Dienstag, 19. März 2024

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Tennis-Bundestrainerin zur Feinstaubbelastung
"Ich hoffe, dass da alle mit zurechtkommen"

Die heftige Kritik an den Veranstaltern der Australian Open habe es zu recht gegeben, sagte Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner im Dlf-Sportgespräch. Nun soll es aber keine Spiele mehr geben, bei denen die Feinstaubbelastung aufgrund der Buschbrände zum gesundheitlichen Problem wird.

Barbara Rittner im Gespräch mit Raphael Späth | 19.01.2020
Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner
Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner (dpa/picture alliance/Arne Dedert)
Die Turnierveranstalter der Australian Open sind hart kritisiert worden, weil trotz starker Feinstaubbelastung durch die Buschbrände in Australien Qualifikationsspiel stattfanden. Mittlerweile haben sie Feinstaubwerte festgelegt, bei denen Ärzte konsultiert werden oder generell nicht mehr gespielt werden darf. Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner traf erst in Melbourne ein, als die schlimmste Luftverschmutzung bereits nachgelassen hat. Aktuell schätzt sie die Bedingungen im Dlf-Sportgespräch als gut ein: "Also wichtig finde ich. Es ist jetzt eine klare Regel vorgegeben, mit der alle leben können. Also es hat sich auch jetzt gerade über diese Regel niemand mehr beschwert. Und ich hoffe, dass da alle mit zurechtkommen."
Rittner sagt aber auch, dass die Bedingungen sich abhängig von Niederschlag und Windrichtung stark ändern könnten: "Man muss abwarten, wie sich der Wind dreht und kann nur hoffen, dass es viel regnet. Was es im Moment Gottseidank mal tut und auch in den nächsten ein, zwei Tagen tun soll. Und das kann und wird hoffentlich helfen, um auch den Menschen und auch dieser Tierwelt zu helfen."
Man sieht Djokovic von vorne und Federer seitlich von hinten, beiden schütteln sich lächelnd die Hand. Im Hintergrund Zuschauersitze.
23.05.2019, Frankreich, Paris: Novak Djokovic (l.) und Roger Federer grüßen sich während der French Open auf dem Court Roland Garros. (Aurelien Morissard / MAXPPP /dpa)
Rittner hält bei problematischen Bedingungen auch einen Spielerprotest für wirkungsvoll, wenn die prominenten Athleten dabei sind: "Wenn natürlich ein Djokovic, Federer, Serena Williams also diese bedeutenden Namen dann auch an die Presse gehen oder kritisch werden - ich glaube spätestens dann weiß der Veranstalter auch: Jetzt brennt der Baum - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber ich glaube, die sind sich ihrer Verantwortung für diese Entscheidung 'Wann wird gespielt und wann nicht' sehr bewusst geworden, gerade in den letzten Tagen. Und die wollen da nichts riskieren, zumal man ja beim Grand Slam, wie man weiß, 14 Tage Zeit hat. Insofern ist da ein bisschen Luft, und ich hoffe dann eben gute Luft in den nächsten Tagen. Aber ich glaube, das wird alles gut laufen."
Keine Prognose für die Australian Open
Grundsätzlich werde es aber keine unterschiedlichen Bedingungen für Topspieler und unbekannte Akteure geben, obwohl in Melbourne die drei Hauptplätze mit Dächern geschlossen werden können: "Es ist nicht so, dass die einen jetzt drinnen spielen, mit guter Luft und die anderen draußen spielen, mit schlechter Luft also. Insofern, das wird schon alles mit fairen Mitteln gespielt werden."
Angelique Kerber beim Tennis-Turnier in Osaka
Angelique Kerber beim Tennis-Turnier in Osaka (imago images / Paul Zimmer)
Die deutsche Topspielerin Angelique Kerber hat Probleme am Oberschenkel. Für sie will Rittner keine Prognose für die Australian Open geben: "Sie konnte nicht voll trainieren, aber sie ich will natürlich ihr Bestes geben und muss sich dann über Matchpraxis versuchen, ins Turnier reinzuspielen, reinzubeißen. Aber es ist schwer. Sie hat keine optimale Vorbereitung. Das Selbstvertrauen ist natürlich nicht so da, als wenn du viele Matches gespielt hast und gewonnen hast."
An der Entscheidung für Kerbers neuen Trainer Dieter Kindlmann war Rittner nicht beteiligt. "Er hat gute Arbeit geleistet mit einigen jungen Spielern. Und ob das dann letztendlich passt, ob Angie sich wohlfühlt, ob er den richtigen Ton trifft und ob die zwei harmonieren, da muss man denen einfach ein bisschen Zeit geben. Und es wird die Zeit zeigen, aber im Moment macht es einen guten Eindruck.
Williams hält sich beglückt die Hände vor die Brust und lächelt ungläubig. Sie trägt ein schwarzes Tennis-Oberteil.
Serena Williams freut sich über ihren Sieg im Halbfinale der US Open. (Charles Krupa / AP / dpa)
Die zweitstärkste deutsche Spielerin, Julia Görges, sei wieder fit. Eine positive Überraschung erhofft sich Rittner am ehesten von Laura Siegemund, die im Training überzeugt habe.
Kandidatinnen für den Turniersieg sind für Rittner Naomi Osaka und Ashley Bartey. "Für mich ist dennoch die große Favoritin, so wie sie auftritt, wie sie fokussiert ist, mit dem Turniersieg von Oakland im Rücken vor acht Tagen - es ist wirklich Serena Williams. So verrückt das klingt, mit ihren Mitte, Ende 30. Also, die ist wirklich total fokussiert, ist hier fast immer die erste auf der Anlage, trainiert viel und zeigt einfach allen: 'Ich will das nochmal.'"
Die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber retourniert im Olympischen Tennisfinale einen Ball von Monica Puig aus Puerto Rico.
Stark gekämpft und doch verloren: Die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber im Olympischen Tennisfinale von Rio de Janeiro (AFP / Luis Acosta)
Die Auslosung des deutschen Fed-Cup-Teams mit einem Spiel in Brasilien hält Rittner sportlich für machbar. Allerdings: "Angesichts der Reisestrapazen auf jeden Fall so ziemlich das Schlimmste, was uns passieren kann. Die Spielerinnen müssen entweder direkt von Australien nach Brasilien reisen, so wie ich das tue oder eben noch einen Zwischenstopp in Deutschland machen, dann nach Brasilien reisen. Vor allem danach geht es dann weiter mit der WTA Tour in Dubai und Doha also wieder in die andere Richtung. Ja, das darf man schon nicht unterschätzen", sagt Rittner.
Zumal in Brasilien auf Sand, in Australien und bei den folgenden Turnieren dagegen auf Hartplatz gespielt wird. "Da kann man sich dankbar schätzen, wenn die Spielerinnen sich für Deutschland zur Verfügung stellen, weil das sind Reisestrapazen und auch Strapazen für den Körper. Das ist nicht selbstverständlich. Und ich hoffe, wir werden ein gutes Team zusammen haben."
Die Olympischen Spiele sieht Rittner dennoch vor allem als Highlight: "Viele denken immer, für die Tennisspieler ist das nichts Besonderes. Aber es ist genau das Gegenteil. Also, wenn man mit einer Angie Kerber redet und redet von einem Höhepunkt in 2020, dann ist das die ganze Zeit immer Tokio, die Olympischen Spiele. Und diese Medaille, die sie 2016 in Rio holen konnte, die Silbermedaille, bedeutet ihr unglaublich viel."

"Gegner von diesem neuen Format"

Vom neuen Fed-Cup-Format mit einer Endrunde an einem Ort hält Rittner wenig: "Die Damen haben sich das ja auch verdient, dass sie sich mal im eigenen Land präsentieren können. Und da fand ich dieses "home and away" schon schöner, dass man mal ein Heimspiel hatte, dann mal wieder ein Auswärtsspiel. Und ja, insofern ich bin Gegner von diesem neuen Format. Aber es geht wieder, wie so oft im Sport, um sehr viel Geld. Und insofern muss man sich das anschauen, der Sache mal eine Chance geben, und dann am Ende ein Resümee ziehen und sagen ja, das war gut, das war schlecht, das kann man verbessern und mal sehen, was da rauskommt."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.