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"The Guardian"
Und die Zukunft der Zeitung ist doch digital

Hat der "Guardian" den Umschwung geschafft? Über Jahrzehnte verlor die britische Qualitätszeitung in großem Stil Geld. Jetzt scheint es, als ob die Strategie des "digital first" doch aufgeht.

Von Brigitte Baetz | 02.05.2019
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Erleichterung in der Redaktion: "The Guardian" ist wieder in den schwarzen Zahlen (John Stillwell/PA Wire)
Es ist eine Nachricht, die viele Fachleute lange kaum für möglich gehalten haben: Der britische "Guardian" vermeldet einen operativen Gewinn von 800.000 Pfund im Wirtschaftsjahr 2018/19.
Chefredakteurin Katherine Viner führt das in einem ersten Tweet vor allem auf die Unterstützung durch die Leserschaft zurück:
Für das Finanzjahr 2015/16, in dem Katherine Viner die Chefredaktion von Alan Rusbridger übernommen hatte, hatte der Guardian noch einen Verlust von 57 Millionen Pfund bekannt gegeben.
Unter Rusbridgers Ägide entwickelte sich der "Guardian" von einer vor allem in Großbritannien wahrgenommenen Tageszeitung zu einer internationalen Medienmarke. Drei Viertel der Leserschaft des "Guardian" leben und arbeiten heute außerhalb des Vereinigten Königreiches. Dazu trugen die Strategie bei, alle Inhalte sofort online zu publizieren ("digital first"), und Rusbridgers kategorische Weigerung, trotz anhaltender hoher Verluste eine Bezahlschranke einzuführen.
Rote Zahlen seit 1998
Die stetigen Verlust seit 1998 konnte der "Guardian" bislang nur deshalb ausgleichen, weil die Zeitung über den Scott Trust stiftungsfinanziert ist. Mit der freiwilligen Unterstützung durch die Leserschaft scheint jetzt der Umschwung geschafft worden zu sein.
55 Prozent der Einnahmen des "Guardian", so berichtet die BBC, kommen aus dem Digitalbereich. Über 655.000 Leser spenden regelmäßig. Das Anzeigengeschäft, eigentlich das herkömmliche Geschäftsmodell einer Tageszeitung, spielt eine untergeordnete Rolle.