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Testfall ISS

Raumfahrt. – Die Erfolge der Mars-Sonden und die Ankunft der Doppelsonde Cassini-Huygens am Jupiter haben der Raumfahrt neuen Zuspruch verschafft. Nicht zuletzt US-Präsident George W. Bush hat ihr eine große Zukunft und die entsprechenden Gelder versprochen. Wohin der Weg der Raumfahrt, insbesondere der bemannten, führen soll, das diskutierten Experten auf der 35. Tagung des Komitees für Weltraumforschung COSPAR in Paris.

23.07.2004
    In absehbarer Zeit führt in der bemannten Raumfahrt nichts an der Internationalen Raumstation ISS vorbei. Zu viel Geld hat das multinationale Unternehmen im Orbit verschlungen, als dass sich die beteiligten Staaten jetzt einen Flop leisten könnten. Allerdings wurde auch auf der COSPAR-Tagung wieder die altbekannte Kritik an der Station laut: zu stark sei ihr Konzept von der Politik bestimmt worden, zu groß sei ihr Anteil am Raumfahrt- und Weltraumforschungsbudget, zu gering sei der wissenschaftliche Ertrag. Doch inzwischen beginnt man Lehren aus dem Abenteuer ISS zu ziehen. Und das heißt etwa, flexiblere Raumfahrzeuge zu bauen, die sowohl als Zubringer zu Stationen im Erdorbit dienen können, als auch als Vehikel für den Flug zu Mond und Mars. Darüber hinaus, so eine Forderung von Geoffrey Hoffman, MIT-Professor und Space-Shuttle-Veteran, müsse der Öffentlichkeit der Nutzen der Raumstation besser vermittelt werden, damit die Akzeptanz für die Investitionen wiederhergestellt werde.

    Die ISS könne außerdem als Versuchsplattform für die Technologien zukünftiger Stationen und bemannter Missionen dienen. Denn die müssen unbedingt autark sein, ohne auf ständigen Nachschub von der Erde angewiesen zu sein. Damit würde sich ein Großteil der gigantischen Betriebskosten der ISS einsparen lassen, und die jahrelangen Missionen zum Mars seien ohne autarke Raumschiffe ohnehin nicht denkbar. Bis dahin sind jedoch noch gewaltige Forschungsanstrengungen nötig. Nicht zuletzt die Auswirkungen der langen Raumreisen auf den Menschen müssen erforscht werden und entsprechende Gegenmaßnahmen entwickelt werden. Am Institut für Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln werden derartige Forschungen betrieben. Sein Direktor Rupert Gerzer wies den versammelten Experten auch einen weiteren Weg zu mehr Akzeptanz: Die Raumfahrtprojekte müssen sich einfach in einen größeren Rahmen integrieren und Nutzen jenseits der Weltraumforschung vorweisen.

    [Quelle: Dirk Lorenzen]