil ich um die Stabilität des Euros fürchte. Geld in ausländischen Währungen anzulegen, ist eigentlich nur dann vernünftig, wenn man geschäftlich damit zu tun hat. Das geht dann von der Firma los, die möglicherweise in Norwegen Geschäfte macht und dann irgendwann die norwegischen Kronen braucht und den Wechselkurs schon mal fest haben will. Bis hin zu den Eltern, die ihre Tochter oder den Sohn in die USA zum Studieren schicken, und wenn man einen günstigen Dollar-Kurs gerade bekommen kann, dann viel Euros in Dollar umtauschen, in der Hoffnung, dass die ganze Studiererei in den USA dann ein bisschen preiswerter wird.

    Ehring: Und Anleihen? Die bringen ja unter Umständen mehr Zinsen.

    Tenhagen: Ja, aber bei Anleihen muss man immer gucken: wie sicher ist denn derjenige, also die Firma, die die Anleihe aufnimmt, weil man leiht ja, wie der Name schon sagt, einer Firma Geld, und das hängt immer davon ab, wie sicher derjenige ist, dass er das auch zurückzahlen kann. Das kann bei Firmen ja total gut laufen, es kann aber auch schwierig sein. Wie unterschiedlich das gesehen wird, konnte man im letzten Jahr sehen. Da gab es zum Teil 25-, 30-jährige Anleihen von amerikanischen Pharmafirmen, für die man im Jahr dann 200 Prozent Zinsen bekommen hat.

    Ehring: Hermann-Josef Tenhagen von der Zeitschrift "Finanztest" - herzlichen Dank.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.