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Trauerfeier für Boxlegende
Abschied von Muhammad Ali

Muhammad Ali ist zur Legende geworden, weil er für so viele Menschen ein Vorbild war: für junge und alte Boxer, für Afro-Amerikaner, für Muslime. In seiner Heimatstadt Louisville in Kentucky findet heute die Trauerfeier statt - von ihm selbst so geplant, dass jedes Herz getroffen wird.

Von Sabrina Fritz | 10.06.2016
    Muhammad Ali (l) holt sich mit einem K.o.-Sieg gegen George Foreman (r) am 30.10.1974 in Kinshasa (Zaire) den Titel des Boxweltmeisters im Schwergewicht zurück.
    Muhammad Ali (l) holt sich mit einem K.o.-Sieg gegen George Foreman (r) am 30.10.1974 in Kinshasa (Zaire) den Titel des Boxweltmeisters im Schwergewicht zurück. (picture alliance/dpa)
    Das Elternhaus von Muhammad Ali ist nicht zu übersehen. Es ist rosa und geschmückt mit Luftballons, Blumen und Fotos. Bis zu seinem 19. Lebensjahr hat die Legende dort gelebt. Er teilte das Zimmer mit seinem Bruder Rahman, ebenfalls einem Boxer. Das Haus ist heute ein Museum, eingerichtet wie damals, drei Zimmer, Küche Bad. Es hat sich wenig verändert in dem Viertel. Die Häuser sind einfach, viele Nachbarn sind geblieben, auch nachdem die Boxerfamilie 1961 weggezogen war.
    Das Elternhaus von Muhammad Ali in Louisville ist anlässlich der Trauerfeier für die Boxlegende mit Blumen, Luftballons und Fotos geschmückt.
    Das Elternhaus von Muhammad Ali in Louisville ist anlässlich der Trauerfeier für die Boxlegende mit Blumen, Luftballons und Fotos geschmückt. (ARD/ Sabrina Fritz)
    "Ich war hier mein ganzes Leben. Ich kannte ihn nicht, aber mein Bruder kannte ihn. Ali hat ihn immer ein bisschen geärgert, weil er kleiner war", erzählt Mary, die immer noch ein paar Häuser weiter wohnt.
    War er beliebt bei den Mädchen? "Ich denke schon, er war ja oft genug verheiratet", lacht sie. Vier Frauen, neun Kinder, der Boxer hinterlässt eine große Familie. Gemeinsam mit ihm haben sie in den letzten Jahren seinen Abschied geplant. Er ist ein Dankeschön an seine Heimatstadt Louisville. Seinen letzten Boxkampf hat er hier vor 55 Jahren bestritten, er lebte in Arizona, doch seine Ruhe will er hier in Kentucky finden.
    "Er inspirierte uns, wir sind so stolz, dass er aus Louisville kommt, seine Legende bedeutet uns so viel", sagt eine Nachbarin.
    "Ali, the greatest" steht auf den Bussen
    Die Stadt dankt es ihm. Auf den Bussen steht statt der Endstation "Ali, the greatest". Die Fahnen hängen auf Halbmast. In der Freedom Hall, wo er einst boxte, fand das Janaza statt, das traditionelle Totengebet im Islam.
    Blumenschmuck und Fotos vor dem Muhammad-Ali-Center Louisville
    Vor dem Muhammad-Ali-Center in Louisville haben die Menschen Blumen und Fotos zur Erinnerung an die Boxlegende niedergelegt. (ARD/ Sabrina Fritz)
    Muhammad Ali war in den 60er-Jahren zum Islam übergetreten, weil es für ihn eine friedliche Religion war. Frauen mit Kopftuch, junge und alte Männer beteten jetzt für ihn. Der Sänger Yusuf Islam alias Cat Stevens nahm ebenfalls an der Zeremonie teil. In Zeiten, in denen Präsidentschaftsbewerber Muslime aus den USA ausschließen wollen, ist er für sie wichtiger denn je.
    "Ich bin Muslim und ich bin hier, um für meinen Bruder Muhammed Ali zu beten", sagt Ahmend.
    "Er war ein sehr intelligenter und gebildeter Mensch und ein positives Beispiel für Muslime."
    Ali macht es cool, Moslem zu sein
    Oder wie es einer der Prediger sagte: Ali machte es cool, Moslem zu sein.
    Muhammad Ali ist zur Legende geworden, weil er für so viele Menschen ein Vorbild war. Für Muslime, für junge und alte Boxer, für Afro-Amerikaner wie Jeremy Martin:
    "Er ist mein Held, ich bin in Louisiana aufgewachsen zu einer Zeit, als dort für Bürgerrechte gekämpft wurde."
    Es wird also eine ganz gemischte Trauergemeinde sein, die heute von "dem Großen" Abschied nimmt. Sein Sarg wird ein Stück durch seine Stadt getragen. Schauspieler Will Smith, der ihn in dem Film "Ali" verkörperte, wird einer der Sargträger sein. Und weil Mohammed Ali ein Genie war, hat er seine Trauerfeier so geplant, dass jedes Herz getroffen wird. Muslime, Juden, Christen und Mormonen, Boxer, Ex-Präsidenten und seine Frau werden an ihn erinnern. Die Tickets sind frei, ein Dankeschön an die Menschen, die ihn zu einer Legende gemacht haben.