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Tourismus in der Schweiz
Kampf gegen Hochpreis-Image

Atemberaubende Alpenpanoramen, schneesichere Pisten, gute Infrastruktur: Doch in den Schweizer Wintersportorten läuft das Geschäft nicht mehr so gut wie früher. Mit Skipässen zum Sonderpreis und Ferien mit Geld-zurück-Garantie kämpfen die Schweizer um Touristen.

Von Dietrich Karl Mäurer | 15.01.2018
    Eine Schweizer Fahne steckt im Schnee vor einem Alpenpanorama. Foto: imago stock&people
    Die Schweizer Alpen im Kanton Wallis (imago stock&people)
    Engelberg in der Zentralschweiz. Am Rande des urigen Orts am Fuße des Titlis befindet sich ein Ski-Hang für Anfänger. Hier kauft ein Mann aus dem Rhein-Main-Gebiet für sich und seine Familie Pässe für den Skilift. Es gibt sie also noch, die Deutschen, die sich den Winterurlaub in der Schweiz leisten können. Doch der Mann winkt ab: "Die Schweiz ist recht teuer, das muss man mal ganz klar sagen"
    Dass er trotzdem hier die Ferien verbringt hat einen Grund: "Ich habe den Vorteil, dass ich hier Verwandschaft wohnen habe. Ich wohne umsonst - aber man merkt schon an allem drumherum - zum Beispiel an den Benzinpreisen - also man muss schon gucken, was man genau macht und wo man sein Geld ausgibt. Aber für die Menschen, die auf das Geld schauen müssen, ist die Schweiz definitiv nichts."
    Finanzkrise und Frankenschock
    Das spürt man in Engelberg deutlich. Seit der Finanzkrise 2008 blieben viele Gäste - gerade aus Deutschland - weg, wie überall in der Schweiz. Für den nächsten Knick in der Übernachtungsstatistik sorgte die Freigabe des Mindestkurses zwischen Franken und Euro vor drei Jahren. Damals wurden Ferien in der Schweiz für Urlauber aus dem Euroraum schlagartig um etwa ein Fünftel teurer. Engelbergs Tourismusdirektor Frédéric Füssenich bilanziert.
    "Wir haben ungefähr 40 Prozent weniger Logie nach dem Vergleich zu 07 und 08. Und danach das mit dem Frankenschock vor drei Jahren, da war der Schock nicht mehr ganz so groß, aber trotzdem fehlen uns eigentlich die deutschen Gäste."
    Mit unterschiedlichen Konzepten versucht Engelberg gegenzusteuern. Zum einen setzt man auf Gäste aus der Ferne. Im Ort hängen Werbetafeln und Wegweiser auf Hindi und mit chinesischen Schriftzeichen. Mit Erfolg - erklärt der Tourismusdirektor: "Über das Jahr hinweg haben wir fast 20 Prozent Logie aus Indien, und bei den Chinesen sind wir bei gut zehn bis 12 Prozent."
    Kreative Anreize
    Auf Gäste mit kürzerer Anreise zielt seit dieser Saison eine andere Idee: "Wir bieten sogar Skiferien mit Geld-zurück-Garantie - also wenn wir zu wenig Schnee hätten, würden die Gäste ihr Geld zurück bekommen, wenn Sie bei uns in den Ferien sind."
    Bislang musste man aber noch nichts zurückzahlen. Kein Wunder. Engelberg hat kräftig in Beschneiungsanlagen investiert. Mit ähnlich kreativen Angeboten buhlen auch andere Schweizer Regionen um Urlauber. Die einen bieten flexible Preise für Skipässe - je nach Nachfrage, ähnlich wie bei Flugbuchungen.
    Die anderen verkaufen Pässe, die gleich für mehrere Skigebiete gelten. Und Hotels setzen vielerorts auf Inklusiv-Leistungen - erzählt Markus Berger von Schweiz Tourismus: "Bei ganz vielen Hotels ist heute automatisch der Dorfbus inbegriffen, der Eintritt ins Dorfspa oder auch in die Bergbahn - die Tickets sind vergünstigt oder sogar inbegriffen"
    Die Konzepte scheinen zu wirken. Die Saison sei gut angelaufen, heißt es. Doch Markus Berger von Schweiz Tourismus stellt klar - ein Billigziel werde die Schweiz nicht: "Wir haben gar nicht genug Platz, damit alle Deutschen oder alle Europäer kommen können. Also wir haben ein Angebot, das eher in der mittleren oder oberen Preisklasse ist.
    Dennoch wer sucht, der finde auch in der Schweiz attraktive Preise.