Freitag, 29. März 2024

Archiv

Terror in Frankreich
Kritik an Geheimdiensten

Nach dem Ende der Geiselnahmen in Frankreich beginnt dort die Aufarbeitung der vergangenen Tage. Premierminister Manuel Valls räumte Versäumnisse bei den Geheimdiensten ein. Die Polizei sucht nach Hintermännern der Terroristen. Insgesamt töteten die Attentäter seit Mittwoch in Frankreich 17 Menschen.

10.01.2015
    Spezialeinheiten bringen Geiseln im Osten von Paris in Sicherheit
    Spezialeinheiten bringen Geiseln im Osten von Paris in Sicherheit (AFP / Thomas Sanson)
    Valls sagte dem Fernsehsender BFM: "Es gab gewiss ein Versagen. Deshalb müssen wir analysieren, was passiert ist." Die französischen Geheimdienste waren in den letzten Tagen immer mehr in die Kritik geraten. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie nicht früher eingeschritten seien. Die französische Polizei hat damit begonnen, nach möglichen Hintermännern zu fahnden. Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft sind fünf Personen in Gewahrsam. Die Freundin des Mannes, der Geiseln in einem jüdischen Supermarkt genommen hatte, sei noch nicht gefasst.
    Anlass für die Kritik des Premierministers an den Geheimdiensten sind die Verbindungen der insgesamt drei Angreifer zur islamistischen Szene. Den Anschlag auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" verübten die beiden Brüder Said und Chérif Kouachi. Letzterer wurde im Jahr 2008 wegen seiner Zugehörigkeit zu einem Dschihadisten-Netzwerk verurteilt. Der ältere von beiden, Said, soll im Jahr 2011 im Jemen gewesen sein. Dort soll er mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida Kontakt gehabt haben und im Umgang mit Waffen ausgebildet worden sein.
    Kontakte zur islamistischen Szene
    Bei dem Mann, der zunächst eine Polizistin erschoss und gestern dann einen Supermarkt für koschere Lebensmittel am östlichen Stadtrand von Paris überfiel, handelt es sich um Amedy Coulibaly. Er hat sich selbst als Mitglied der Terrormiliz "Islamischer Staat" bezeichnet und vor seinem Tod behauptet, seine Taten seien mit den Brüder Kouachi abgestimmt gewesen. Auch er hatte bereits in der Vergangenheit Kontakt zur islamistischen Szene und soll an Plänen beteiligt gewesen sein, einen inhaftierten Gesinnungsgenossen aus dem Gefängnis zu befreien. Während einer seiner Haftstrafen lernte er Chérif Kouachi kennen, den jüngeren der beiden Brüder.
    In zwei Großeinsätzen hatte die französische Polizei gestern die drei Attentäter gestellt und getötet. In Dammartin-en-Goële erschossen Spezialeinheiten die beiden Brüder. An der Porte de Vincennes im Osten von Paris erfolgte der zweite Zugriff. Die Polizei tötete Amedy Coulibaly, der dort den Supermarkt überfallen und vier Menschen erschossen hatte.
    Frankreichs Präsident François Hollande trat am Abend vor die Kameras und erklärte: "Wir sind ein freies Volk, das sich keinem Druck beugt." Ein Teil des Kabinetts will heute zusammenkommen und über weitere Schritte gegen den Terror beraten. Morgen soll in der Hauptstadt Paris ein Trauermarsch stattfinden, an dem neben Hollande auch Spitzenpolitiker aus anderen Ländern teilnehmen, unter ihnen Bundeskanzlerin Merkel.
    (has/jcs)