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Toronto
25.000 gedenken der Opfer der Amokfahrt

Kerzen, Musik, Ansprachen: Tausende Menschen haben im kanadischen Toronto der Opfer der Amokfahrt der vergangenen Woche gedacht. Ein 25-Jähriger hatte vor einer Woche im Zentrum der Stadt einen Lieferwagen in eine Menschenmenge gesteuert und acht Frauen und zwei Männer getötet.

Von Georg Schwarte | 30.04.2018
    Kanadas Premierminister Trudeau beim Gedenken für die Opfer der Amokfahrt
    Kanadas Premierminister Trudeau beim Gedenken für die Opfer der Amokfahrt (Chris Young / The Canadian Press via AP)
    Die indianischen Trommeln hallten über den Platz. Hier nur wenige Meter von der Stelle, wo auf 2,1 Kilometern zehn Menschen starben, 14 verletzt wurden. Toronto trauerte. Und 25.000 Menschen kamen. Zehn Kerzen brannten. "Die Angehörigen", sagt die Pastorin, "sie können die Kerzen entzünden und wissen, sie sind nicht allein".
    Zehn Kerzen brennen. Eine für jedes Todesopfer. Zehn Menschen. Acht Frauen. Zwei Männer. Zwischen 22 und 94 Jahre alt. Fünf kämpfen immer noch um ihr Leben. 12 liegen insgesamt noch im Krankenhaus. Auch die Verletzten, überwiegend Frauen. Die Opfer, verletzt und getötet von einem 25-jährigen jungen Mann, verwirrt, offenbar voller Hass auf alles Weibliche. Aber Toronto kam an diesem Abend hierher. Stand zusammen.
    Toronto - die Herzkammer der Liberalität
    Der Premierminister Trudeau, der Bürgermeister John Tory, stille Zeugen einer Stadt in Trauer, die als Herzkammer der Liberalität Kanadas gilt. Buddhisten und Hindus, Juden und Christen, Moslems. Sie alle kamen, weinten, sangen, trauerten und hörten den Imam singen.
    1,8 Millionen Dollar haben die Kanadier bis heute gespendet für die Angehörigen und die Opfer. Kanada rückt zusammen. Die Einwohner von Toronto auf der Straße, berührt. Traurig auch. Aber trotzig angesichts der Katastrophe, sagt Michael. Er wohnt gleich um die Ecke, erlebte die Todesfahrt auf der Yonge Street, einer der Lebensadern dieser Stadt. "Normalerweise sind auf der Yonge Street nur Autos", sagt er. "Heute war sie abgesperrt. Da waren nur Menschen. Es gibt Hoffnung", sagt Michael.
    "In Kanada rennen wir nicht weg"
    Der Täter, angeklagt wegen zehnfachen Mordes, 13-fachen Mordversuchs. Das Motiv noch immer vage. Hass auf Frauen. Eine Erklärung. In einer Woche steht er wieder vor dem Richter. Toronto aber steht an diesem Abend zusammen. Singt. Weint, und dankt auch den Helfern, die vor einer Woche die Verletzten versorgten, den Sterbenden die Hand hielten: "In Toronto, in Ontario - in Kanada rennen wir nicht weg. Wir kommen, um zu helfen", sagt der Rabbi unter dem Beifall der 25.000 Trauernden.