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Terror in Paris
Auch London unter Schock

Die Terroranschläge in Paris haben auch in Großbritannien große Bestürzung ausgelöst. Premierminister David Cameron bot Frankreich seine Hilfe an. Innenministerin Theresa May sieht sich in ihrem harten Kurs bestätigt und will die Internetüberwachung weiter verstärken.

Von Friedbert Meurer | 14.11.2015
    Der britische Premierminister David Cameron verkündet den Tod des Islamisten Jihadi John.
    Der britische Premierminister David Cameron bietet Frankreich nach den Anschlägen in Paris jegliche Hilfe an. (imago/ZUMA Press)
    Er sei tief geschockt und biete jegliche Hilfe an – der britische Premierminister David Cameron verkündete noch am Abend, er sei mit seinen Gedanken und Gebeten beim französischen Volk. Sein Außenminister Philipp Hammond verurteilte die Attacken als ungeheuerlich. In seinen Gedanken sei er bei den Opfern und ihren Angehörigen. Und der Erzbischof von Canterbury, Justin Wilby, ließ mitteilen, er weine und bete für alle, die betroffen seien.
    Die britischen Zeitungen drucken heute Morgen alle auf ihren Titelseiten große Fotos und Schlagzeilen aus der französischen Hauptstadt ab. "Massaker in Paris", titeln die "Sun", die "Times" und der "Independent" gleichlautend. Viele Zeitungen ziehen eine Verbindung zur jüngsten Drohnenattacke gegen den aus Großbritannien stammenden IS-Terroristen Mohammed Emwazi, bekannt als Jihadi John. Er war auf Videos zu sehen, auf denen die Enthauptungen westlicher Geiseln gefilmt wurde.
    In Großbritannien herrscht seit langem erhöhte Wachsamkeit gegen mögliche terroristische Anschläge. 2005 waren mehrere Bomben im Berufsverkehr gezündet worden, 56 Menschen wurden getötet. Drei der vier Täter waren Briten pakistanischer Abstammung. 2013 töteten zwei Männer den Soldaten Lee Rigby auf offene Straße mit Messern und einem Fleischerbeil. Beide Täter waren zuvor zum Islam konvertiert.
    Im August dieses Jahres ließ London zwei IS-Terroisten in Syrien aus der Luft mittels Drohnen liquidieren. Die Männer waren Briten und hätten einen Terroranschlag unter anderem auf die Queen geplant. Großbritannien beteiligt sich an Luftangriffen auf Stellungen des Islamischen Staats im Irak, nicht aber in Syrien. Die Drohnen waren eine Ausnahme. Erst zuletzt hatte London als erstes Land die Flüge von und nach Sharm el Sheik am Roten Meer eingestellt. Der Absturz der russischen Passagiermaschine über dem Sinai sei durch eine Bombenexplosion herbeigeführt worden.
    Innenministerin Theresa May wird sich von den Anschlägen von Paris in ihrer harten Linie bestärkt fühlen. Sie will per Gesetz, dass alle Internetverbindungen britischer Bürger bis zu einem Jahr lang gespeichert werden. May verteidigt ihren Ansatz, die verschärfte Überwachung habe schon mehrfach geholfen, Anschlagsplanungen aufzudecken.