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Trabrennsport-Koryphäe Wewering
Erstes Rennen mit 15

Heinz Wewering ist der erfolgreichste deutsche Sulky-Fahrer der Geschichte des Trabrennsports. Dabei hatte Wewering als Jugendlicher ein anderes Ziel. Jetzt wird er 70 Jahre alt.

Von Thomas Wheeler | 28.01.2020
Trabrennfahrer Heinz Wewering sitzt am 18.06.2003 auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen im Sulky. Er trägt den "Goldhelm", der ihn bereits seit 1977 als besten deutschen Trabrennfahrer auszeichnet. Der 53-jährige kann im Laufe des Abends mit seinem 14.898 Sieg seiner Laufbahn einen neuen Weltrekord aufstellen.
Den "Goldhelm", der den besten deutschen Fahrer auszeichnet, durfte Heinz Wewering lange tragen. (dpa / Bernd Thissen)
Der Rabe, wie Heinz Wewering aufgrund seiner unzähligen Erfolge und Preisgelder auch genannt wird, wollte eigentlich gar nicht bei den Trabern landen. Als Jugendlicher hatte er einen ganz anderen Traum:
"Mein ursprünglicher Wunsch war, Jockey zu werden. Aber das hat nicht ganz geklappt. Größe und später auch Gewicht waren so ein bisschen dagegen. Und habe mich dann für den Trabrennsport entschieden."
Wewering, Jahrgang 1950, wuchs in der Nähe von Münster auf. Sein Onkel, ein erfolgreicher Galopp-Trainer, brachte ihn zum Pferderennsport. Dort angekommen, entschied sich der junge Heinz allerdings für den Trabersulky. 1965, mit 15, bestritt er sein erstes Rennen. Bis zum ersten Sieg vergingen jedoch noch zwei Jahre. Danach ging es Schlag auf Schlag. Bereits mit 21 legte er die Trainerprüfung ab und eröffnete ein eigenes Trainingszentrum. Damals begann auch die Boom-Phase des Trabrennsports in Deutschland:
"Ab 1970 war der Trabrennsport kontinuierlich im Aufschwung. Und das hat ja auch angehalten bis 2000, 2004, fünf, und dann kam so ein Knick so ein bisschen nach unten, und den spüren wir ja heute noch der gesamte Rennsport."
Popularität des Sports sinkt
Waren es in den Hochzeiten zehntausende Besucher, die zu den Trabrennen in der gesamten Republik pilgerten, ist die Zahl heute auf ein überschaubares Maß zusammengeschrumpft. Für Heinz Wewering liegt das auch am veränderten Freizeitverhalten.
"Für viele junge Leute ist es so, dass durch die ganzen modernen Sachen, wie Computer, Handy, und was weiß ich alles, viele Möglichkeiten gibt, sich zu beschäftigen. Genauso kann ich den Trabrennsport auch, wenn ich will, über das Handy, den Computer, Laptop wie auch immer verfolgen, und so ist die Besucherzahl auf der Rennbahn zurückgegangen."
Was für die Bahnen bundesweit enorme finanzielle Probleme bedeutet. Es geht für sie schlicht und einfach ums Überleben.
"Auf der Rennbahn hat der Sport an sich größere Gewinne auf getätigte Wetten, die auf der Rennbahn stattfinden, als wenn sie über einen Computer oder Buchmacher laufen. Und so sind die Umsätze zurückgegangen. Also das heißt, sprich Umsätze, Rennpreise, alles was damit zusammenhängt, hat sich verringert."
Wewerings Weltrekord: Die Anzahl seiner Siege
Heinz Wewering fährt trotz der Misere des deutschen Trabrennsports immer noch im Sulky. Fast 17.000 Siege hat er bis heute errungen. Weltrekord! Blieb da eigentlich noch Zeit für andere Dinge?
"Natürlich habe ich auch was Anderes gemacht. Auch andere Sportaktivitäten. Aber mein Beruf war natürlich an erster Stelle. Und wenn man ein Ziel hat, dann muss man das verfolgen, weil sonst funktioniert das sowieso nicht."
Wenn es überhaupt einen Makel in seiner schier endlosen Erfolgsserie gibt, dann die Tatsache, dass Heinz Wewering noch nie den Prix d´ Amérique, das bedeutendste Trabrennen der Welt in Vincennes bei Paris, gewonnen hat. Doch damit kann Wewering, der am 28. Januar seinen 70. Geburtstag feiert, sicherlich gut leben. "Feiertage sind rar – an 350 Tagen im Jahr wird gearbeitet", lautete mal die Antwort auf die Frage nach seinem Erfolgskonzept. Und daran hält er sich bis heute:
"Aber jetzt muss ich unterbrechen, ich muss nämlich zum Rennen raus."