Donnerstag, 28. März 2024

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Tod eines großen Astronomen
Rudolf Kippenhahn, der Humor und die Sterne

Einer der prägendsten deutschen Astronomen der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat selbst nie eine Astronomie-Vorlesung besucht.

Von Dirk Lorenzen | 11.12.2020
Rudolf Kippenhahn (1926-2020), einer der großen deutschen Astronomen
Rudolf Kippenhahn (1926-2020), einer der großen deutschen Astronomen (MPA)
Rudolf Kippenhahn, geboren 1926 in Bärringen in Böhmen, hat nach dem Krieg Mathematik und Physik in Erlangen studiert. Zwar hatte er sich schon als Kind für das Universum interessiert, aber an der Universität Erlangen gab es keine Astronomen.
So musste er sich die Himmelskunde selbst aneignen, unter anderem durch Praktika an der Sternwarte Sonneberg bei Cuno Hofmeister.
1951 – mit 25 Jahren – trat Kippenhahn eine Stelle an der Sternwarte in Bamberg an. Später arbeitete er in Göttingen, München und Garching. 17 Jahre lang war er Direktor am Max-Planck-Institut für Astrophysik.
Sein großes Forschungsthema waren der Aufbau und die Entwicklung von Sternen. Rudolf Kippenhahn entwickelte maßgeblich die ersten Computermodelle, mit denen sich der Werdegang von Sternen unterschiedlicher Masse berechnen ließ.
Sein Humor und seine wissenschaftliche Offenheit waren legendär. Als der Astrophysiker Halton Arp in den USA in Ungnade fiel, weil er der Urknalltheorie heftig widersprach, holte ihn Kippenhahn, der unorthodoxes Denken liebte, an sein Institut – auch wenn er Arps Argumenten keineswegs folgte.
Nach seiner Pensionierung hat er in zahlreichen Büchern die Faszination des Kosmos einem breiten Publikum nahegebracht. Rudolf Kippenhahn ist Mitte November in Göttingen gestorben – er wurde 94 Jahre alt.