Donnerstag, 28. März 2024

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"Wir sind nicht in die Sportstätte eingelassen worden"

Maria Scharapowa wurde bei ihrem ersten Turnierauftritt nach Meldonium-Sperre nicht auf Doping getestet. Die Nada durfte keine Dopingtests durchführen, weil sich die Ausrichter auf einen Passus im Code der Welt-Anti-Doping-Agentur bezogen, der bei Turnieren keine Überraschugskontrollen vorsieht. Die NADA-Vorsitzend Andrea Gotzmann sieht das kritisch.

Matthias Friebe im Gespräch mit Andrea Gotzmann | 03.06.2017
    Die Vorstandsvorsitzende der NADA, Andrea Gotzmann, äußert sich am 01.06.2016 in Berlin vor Journalisten.
    NADA-Vorsitzende Andrea Gotzmann (picture alliance / dpa Alexander Heinl)
    "Wir hätten gern kontrolliert, sind aber nicht in die Sportstätte eingelassen worden", berichtet Andrea Gotzmann im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. "Das bedauern wir sehr und ich glaube das hier die Zusammenarbeit doch deutlich besser werden muss, die Abstimmung und die Koordination. Es geht um die sauberen Athletinnen und Athleten und ich glaube gerade in diesem Fall wäre es gut gewesen zu zeigen, dass auch eine Tennisspielerin, die nach einer Sperre zurückkommt wieder in einem Dopingkontrollsystem eingebunden ist. Und es dient auch dem Schutz vor unberechtigten Dopingvorwürfen."
    Der Tennis-Verband habe sich auf einen Passus im WADA-Regelwerk berufen, der in einem untergeordneten Dokument zu finden ist. Demnach müssen Dopingkontrollen 35 Tage vorher angemeldet werden. So sollten ursprünglich Doppelkontrollen verhindert und Koordination möglich gemacht werden. "Unser Verständnis von Zielkontrollen, unangekündigten Kontrollen ist ein anderes und da sind 35 Tage einfach nur hinderlich", so Gotzmann.
    Kontrollen von Events wie in Stuttgart seien immer kurzfristig, um auch den Überraschungseffekt auf ihrer Seite zu haben. "Ich glaube mit so einer Vorlaufzeit und Ankündigung macht das dann auch nicht so viel Sinn", erklärt die deutsche NADA-Vorsitzende. "Auf der anderen Seite sehen wir natürlich, dass wir mit anderen internationalen Verbänden ganz hervorragend zusammenarbeiten, dass es gar nicht dazu kommt, dass man solche Paragraphen aus der Tasche ziehen muss. Wir sehen es hier bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft, wo wir schon lange in der Vorbereitung mit dem internationalen Tischtennis-Verband die Kontrollen hier durchführen. So stelle ich mir Zusammenarbeit und Kooperation im Sinne der Athletinnen und Athleten und des sauberen Sports vor."
    Internationale Unwissenheit
    Nicht nur für Gotzmann kam die Ablehnung einer Dopingkontrolle überraschend: "Ich habe aber auch in den Diskussionen mit meinen Kollegen international feststellen müssen, dass die wenigsten diese Regelung überhaupt kannten, weil sie doch sehr weit hinten platziert ist und weil es bei vielen doch einfach nicht notwendig gewesen ist, diese Regel überhaupt in Anspruch zu nehmen und von daher sind wir da das erste Mal auf den Boden der Tatsachen zurückgekommen, was Kooperation und Zusammenarbeit angeht und ich möchte einfach, dass die nationalen Anti-Doping-Agenturen einfach ernst genommen werden. Wir machen hervorragende Arbeit national wie international und da muss man zusammenarbeiten - gerade in der jetzigen Zeit."
    Vom internationalen Tennis-Weltverband hat die NADA nach Aussage Gotzmanns keine Rückmeldung auf Anfragen zum Fehlversuch bekommen. Dem Regelwerk sei es geschuldet, dass er keine überraschenden Kontrollen bei Turnieren geben könne, aber "das ist ja vielleicht auch ein Paragraph, der bei der nächsten WADA-Code Revision hinterfragt werden sollte. Das werden wir mit Sicherheit tun", erklärt Gotzmann. "Bei internationalen Veranstaltungen in Deutschland haben wir eigentlich immer eine sehr gute Kooperation im Vorfeld mit den internationalen Verbänden gehabt." Dies sei etwa beim Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft im Februar in Berchtesgarden gut gelaufen. Deshalb sei die Überraschung über die Vorgänge in Stuttgart besonders groß gewesen.