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Torben Kuhlmann
"Metapher für die Auswanderersituation"

Der Illustrator und Geschichtenerzähler Torben Kuhlmann lässt in seinen Geschichten eine Maus und Maulwürfe zu Protagonisten werden und menschenähnliche Schicksale erleben. Herauszuheben sind die Illustrationen Kuhlmanns, der sich von Shawn Tan und Caspar David Friedrich hat inspirieren lassen, wie er im DLF-Interview sagte.

Torben Kuhlmann im Gespräch mit Ute Wegmann | 08.08.2015
    Der Illustrator Torben Kuhlmann in seinem Atelier
    Der Illustrator Torben Kuhlmann in seinem Atelier (privat)
    Ute Wegmann: Will man die Bilderbücher des jungen Künstlers Torben Kuhlmann thematisch fassen, könnte man sagen: Kleine, die Großes bewirken, stehen im Zentrum der Geschichten. Maus oder Maulwurf.
    Ein Non-Stop-Flug von Hamburg nach New York mit einem selbst gebauten Flugobjekt, darum geht es in "Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus", und schon Titel und Cover erinnern uns an den großen Erfolg des Piloten Charles Lindbergh 1927, der als Erster im Non-Stop von New York nach Paris den Atlantik überquerte.
    Dieses Bilderbuch startet eine vergleichbare Reise, eine Erfolgstour um die Welt – und das als Debüt. Preise. Preise. Preise. Es war auch auf den Besten 7. Zuletzt den Troisdorfer Bilderbuchpreis der Kinderjury. Aktuell ist das Buch nominiert für den DJLP 2015.
    Im Studio begrüße ich den Illustrator und Geschichtenerzähler Torben Kuhlmann.
    Sie haben im Jahr 2005 Ihr Studium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg begonnen. Aber Sie waren schon in der Schule "Der Zeichner"? Also nicht der Maler?
    Torben Kuhlmann: Ich hab vor allem im Unterricht häufig gezeichnet. Natürlich kann man da auch nicht mit den großen cremigen Farben anfangen. Aber ich hab eigentlich, immer wenn es geht, gezeichnet, meine Hefte vollgekrickelt und überall kleine Geschichten eingebaut.
    Wegmann: Waren Sie beeinflusst durch den Comic?
    Kuhlmann: Oh, die Einflüsse waren ganz unterschiedlich. Weniger durch Comics als vielmehr durch Filme in den 1980er und 1990er-Jahren, die mich inspiriert haben. Ich hab angefangen, Derartiges zu zeichnen und kleine Geschichten zu erzählen. So fing das an. Erst später kam das Interesse für Comic und andere visuelle Medien.
    Wegmann: Das waren Kinderfilme?
    Kuhlmann:Nicht nur. Ich bin auch sehr stark von den Spielberg-Filmen und Ähnlichem geprägt. Es gibt ja eigentlich nichts Größeres. Ich war damals elf Jahre, als ich Jurassic Park gesehen hab und dafür, dass es nur ein Film war, war es ein richtig großes Abenteuer.
    Wegmann: Während des Studiums haben Sie in der renommierten Werbeagentur Jung von Matt gearbeitet, bekannt durch Kampagnen für Sixt, die Deutsche Post, die "Bild"-Zeitung. Was haben Sie an der Hochschule gelernt? Was in der Werbung?
    "Agenturarbeit hat meinen Arbeitsrhythmus entwickelt"
    Kuhlmann:In der Hochschule hab ich, glaube ich, mich ein bisschen mehr mit mir und meinem Stil beschäftigt und mit wesentlich mehr Zeit an Projekten gearbeitet. Viel zu viel auch kopflastig gearbeitet. Viel zu viel in Konzeptionsphasen ausgebrütet, ohne etwas zu machen. Und dann waren die Agenturjahre so wie die Lehrjahre, wo man dann plötzlich mit enorm engem Arbeitstiming arbeiten musste, knappe Abgabetermine hatte, und es gar nicht möglich war, zu lange im Vorfeld nachzudenken. Man hat dann eher gelernt, einfach anzufangen und dabei Ideen zu entwickeln und so einen besseren Arbeitsrhythmus zu entwickeln.
    Wegmann: Sie mussten wahrscheinlich auch mehr im Team arbeiten?
    Kuhlmann:Im Vorfeld ja. Die Absprachen waren dann mit Art Director und Creative Director und der Kunde hatte mitzureden. Aber das war nur im Vorfeld, danach die Arbeit war - wie bei Illustratoren üblich – einsam ist das falsche Wort, aber man ist schon auf sich allein gestellt.
    Wegmann: "Lindbergh" ist Ihre Diplomarbeit und erschien 2014 bei NordSüd. Die Geschichte einer belesenen Maus, die sich durch die Erfindung der Mausfalle bedroht fühlt, alle anderen Artgenossen sind bereits ausgewandert. Inspiriert durch den Flug einer Fledermaus, beginnt die Protagonistin ein Flugobjekt zu entwickeln, um ebenfalls das Land zu verlassen. Die Geschichte ist angesiedelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Hamburg.
    Gezeichnet und gemalt mit Fineliner, Tusche und Aquarellfarben entwickeln Sie eine spannende, detailreiche, beeindruckende Bildergeschichte. Charles Lindbergh und seine damalige Maschine "Spirit of St. Louis" ist ja eine eindeutige Inspirationsquelle. – Maschine der Maus trägt den gleichen Namen! Wie haben Sie diese Geschichte entwickelt?
    Kuhlmann:Wie alle Geschichten startete auch diese mit einer kleinen Idee: Dass eine Maus eine Fledermaus entdeckt und neidvoll den Verwandten betrachtet und denkt: Das will ich auch. Und es spiegelt wieder, wie es in der menschlichen Luftfahrtgeschichte auch war: so wie der Mensch immer ein wenig neidvoll auf die Tierwelt geschaut hat. Da gibt es fliegende Geschöpfe, die das schaffen und als Mensch kann man das nur durch Ingenieurskunst und Erfindungsgeist auffangen. Das wollte ich auf die Tierwelt übertragen. Ich fand das auch so passend mit Maus und Fledermaus, mit der Wortverwandtschaft.
    Das war eine kleine Idee, die ich in meinem zweiten Semester an der HAW entwickelt habe. Dann musste ich eine Abschlussarbeit suchen, da fiel mir in der Fülle der Möglichkeiten die Idee wieder ein. Außerdem hab ich während des Studiums den ein oder anderen Kinderbuchkurs gemacht, allerdings kein ganzes Buch. So hab ich die Entscheidung getroffen. Also wenn ich ein Kinderbuch machen will, dann nur als Diplomarbeit. Wer weiß, was nach dem Studium sein wird. Vor allem wenn man das nur für sich macht.
    Nachdem ich mich mit der Geschichte beschäftigt hatte, kamen nach und nach einzelne Puzzleteile dazu und der wichtigste Schritt war, die Frage, wann die Mausefalle erfunden wurde. Das Patent wurde Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt, das passte in den Zeitrahmen, den ich angepeilt hatte. Und so ergab sich ganz schnell die Geschichte. Dass es eine Auswanderergeschichte wurde. Dass die Mausfalle die Welt gefährlich machte. Das passte als doppeltes Thema ganz gut, weil eine mechanische Erfindung dafür sorgte, dass die Maus auch erfinderisch wurde. Und von daher entwickelte sich die Geschichte ganz schnell und wurde immer komplexer.
    Wegmann: Sie haben es schon angedeutet: Ihre Geschichte ist auch eine Geschichte der Flucht oder Auswanderung, ausgelöst durch eine lebensbedrohliche Situation?
    Kuhlmann: Durch die Einbeziehung der Mausefalle wurde es auch zu einer Metapher für die Auswanderersituation, dass die Lebenssituation gefährlich wird und der Wunsch entsteht, in einem anderen Land ein besseres Leben zu führen. Das ist dann die eigentliche Motivation geworden, für die Maus den gefährlichen Weg der Atlantiküberquerung zu wagen.
    "Shaun Tan hat mich inspiriert"
    Wegmann: Bis sich die Maus in Sicherheit gebracht hat, haben wir schon mehrere faszinierende Doppelseiten gesehen. Eine Aufsicht auf die Maus, umgeben von Mausefallen. Die Maus am Hamburger Hafen, inmitten der Auswanderer, die auf ihre Schiffpassage warten, konfrontiert mit einer Katze. Katze und Maus zwischen einer Wand aus Koffern. Und der Abwasserkanal, in den die Maus sich flüchtet, in den die übergroße Katze durch die Gitterstäbe nicht gelangen kann. Überwiegend erleben wir die Szenen aus der Perspektive der Maus.
    Die Bilder sind dunkel, in Brauntönen gehalten, spielen auch mit Licht und Schatten, und versetzen uns gleich in eine andere Zeit, in ein anderes Jahrhundert. Stilistisch - in Aufmachung und Farbgebung - erinnert mich Ihr Buch auch an eine Graphic Novel eines anderen Künstles, dessen Thema in all seinen Büchern das Auswandern, das Weggehen, das Fremdsein ist. Ich denke an "Ein neues Land", das Buch des Australiers Shaun Tan. Hat der Australier Sie inspiriert?
    Kuhlmann:Shaun Tan hat mich sicherlich inspiriert. Vor allem damals zu einem Zeitpunkt als ich schon angefangen hatte, und die Idee mit der Auswanderung der Maus hatte, als ich dann sein Buch entdeckte. Da dachte ich: Man kann auch Kinderbuchgeschichten auf eine andere Art und Weise konzipieren und gestalten. Ich hab ihn auch mal getroffen, er hat seinen Film hier in Hamburg vorgestellt, da hab ich mir sein Buch signieren lassen.
    Wegmann: Der Film "Die Fundsache"?
    Kuhlmann:Ja! Es gab noch ein Gespräch. Das war eine inspirierende Veranstaltung. Ich fand es auch im Nachhinein ganz schön, so Parallelen zwischen den Büchern zu entdecken. Ich hab mir in der Recherchephase viele Fotos angeschaut, Auswanderer, die in Ellis Island in NY ankommen. Es gibt ein paar bekannte Fotos und später beim Durchblättern seines Buches hab ich erst gesehen, dass wir wohl ähnliche Recherchebilder hatten. Wir haben beide den Zeitungsjungen, der den Untergang der Titanic verkündet, als Vorlage genommen, um daraus ein anderes Bild zu machen.
    "Caspar David Friedrich inspirierte die Bilder"
    Wegmann: Abgesehen von Shaun Tan, gibt es noch andere Einflüsse aus der Kunstgeschichte?
    Kuhlmann:Ich hab mich bei der Konzeption am Anfang stark mit der Malerei der deutschen Romantik beschäftigt, zum Beispiel mit Caspar David Friedrich. Weil ich meine Bilder auch nicht so aktiv Handlung zeigend gestalten wollte, sondern sie auch mehr offen halten wollte. Und da hab mich auf den "Wanderer im Nebelmeer" bezogen. Also aktiv passiert nicht viel und dennoch wird viel erzählt. Man sieht die Figur auf einem Berg stehend, in eine weite Landschaft schauend, den Rücken zum Betrachter. Und diese Art der Gestaltung lädt den Betrachter ein, sich in dieses Bild hineinzuversetzen und sich Gedanken über den Wanderer zumachen.
    Und ich hab versucht, dass man immer etwas über den Charakter der Maus erfährt, in das Bild hineingezogen wird, aber dennoch Interpretationsoffenheit herrscht.
    Wegmann: Man findet filmische Perspektiven. Aufsichten. Großaufnahmen. Details. Anschnitte. Sie haben selber einen Buchtrailer gemacht. Eine Art Making Of, in dem man sie das Cover zeichnen sieht, und darüber hinaus erzählen Sie die Geschichte mit kleinen animierten Elementen: Wassertropfen, Rauch aus Schornsteinen, ein Mausschatten läuft durchs Bild. Welchen Mehrwert hat das bewegte Bild?
    Kuhlmann:Das bewegte Bild hat andere erzählerische Qualitäten. Das einfache Bild lädt ein, die Fantasie anzukurbeln und sich in die erzählte Welt hineinzuversetzen und sie selbst auszuschmücken. Wenn man mit der Animation arbeitet, kann man mit Atmosphäre viel erreichen. Das mach ich auch gerne, indem ich Bilder erweitere, indem ich sie mit Musik kombiniere oder mit Geräuschen.
    Für den Buchtrailer hab ich sogar ein paar neue Szenen gezeichnet, weil ich diese unterirdische Atmosphäre der Kanalisation mehr betonen wollte. Also es gibt mehr Szenen in der Kanalisation, wo die Maus die Fledermaus entdeckt. Und da konnte ich viel mit mystischer Musik und mit Geräuscheffekten wie tropfendem Wasser und Ähnlichem machen. Es hat eine andere erzählerische Komponente. Ich mag beides sehr gerne. Ich erzähle gern nur in Bildern und lade den Betrachter ein, sich selbst in dem Bild gedanklich auszutoben. Und auf der anderen Seite inszeniere ich auch gerne, und das kann ich in den Animationen machen.
    App mit interkativem Buch
    Wegmann: Es gibt zu Lindbergh eine App, ein Buch mit interaktiven Möglichkeiten. Der Verleger sprach von einer neuen Form des Storytellings. Was meint er damit? Warum eignet sich "Lindbergh" mehr als andere Bücher?
    Kuhlmann:Ich glaube, das bezieht sich auf die Komplexität der Bilder. Es war mir beim Malen sehr wichtig, sie mit Tiefe zu füllen, mit vielen Details, dass man in jedem Bild etwas entdeckt. Und dass sie erzählerisch offener waren. Das bot sich dann für E-Book und App an, weil man dann diese Entdeckungsreise innerhalb der Bilder noch interaktiver machen kann. Man vermutet etwas, kann drauftippen und eine Animation startet. Oder eine Katze springt plötzlich aus dem Versteck. Ähnlich wie bei dem Trailer, wo man erzählerisch mehr machen kann, kann man in der App andere Sachen hinzufügen, sodass man Entdecker in den Bildern wird.
    Wegmann: Und es gibt natürlich viel Technik in Ihren Zeichnungen. Sicher, es geht ja um ein Flugobjekt, das gebaut werden soll. Rädchen, die sich drehen können. Vorsatzpapier mit tollen Flugmaschinen. Immer wieder Skizzen mit technischen Details. Haben Sie dafür viel recherchiert?
    Kuhlmann:Ja, ich hab viel recherchiert. Ich hab viele Bücher über die Luftfahrtgeschichte mir angeschaut. Aber ich muss sagen, ich hatte auch schon ein gutes Vorwissen. Seit frühster Kindheit hab ich mich mit Technik beschäftigt. Wie funktionieren Dampfantriebe, wie Flugzeuge. Ich hatte als Kind den Plan, mal ein lebensgroßes Flugzeug selber zu bauen. Und wacklige Versuche gestartet. Im Hinterhof meiner Eltern. Und deshalb konnte ich diese Leidenschaft in dem Buch jetzt voll ausleben.
    Wegmann: Gibt es im Bilderbuch Filmzitate, die ich nicht gesehen habe?
    Kuhlmann:So ganz direkt ist das schwierig. Es ist mehr so eine Art Bildsprache, die durchschwingt. Wie gesagt: Als ich klein war, war ich von Steven Spielberg und ähnlichen Filmen angetan, wo auch immer die Komponente Licht und Schatten, hell und dunkel wichtig ist. Und ich glaube, das ist in dem Buch an allen Ecken und Enden zu finden, also auch über Perspektiven und Szene-Inszenierungen etwas zu erzählen.
    Wegmann: Glauben Sie, dass die Fotografie, der Film, das bewegte Bild in Zukunft die Malerei und bildende Kunst als Bildungsquelle ersetzen wird oder kann? Werden die alten Meister wie Casper David Friedrich ihre Wichtigkeit behalten oder vom Filmbild abgelöst werden?
    Kuhlmann:Nee, auf keinen Fall. Ich glaube, dass die alten Meister ihre Wichtigkeit behalten und immer als Referenz herangezogen werden. Allerdings glaube ich, dass man eine gewisse Prägung hat. Und ich bin in einer Zeit aufgewachsen, wo viel über Film passiert ist. Ich habe viel Prägung durch die Filme in meiner Kindheit erfahren. Auch wenn ich dann später ein großes Interesse für Kunst und Kunstgeschichte entwickelt habe. Ich weiß, dass ein großer Einfluss auf meine Arbeit sich aus dieser Zeit ergibt.
    Wegmann: Torben Kuhlmann war das, der heute Gast im Büchermarkt ist. "Große Dinge fangen klein an" – so entsteht "Maulwurfstadt", der Titel des zweiten Buches. Wie aus einem kleinen Maulwurfhügel auf einer grünen Wiese eine unterirdische Stadt und Fabrik entsteht und alles Grüne, die gesamte Natur zerstört.
    Maulwürfe stehen Pate für Menschen
    Man erkennt sogleich Ihre Handschrift. Farbgebung und Illustrationsstil sind Sie, Torben Kuhlmann. Dennoch unterscheidet sich dieses Buch, es kommt mit nur wenigen Textzeilen aus und bezieht sich mehr noch als Lindbergh auf Filmbilder und Fotografien, die das beginnende 20. Jahrhundert und den Beginn der Industrialisierung festhalten. Ich denke an den Fritz Lang Film "Metropolis", an die Fotografie der Arbeiter während der Mittagpause auf dem Stahlträger über NY beim Bau des Rockefeller Centers 1932 von Charles Ebbets , und auch hier denke ich an Shaun Tans Buch und Film "The Lost Thing", "Die Fundsache". Was war Ihr Hauptaugenmerk? Rad im Räderwerk sein und der Alltagstrott? Vernachlässigung der Natur? Industrialisierungskritik?
    Kuhlmann:Es ist nicht unbedingt eine Industrialisierungskritik, aber dennoch ein Wink, nicht die ganzen Prozesse unkommentiert über sich ergehen zu lassen. Dass man schauen soll, was um einen herum passiert. Das machen die Maulwürfe unter der Erde nicht. Sie fangen einfach an, ihre Wiese umzugestalten, treiben tiefere Stollen. Da die Arbeit mit der Schaufel zu anstrengend wird, benutzen sie große Maschinen, die immer größer werden. Immer mehr Maulwürfe kommen und so wird es unter der Erde immer enger und die Wiese verschwindet nach und nach. Das Thema des Buches ist auch, dass sie nicht wahrnehmen, dass ihre Wiese verschwindet und immer so weiter machen und ihre Lebensweise immer mehr ausufert, bis eben kurz vor Schluss ein kleiner gedanklicher Umschwenk bei den Maulwürfen zu erkennen ist. Also das bewahren, was einmal da war.
    Wegmann: Es ist aber schon als Parabel auf die unsere Situation auf unserem Planeten zu lesen?
    Kuhlmann:Schon, es gibt ja die Debatten, zum Beispiel das wichtige Thema Umweltschutz. Und hier sind es nicht die Menschen, sondern die Maulwürfe, und so kann man auf humoristische Weise zeigen, wohin der unkontrollierte Weg führen kann. Das war mir wichtig, einen Spiegel zu haben, aber es nicht in eine zu ernste Geschichte zu verpacken.
    Wegmann: Vielleicht ein paar Worte zu Ihrer Illustrationstechnik?
    Kuhlmann:Ich arbeite für die Kinderbücher hauptsächlich mit Aquarellfarben. Da benutze ich Fineliner und Bleistift, um meine Vorzeichnungen zu machen, die ich dann koloriere. Ich mache aber auch Aquarellbilder ganz ohne Zeichnung, oder Zeichnungen, die nur leicht koloriert sind. Lindbergh und Maulwurfstadt haben eine ähnliche Technik, bei Lindbergh gibt es etwas mehr Zeichnung, bei Maulwurfstadt mehr Aquarell. Die Bücher sind aufgrund des technischen Bezugs schon verwandt.
    Wegmann: Die Agentur Jung von Matt hat ein Credo: "Wir kämpfen für die beste Lösung! Wir bleiben unzufrieden." Was ist das Credo von Torben Kuhlmann?
    Kuhlmann:Eine gar nicht so einfache Frage. Ich habe kein Credo. Aber ich glaube, das nächste Projekt ist immer das Beste.
    Wegmann: Ich bedanke mich sehr bei dem Künstler Torben Kuhlmann für das Gespräch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Torben Kuhlmann:
    Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus,
    64 Seiten, NordSüd Verlag
    Maulwurfstadt, 32 Seiten, NordSüd Verlag
    Diese Titel erzählt und gezeichnet von Torben Kuhlmann