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Tiefseebergbau
Deutschland an metallreichen Hydrothermalfeldern im Indischen Ozean interessiert

Geologie. - Seit Dezember liegt der deutsche Explorationsantrag für ein Gebiet südöstlich von Mauritius bei der Internationalen Meeresbodenbehörde vor. Die jüngste Fahrt der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe dorthin zeigte jetzt, wie interessant diese Areale für die Bunt- und Edelmetallgewinnung sein können.

Von Dagmar Röhrlich | 03.01.2014
    Acht Wochen lang war das deutsche Forschungsschiff "Sonne" südöstlich von Madagaskar unterwegs, um eine sogenannte Massivsulfidlagerstätte zu erkunden. Die bilden sich an Black Smoker-Feldern: Tiefseequellen, die vulkanisch aufgeheiztes und mit Metallsulfiden beladenes Meerwasser fördern:
    "Die Herkunft der Metalle ist eindeutig das Gestein, durch das das erhitzte Meerwasser fließt. Dieses Meerwasser wird auf 350, 400 Grad erhitzt, es wird ein aggressives Fluid und reagiert mit dem Gestein und kann eben aus dem Gestein Elemente heraus laugen. Und dieses heiße Fluidum, wenn das dann beim Aufstieg am Meeresboden wieder mit dem kalten Meerwasser in Kontakt kommt, dann fällt das seine Metallfracht eben plötzlich aus."
    So können Lagerstätten entstehen, die sehr viel Buntmetalle, Gold, Silber und diverse Spurenelemente enthalten, erklärt Thomas Kuhn von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR in Hannover. Bei der Lagerstättensuche geht es um erloschene Felder. Anders als die aktiven, die durch das heiße Wasser auffallen, das sie ausstoßen, sind diese inaktiven Felder schwer aufzufinden. Deshalb haben die Forscher neue Techniken ausprobiert:
    "Wir haben alle Geräte, die wir uns ausgesucht haben, die wir uns entsprechend zusammengebaut haben, haben alle sehr gut funktioniert",
    urteilt Uli Schwarz-Schampera von der BGR. Es ging darum, die inaktiven Felder im weiteren Umfeld der aktiven aufzuspüren. Dabei kann eine unregelmäßige Form der Hänge verräterisch sein. Um die in der pechschwarzen Tiefsee zu entdecken, kombinierten die Geowissenschaftler in ihren Experimenten verschiedene Echolote und Sonare. Das Ergebnis sei eine ungewöhnlich detaillierte Karte des Untersuchungsgebiets:
    "Auf diesen Karten können wir jetzt wirklich die Finger auf interessante Gebiete legen und sagen: Da müssen wir mit anderen Methoden auch weiter nachschauen. Das haben wir zum Teil auch schon getan und konnten eigentlich gut zeigen, wo gibt es Potenziale, und letztlich haben wir auf diese Art und Weise ein neues Feld gefunden, ein inaktives Feld, was sicher eines der Hauptergebnisse ist dieser Ausfahrt."
    Zu funktionieren scheint auch die Idee, inaktive Hydrothermalfelder über Tausende Meter Wassersäule hinweg mit Hilfe einer Abschwächung des Magnetfelds aufzuspüren. Denn die heißen Fluide löschen das Feld magnetischer Minerale im Meeresboden aus, und eine negative Anomalie entsteht. So ließen sich große Gebiete vorerkunden, hoffen die Forscher. Vor allem ist durch die jüngste Expedition nun klar, dass sich die Suche in dem von Deutschland anvisierten Areal wirklich lohnen könnte. So quellen in den aktiven Feldern des Systems extrem heiße Fluide aus dem Boden: Mit 418 Grad Celsius wurde die bislang höchste Temperatur an einem Black Smoker überhaupt gemessen. Schwarz-Schampera:
    "Jetzt kann man sagen, das sind Superlative, irgendwo wird es sicherlich Heißeres geben. Nichtsdestotrotz sagt uns das natürlich viel über die Zusammensetzung der Fluide aus und über den Metallgehalt. Denn je wärmer und je höher der Salzgehalt der Hydrothermallösung ist, desto mehr Metalle können auch transportiert werden."
    Und das galt natürlich auch für die inaktiven Gebiete. So vielversprechend das Gebiet ist, es überschneidet sich mit einem Areal, für das Indien kürzlich bei der Internationalen Meeresbodenbehörde in Kingston, Jamaica, einen Explorationsantrag gestellt hat. Die BGR sieht sich dennoch in einer guten Position. Schließlich forsche man schon lange in dieser Region, während Indien erst kürzlich dorthin ausgewichen sei. Allerdings sind die Regeln der Meeresbodenbehörde nicht eindeutig. In einem ähnlichen Fall im pazifischen Manganknollengürtel riet sie den Konkurrenten, eine Konsenslösung einzureichen.