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Thronwechsel in einem zerrissenen Land

Prinz Philippe löst seinen Vater, König Albert II., als belgisches Staatsoberhaupt ab. Eine große Feier gibt es nicht. Denn viele Belgier haben kein emotionales, sondern allenfalls ein pragmatisches Verhältnis zu ihrem Königshaus. Dennoch ist der Regent ein wichtiges Bindeglied zwischen Flamen und Wallonen.

Von Alois Berger | 20.07.2013
    "Ich spreche zu Ihnen mit schwerem Herzen. Mein Alter und meine Gesundheit erlauben mir nicht mehr, meine Aufgaben so zu erfüllen, wie ich das gerne tun würde."

    König Albert II. ist müde. 20 Jahre lang hat er Belgien zusammengehalten. Jetzt hat er keine Kraft mehr, sagt er. Sein Sohn Philippe solle das Amt übernehmen, er, Albert, habe keine Zweifel, dass Philippe der Aufgabe gewachsen sei. Er muss das betonen, denn er weiß, dass es in der Bevölkerung Zweifel gibt, ob Philippe der Richtige ist.

    Morgen, am 21. Juli, dem belgischen Nationalfeiertag, wird der 79-jährige König der Belgier sein Amt an den 53-jährigen Philippe übergeben. Ohne Pomp und ohne große Feier. Keine Krönung, kein Zepter, kein rauschendes Fest mit Monarchen und Staatspräsidenten anderer Länder. Albert II. wird vor dem belgischen Parlament abdanken, sein Sohn wird eine Unterschrift leisten und den Amtseid ablegen. Das war‘s. "Ein Thronwechsel mit zusammengekniffenem Hintern", lästert die flämische Zeitung "De Morgen".

    In Brüssel und in vielen anderen Städten werden die Leute morgen auf den Straßen feiern, weil Nationalfeiertag ist, mit der üblichen Militärparade und dem üblichen Feuerwerk. Für die Inthronisation des neuen Königs Philippe ist nichts Großes geplant. Der Premierminister hat das Budget für den Nationalfeiertag lediglich um ein Viertel aufgestockt, mehr darf es nicht kosten.

    Dahinter steht nicht nur der aktuelle Sparzwang. Belgien ist ein verunsichertes Land mit einer verunsicherten Monarchie. Das Königshaus ist umstritten, weil es unmodern ist, weil es viel Geld verschlingt, weil es mit der Lebenswirklichkeit der Menschen nicht mehr viel zu tun hat. Vor allem im nördlichen Landesteil, in Flandern, gibt es immer mehr Menschen, die keinen König mehr wollen. Eine spontane Umfrage des belgischen Fernsehens auf einem flämischen Marktplatz, kurz nachdem König Albert seinen Rücktritt angekündigt hatte:

    "Wir werden heute Abend ein paar Bierchen trinken, um den Rücktritt zu feiern."

    "Und Sie hoffen, dass Prinz Philipp nicht König wird?"

    "Nein, wir schaffen die Monarchie ab. Wir brauchen keinen König, wir haben drei Präsidenten in diesem Land."

    "Da kommt ein anderer König, nichts wird besser."

    Ganz anders reagierten die Menschen im südlichen Landesteil, in der französischsprachigen Wallonie:

    "Das hat nichts mit Politik zu tun, die Leute hier kümmern sich nicht um Politik. Das ist einfach eine Unterstützung für den König und für die Monarchie. Und ein Willkommensgruß für den neuen König."

    "Aber natürlich lieben wir alle unseren König, auch die im Norden mögen ihn. Das sind nur ein paar wenige, die sagen, der kostet zu viel, aber wenn sie die Leute wirklich fragen, dann sagen die alle, dass sie ihn mögen."

    "Wir sind für die Einheit in der Vielfalt, deshalb sind wir hier."

    Ein Land, zwei Welten. Im Süden überwiegt die Zustimmung zur Monarchie, im Norden die Ablehnung. Der König ist bei den Flamen so umstritten, sagt der Schriftsteller und Journalist Christian Laporte, gerade weil er das Land zusammenhält:

    "Der König ist der Zement der Einheit Belgiens. Er ist einer der seltenen Mitbürger, die wirklich belgisch sind. Wir anderen sind zwar auch Belgier, aber wir sind zuerst entweder französischsprachig oder flämisch oder deutschsprachig. Die Königsfamilie dagegen ist wirklich belgisch. Der König hat drei Personalausweise, einer ist in Französisch ausgestellt, einer in Niederländisch, und einer in Deutsch. Schon deshalb steht der König über dem ganzen Durcheinander."

    Doch genau deshalb wollen viele Flamen keinen belgischen König mehr. Bei den letzten Wahlen vor drei Jahren haben mehr als die Hälfte aller Flamen für Parteien gestimmt, die auf eine Unabhängigkeit Flanderns hinarbeiten. Nicht alle diese Wähler wünschen sich tatsächlich die Auflösung Belgiens, aber sie würden es auch nicht schlimm finden, wenn dieses Belgien verschwinden würde.

    Wallonie und Flandern wechselten die Rollen
    Fast zwei Drittel aller Belgier leben in Flandern, im nördlichen Teil des Landes, wo Niederländisch gesprochen wird. Viele Flamen glauben, dass es ihnen besser ginge ohne die Wallonie, ohne diese französischsprachige Region im Süden, die vom Niedergang der Schwerindustrie gezeichnet ist, in der die Arbeitslosigkeit hoch und der Glaube an den Sozialismus noch immer lebendig sind.

    Früher, als das belgische Geld noch in der wallonischen Schwerindustrie verdient wurde, kam die Kritik an der Monarchie vor allem aus der Wallonie. Ein König passte nicht in das sozialistisch-gefärbte Weltbild der Arbeiterdemokratie. Damals hatte die Monarchie ihre Anhänger vor allem im konservativen Flandern, in den ländlichen Provinzen des Nordens.

    Doch die Gewichte haben sich verschoben. Die Wallonie ist arm geworden und Flandern reich. Gleichzeitig haben die Flamen das Gefühl, dass ihre flämische Kultur und ihre Sprache noch immer nicht gewürdigt werden. Obwohl die Flamen die Mehrheit der Bevölkerung stellen, sehen sie das Land dominiert von den französischsprachigen Belgiern. Am deutlichsten wird das in der Hauptstadt Brüssel. Offiziell ist Brüssel zweisprachig, in der Realität aber kommt man dort ohne Französisch nicht weit. Die frankofonen Belgier reden zwar gern von der belgischen Einheit, aber die Mühen des Zusammenlebens überlassen sie gerne den Flamen. Mehr als die Hälfte der Flamen versteht Französisch, umgekehrt halten es nur wenige Wallonen für nötig, Niederländisch zu lernen. Das ändert sich zwar langsam, aber eben nur langsam.

    Die Unzufriedenheit der Flamen mit diesem Belgien wird immer größer. Aus der flämischen Emanzipationsbewegung des letzten Jahrhunderts ist längst eine Unabhängigkeitsbewegung geworden. Bei den Wahlen vor drei Jahren wurde die separatistische N-VA, die neue Flämische Allianz, zur stärksten Partei Belgiens gewählt. N-VA-Chef Bart De Wever ließ keine Gelegenheit aus, die Koalitionsverhandlungen zu blockieren, nach außen aber gab Bart de Wever den verantwortungsvollen Reformer:

    "Es geht mir um zwei Dinge. Zum einen müssen wir das allgemeine Wohl im Auge haben, weil man aufpassen muss, dass sozial und wirtschaftlich kein Unglück passiert, wenn man über einen längeren Zeitraum keine Regierung hat. Andererseits kann man von uns nicht verlangen, dass wir die Staatsreform, die für dieses Land sozial und wirtschaftlich unbedingt notwendig ist, einfach fallen lassen."

    Anders als der rechtsextreme Vlaams Belang, vormals Vlaams Block, tritt die N-VA als konservativ-liberale Partei der Mitte auf. Sie legt Wert auf gute Manieren und verzichtet auf separatistisches Gegröle, das die Wähler verschrecken könnte. Ihre Strategie sind Reformen, mit denen Flandern immer autonomer und Belgien immer überflüssiger werden soll. Und wenn eine Reform durch ist, kommt die Forderung nach der nächsten Reform. Er werde Belgien nicht abschaffen, versicherte Bart De Wever. Belgien werde von selbst verschwinden.

    Der König als Vermittler
    19 Monate dauerten die letzten Koalitionsverhandlungen. Bart De Wever hätte sie gerne noch ein bisschen länger hingezogen. Belgien funktioniert nicht, sagt er, und er möchte, dass die Menschen das so lange spüren, bis sie keine Lust mehr haben, dieses Belgien zu verteidigen. Bei solchen Koalitionsverhandlungen zeigt sich die ganze Macht und Ohnmacht des belgischen Königs. Laut Verfassung ist er zwar Chef der Regierung, doch in derselben Verfassung steht auch, dass nicht der König, sondern nur gewählte Politiker über alles Wichtige entscheiden. Der König kann nichts erzwingen, er kann nur reden, reden, reden. In normalen Zeiten ist damit bei Politikern nichts auszurichten, meint der Journalist und Adelsexperte Christian Laporte. Einfluss hat der König, wenn die Politiker nicht mehr weiter wissen:

    "In politischen Krisen kann der König einen Ausweg aufzeigen und dabei auch ein wenig bestimmen, wo es nach der Krise langgehen wird. Wenn alles blockiert ist, dann hilft es, wenn der König über den Parteien und ein bisschen über allem steht."

    Seit Jahrzehnten schlittert Belgien von einer Krise in die nächste. Während Politiker reihenweise am komplizierten Sprachenstreit gescheitert sind oder verschlissen wurden, ist König Albert II. dabei immer größer geworden. Denn je zerstrittener die Volksgruppen, je zersplitterter die Parteienlandschaft, desto wichtiger ist der König. Wenn nichts mehr geht, dann liegt es am König, die letzten Spielräume auszuloten, herauszufinden, mit welchen Politikern noch etwas zu machen ist, welche Koalition unter welcher Führung noch eine Chance hat. So hat Albert letztendlich doch immer wieder Regierungen zustande gebracht. Jean-Francois Gerkens, Rechtsprofessor an der Universität in Lüttich:

    "Der König spricht ja regelmäßig mit den verschiedenen Ministern. Er hat also eine große Kenntnis der belgischen Politik, wie sie kaum ein Politiker haben kann. Nach 20 Jahren im Amt ist König Albert ein großer Politiker geworden."

    Jean-Francois Gerkens kommt aus dem deutschsprachigen Gebiet Belgiens, aus Eupen. Die 70.000 Deutschsprachigen seien vielleicht die treuesten Monarchisten Belgiens, meint er. In Eupen und Umgebung sei jedenfalls viel mehr Begeisterung für den König und das Königshaus zu spüren als in der gesamten französischsprachigen Wallonie.

    "Ich glaube eher, dass es sehr viele Wallonen gibt, die eigentlich theoretisch Republikaner sind, aber praktisch das Überleben von Belgien nicht sehen können ohne eine Monarchie. Weil eben ein föderales Belgien mit zwei sehr wichtigen Gemeinschaften eine neutrale Person nötig hat. Diese neutrale Person darf weder Flame noch Wallone sein. Und das ist über die Wahl eines Republikpräsidenten nicht möglich. Das kann fast nur ein König sein."

    Für die meisten französischsprachigen Belgier wäre das Auseinanderbrechen des Landes eine Katastrophe. Ohne das große und starke Flandern wäre Belgien ein Kleinstaat ohne Bedeutung und ohne wirtschaftliche Kraft. Aber genauso nüchtern, wie viele Wallonen den König als Garanten ihrer wirtschaftlichen Sicherheit sehen, genauso nüchtern sehen vor allem flämische Politiker den König als Hindernis auf dem Weg zu mehr Autonomie.

    Doch Albert II. hat sich durch seine Art nahezu unangreifbar gemacht. Nach dem sehr würdevollen, sehr katholischen und sehr steifen König Baudouin lernten die Belgier ihren Albert als menschlichen König schätzen, der viel lacht, gerne mit Menschen redet und auch seine Schwächen nicht versteckt. In einer Neujahrsansprache hat er einmal sogar seine Ehekrise angesprochen. Vor allem aber hat er in schwierigen Zeiten den richtigen Ton gefunden.

    Der belgische Prinz Philippe
    Prinz Philippe musste bislang viel Kritik einstecken. (picture alliance / dpa / Benoit Doppagne)
    Autorität des Königs wird nicht offen infrage gestellt
    Als die Affäre um den Kinderschänder Marc Dutroux das ganze Land in einen kollektiven Schockzustand versetzte, wollte die Regierung die heikle Sache einfach aussitzen. Die Leute würden sich schon wieder beruhigen, meinte der damalige Regierungschef Jean-Luc Dehaene. König Albert dagegen brach sofort seinen Urlaub ab, lud die Eltern der ermordeten Kinder in den Palast ein und sprach ihnen Trost zu. Premierminister Elio di Rupo erinnerte daran in seiner Antwort auf die Rücktrittsankündigung des Königs:

    "Im Lauf der Jahre hat er zusammen mit der Königin Paola die Herzen der Belgier gewonnen. In den 20 Jahren seiner Amtszeit hat er mit uns viele Freuden geteilt, aber auch sehr großen Schmerz."

    Seit der Dutroux-Affäre hat sich kein Politiker mehr getraut, die Autorität des Königs offen infrage zu stellen. Soweit reicht seine Popularität auch in Flandern. Selbst als bekannt wurde, dass Albert eine uneheliche Tochter hat, die aus einer zwar weit zurückliegenden, aber fast zwanzig Jahre anhaltenden Affäre stammt, hat ihm das nicht geschadet. Der lange Seitensprung hat ihn in den Augen seiner Bürger eher menschlicher gemacht.

    Die flämischen Spitzen gegen das Königshaus konzentrieren sich seit Langem auf den Kronprinzen Philippe, der als steif und humorlos und überaus scheu gilt. Eigentlich sollte Philippe schon vor zwei Jahrzehnten König werden. Sein Onkel, der kinderlose König Baudouin, hatte ihn gezielt als Thronfolger aufgebaut. Ab 1992 bekam der junge Philippe einen Mitarbeiterstab, ein eigenes Budget und eine Art Königsausbildung. Doch als König Baudouin nur ein Jahr später überraschend starb, brach in der politischen Klasse Belgiens Panik aus. Philippe sei noch zu unreif, hieß es, zu verschlossen, zu unberechenbar.

    Überstürzt suchten die Parteichefs Philippes Vater Albert auf. Albert war zwar der legitime Thronfolger, doch weil er nur vier Jahre jünger war als sein Bruder Baudouin, wollte man ihn eigentlich überspringen. Vor allem aber hatte Albert selbst wenig Lust, sein schönes Leben zwischen den Schlössern in der Wallonie und der Côte d´Azur, zwischen schnellen Autos und schönen Frauen, einzutauschen gegen das strenge königliche Protokoll in Brüssel.

    Albert ließ sich überreden, König zu werden, zur Freude der Belgier, wie sich Professor Jean-Francois Gerkens erinnert:

    "Natürlich wird inzwischen Philippe schon 30, 40 Jahre auf das Amt vorbereitet. Man kann kaum glauben, dass er noch nicht genügend Erfahrung hat. Aber trotzdem scheint es, dass viele Belgier den Eindruck haben, dass er noch immer nicht so gut sein kann, wie sein Vater jetzt ist."

    Philippe muss viel Kritik einstecken
    Bloß nicht Philippe! Diese Einschätzung von 1993 hat sich in Flandern festgesetzt. Als die altehrwürdige Universität Löwen dem Kronprinzen vor elf Jahren die Ehren-Doktorwürde verlieh, die bisher alle Kronprinzen bekamen, protestierten 250 Professoren und Dozenten gegen diesen Akt, weil Philippe keine wissenschaftliche Leistung erbracht habe. Solche Nickeligkeiten begleiten Philippe bis heute. Selbst sein vehementes Eintreten für den Erhalt Belgiens, eigentlich eine Selbstverständlichkeit für einen Kronprinzen, wird ihm von einigen flämischen Politikern als unzulässige politische Einmischung ausgelegt.
    Nur einmal sah es so aus, als könne Philippe vielleicht doch die Herzen der Belgier gewinnen. Das war, als er die Heirat mit der schönen Mathilde D´Udekem d´Acoz bekannt gab. Da hofften viele auf ein glanzvolles Fest, das in Erinnerung bleiben würde. Fernsehteams aus aller Welt reisten für die Prinzenhochzeit nach Brüssel, gekrönte Häupter kündigten ihr Kommen an. Die Stadt Brüssel putzte sich heraus und die Bahn verschenkte 400.000 Gratis-Fahrkarten, damit die Bürger aus allen Landesteilen zur Hochzeit anreisen konnten. Die Karten waren schnell weg, doch die meisten Belgier fuhren damit ans Meer oder sonst wohin. Vor dem Brüsseler Rathaus verloren sich ein paar Tausend Belgier, um das Brautpaar hochleben zu lassen.

    Die meisten Belgier, das wurde damals klar, haben kein emotionales, sondern allenfalls ein pragmatisches Verhältnis zu ihrem Königshaus. Der König hat eine politische Aufgabe zu erfüllen, mehr nicht. An Glanz und Glamour sind selbst die königstreuen Wallonen nicht interessiert. Als das belgische Parlament in den letzten Wochen die Apanagen der Königsfamilie drastisch zusammengestrichen hat, gab es kaum öffentliche Diskussionen. Dass die Königskinder ihr Geld ab sofort weitgehend selbst verdienen müssen, finden die Menschen richtig, auch dass der König künftig Steuern zahlen muss wie jeder andere auch.

    Prinz Philippe hat dazu wenig gesagt. Er sagt sowieso nicht viel. Seit Jahren begleitet er Wirtschaftsdelegationen bei Auslandsreisen und tritt als Schirmherr bei karitativen Veranstaltungen auf, ohne dabei viele Worte zu verlieren. Kaum jemand kann sich an eine längere Rede erinnern. Doch der künftige König werde unterschätzt, meint der Schriftsteller und Journalist Christian Laporte, der ihn näher kennt:

    "Von Philippe weiß man immer noch sehr wenig. Er ist jemand, der sicher große Probleme mit der Kommunikation hat. Er wird nie ein großer Redner werden, das kann man sicher sagen. Aber das ist auch nicht das, was er können muss. Er soll das Land zusammenhalten, und das soll er in einer positiven Art und Weise machen. Dafür braucht er die richtigen Mitarbeiter und die hat er. Und er hat alles getan, um das Königshaus von dem alten Verdacht zu befreien, dass es sich um ein französischsprachiges Haus handle. Philippe hat alle seine vier Kinder auf flämische Schulen geschickt."

    Morgen wird dieser Philippe König der Belgier werden. Die Kritik an seiner Person, er sei zu schüchtern, zu unerfahren oder nicht unparteiisch genug für das Amt, diese Kritik ist nie ganz verstummt. Trotzdem gab es von keiner Seite einen ernsthaften Versuch, ihn zu verhindern oder die Gelegenheit zu nutzen, die Monarchie ganz abzuschaffen. König Albert II. hat genau den richtigen Zeitpunkt gewählt, meint Christian Laporte, denn der Streit zwischen Flamen und Wallonen koche im Moment auf kleinster Flamme:

    "Zurzeit läuft es in der belgischen Politik sehr ruhig. Es gibt keine großen Probleme. Im Gegenteil, die Regierung hat eine ganze Reihe wichtiger Entscheidungen getroffen. Das ist jetzt der beste Moment, vielleicht der letzte Moment für den König, noch vor den Wahlen 2014 abzudanken."

    Genau zehn Monate hat Philippe, um sich als neuer König Respekt zu verschaffen. Bei den Parlamentswahlen und den anschließenden Koalitionsverhandlungen wird der Konflikt zwischen den Sprachgruppen wieder aufflammen. Nach den jüngsten Umfragen werden die flämischen Separatisten noch einmal zulegen. Aber Philippe ist nicht allein. Er ist der erste belgische König, der einen Schutzpatron hinter sich weiß. König Albert II. wird sich aus dem politischen Geschäft zurückziehen. Er geht in Pension, aber er bleibt in Belgien.

    "Es lebe Belgien. Vive la Belgique!"