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Tim-Burton-Ausstellung in Brühl
Den Monstern verbunden

Tim Burtons Kunst ist bizarr, surreal, angsteinflößend - und dennoch strahlt sie auch Optimismus aus. Das Max-Ernst-Museum in Brühl zeigt nun über 500 Zeichnungen, Skizzen, Skulpturen, Fotografien und Storyboards aus der privaten Sammlung des Filmemachers. Ein Einblick, der sich nicht nur für Burton-Fans lohnt.

Von Claudia Cosmo | 17.08.2015
    Eine Frau betrachtet die eine Metall-Figur mit rundem Kopf in der Tim-Burton-Ausstellung in Brühl.
    Figur "Robot Boy" in der Tim-Burton-Ausstellung in Brühl. (dpa/picture alliance/Marius Becker)
    "Selbst wenn ich hier herumlaufe und mich umgucke, bin ich etwas erschrocken. Weil es so ist, als ob man seinen Kleiderschrank aufmacht und die Leute sehen deine dreckige Wäsche. Das ist komisch."
    Für Tim Burton ist seine Ausstellung im Max Ernst Museum eine sehr persönliche Angelegenheit. Besonders liegen ihm seine Zeichnungen am Herzen. Denn egal, wo er sich gerade aufhalten mag: Der 56-jährige Künstler, der als Animator und Zeichner in den Disney Studios angefangen hat, zeichnet auf Bierdeckel, Servietten oder Zeitungen. Burtons ständiger Begleiter ist ein kleines Zeichenbuch.
    In der Ausstellung sind insgesamt über 500 Zeichnungen, Skizzen, Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Storyboards aus Tim Burtons privatem Fundus zu sehen. Denn in "The World of Tim Burton" geht es vielmehr um das, was vor oder besser gesagt parallel zu seinem filmischen Schaffen entstanden ist.
    Überall begegnet man den Filmfiguren wieder, wie zum Beispiel der Skulptur des zusammengeflickten Hundes aus dem Film "Frankenweenee" oder den Zeichnungen, die den Entstehungsprozess der Figur "Edward mit den Scherenhänden" widerspiegeln.
    Die retrospektiv angelegte Schau ist in neun verschiedene Themenblöcke unterteilt und beginnt in der ständigen Sammlung des Museums.
    "Im Tanzsaal im Herzen der Dauerausstellung sind auf einmal drei Creatures von Tim Burton, die in Dialog gehen mit Max Ernst, und die sprechen miteinander. Das sind nicht nur Fremdkörper, die da stehen, sondern man merkt, dass da Verbindungen sind."
    "Farbe beeinflusst uns alle"
    Museumsdirektor Achim Sommer zeigt auf drei schwarze, teilweise mannshohe Monsterskulpturen, die einen bizarren, aber stimmigen Dialog mit Max Ernsts Bronzeskulptur "Capricone" aus dem Jahr 1948 eingehen. Neben Achim Sommer zählt die US-Amerikanerin Jenny He zum Kuratorenteam. Jenny He begleitet Burtons Werk bereits seit vielen Jahren:
    "Was ich einzigartig an Tim Burton finde ist, dass er sehr schwer kategorisierbar ist, obwohl man seinen Stil immer als 'burtonesk' wiedererkennt. Er passt in keine Schublade. Auch wenn seine Filme angsteinflößend wirken, sind sie optimistisch. Und diese Dichotomie zeichnet all seine Arbeiten aus. Es ist sehr interessant zusehen, wie Tim Burton Erwartungshaltungen unterläuft."
    Figuren aus dem Film "Frankenweenie" in der Tim-Burton-Ausstellung in Brühl.
    Figuren aus dem Film "Frankenweenie" in der Tim-Burton-Ausstellung in Brühl. (dpa/picture alliance/Marius Becker)
    Diese Erfahrung kann der Ausstellungsbesucher in einem kleinen Raum machen. Nicht wissend, was auf einen zukommt, betritt man mit einer kleinen Taschenlampe ausgerüstet den Raum, der mit Schwarzlicht ausgeleuchtet ist. Hält man die Taschenlampe an die Wände, so taucht eine Wandmalerei in bunten Leuchtfarben auf, die an einen bizarren Clown erinnert.
    "Farbe ist interessant, und ich hatte mal einen sehr interessanten Designlehrer, der mit mir über Farben sprach. Wenn man in einen farbigen Raum geht, reagiert man auch entsprechend darauf. Farbe ist für die Stimmung sehr wichtig. Und jeder reagiert da anders. Farbe ist ein sehr schönes, mitteilendes Element. Wir bemerken gar nicht, wie wahr das ist. Farbe beeinflusst uns alle. Und Schwarz liebte ich schon immer. Ich liebe all diese Vergnügungsparks und Gruselkabinette mit ihrem Schwarzlicht. Diese Spukhäuser und Geisterhäuser sind Teil meines Lebens. Das mag ich."
    "Ich finde, dass jeder vier Jahre alt ist"
    Die Ausstellung werden bestimmt nicht nur Burton-Fans mögen. Tim Burton gelingt es, dass der Betrachter über die Wirkung des rein Surrealen in seiner Arbeit hinaus gelangt, da alle Figuren auch eine Emotion verkörpern, die lediglich mit surrealen Mitteln umgesetzt wird.
    Das Faszinierendste an der Ausstellung ist die Erkenntnis, wie frei Tim Burtons künstlerischer Ausdruck ist, dessen Antriebsmotor in der Kindheit liegt:
    "Ich finde, dass jeder vier Jahre alt ist. Wir werden alle älter, aber Kind gewesen zu sein und so gefühlt zu haben, prägt uns. Deshalb fühle ich mich den Monstern verbunden. Und dann wird man älter, hat Erfolg und Freunde und all die Dinge, die einem als Kind gefehlt haben. Aber da sind immer noch diese Gefühle. Sie bleiben ein ganzes Leben bei uns. Das ist nicht schlimm. Als Kind sieht man die Dinge immer wieder neu an. Alles ist neu. Und ich glaube, dass man die Dinge immer wieder neu sehen sollte."