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Textil-Einzelhandel
Gedämpfte Stimmung trotz Wachstums

Ob beim Fachhandel oder in den Boutiquen: Im vergangenen Jahr gab es in der Textilwirtschaft lange Gesichter, weil die Verbraucher alles Mögliche kauften, nur oft keine Bekleidung. Der Bundesverband des deutschen Textil-Einzelhandels zog nun ein eher betrübtes Jahresfazit für 2014.

Von Moritz Küpper | 23.02.2015
    Die richtige Jacke zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das klingt einfach, ist aber aufgrund zahlreicher Wetterumschwünge im abgelaufenen Jahr weiter eine der großen Herausforderungen für den deutschen Textileinzelhandel. Temperaturen bis zu 20 Grad im November, das trübte auch das Jahresfazit von Steffen Jost, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels:
    "Das Jahr 2014 war ein schwieriges Jahr. Wir hatten ein ganz gutes erstes halbes Jahr, das zweite Halbjahr war wetterbedingt besonders schwierig. Es war lange sehr mild im Herbst und das ist natürlich für warme Winterbekleidung ein schwieriges Umfeld. Wir haben uns diese Umsätze im zweiten Halbjahr sehr stark erkaufen müssen über hohe Preisreduktionen und Rabatte - und insofern war das Jahr schwierig."
    Handelsketten gewinnen, die klassische Boutique verliert
    Gedämpfte Stimmung, das passt in das Bild der Branche – auch wenn es insgesamt ein Wachstum gab. So stieg der Umsatz von Bekleidung, Haus- und Heimtextilien nach einer Hochrechnung des Verbandes insgesamt um ein Prozent, auf ein Volumen von nun rund 60 Milliarden Euro. Doch während Online-Händler und Modeketten gewinnen, verlieren die klassische Boutique und das mittelständische Modehaus durchschnittlich ein bis zwei Prozent ihres Umsatzes. Mehr als die Hälfte der Unternehmen gab in einer Verbandsumfrage an, 2014 ein Minus gemacht zu haben, nur 36 Prozent der Befragten verzeichneten ein Umsatzplus. Dazu zählen vor allem große Ketten wie H&M oder auch Kik. Auch der Einstieg des irischen Unternehmens Primark auf dem deutschen Markt sei spürbar. Hinzu kommt die Konkurrenz aus dem Netz, wie beispielsweise von Zalando. BTE-Präsident Jost:
    "Online ist in der Regel ein globales Geschäft uns als stationärer Händler ist man in der Regel ein regionaler Händler, vielleicht auch ein deutschlandweiter Händler. Diese tun sich für gewöhnlich im globalen Geschäft besonders schwer, die Investitionen, die da zu tätigen sind, sind immens hoch und insofern für einen regionalen Händler gar nicht zu leisten."
    Für die Mittelständler ist der Online-Handel – neben dem stationären Handel – schlicht und ergreifend nicht zu stemmen. Laut BTE-Umfrage haben nur zwölf Prozent der Mittelständler einen eigenen Online-Shop, vier Prozent versuchen sich über Verkaufsplattformen wie beispielsweise Ebay, ein geringer Anteil.
    Online-Konkurrenz auf der einen Seite, die Witterungsabhängigkeit auf der anderen Seite: Für die Branche wird es laut Jost zur entscheidenden Frage, wie sich der Handel künftig auf den Verbraucher und seine Bedürfnisse einstellen kann. Aber: "Die Textil-Kette ist sehr lang."
    Schon jetzt führt es zu einer Konzentration: Gab es im Jahr 2000 noch rund 35.000 stationäre Unternehmen im Bekleidungsfachhandel, liegt die Zahl heute bei rund 21.000. Seit der Jahrtausendwende hat es einen Verlust von 1.000 Unternehmen pro Jahr gegeben.
    Für 2015 rechnet Jost – nach nunmehr schwierigen Jahren – mit einem Plus von zwei Prozent. Zumal der aktuelle Einkauf noch nicht von der aktuellen Euroschwäche betroffen ist.
    "Preislich noch nicht, dafür gibt es ja verschiedene Möglichkeiten – Währungsabsicherungsgeschäfte, etc. Aber wir werden wahrscheinlich im Jahr 2016, wenn der Dollar sich weiter so verhält, um kleiner Preiserhöhungen nicht drumherum kommen."