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Trompeter Herbert Joos
Das Dunkle und das Schöne

Er war ein lyrischer Freigeist. Sein dunkel-verhangener Ton und sein Sinn für gefühlstiefe Balladen machten den Trompeter Herbert Joos einzigartig. Doch er blieb zeitlebens einer der großen Unterschätzten des deutschen Jazz.

Am Mikrofon: Odilo Clausnitzer | 20.03.2020
    Ein blonder Mann trägt Weste über schwarzem T-Shirt, mit der Trompete vor dem Mund blickt er frontal in die Kamera
    Ein Romantiker aus tiefstem Herzen: der Trompeter und Flügelhornist Herbert Joos (1940-2019) (www.imago-images.de)
    Begonnen hatte der gebürtige Karlsruher im Umfeld des Free Jazz der 60er-Jahre. Doch zu seinen großen Idolen zählten die musikalischen Stimmungsmaler Chet Baker und Miles Davis. Plattentitel wie "Ballade Noir" (1991) oder "Adagio" (2000) festigten Joos’ Ruf als Lyriker unter den modern orientierten Trompetern. Das Flügelhorn wurde sein bevorzugtes Instrument. Zeitweise blies er aber auch Bariton- und Alphorn - u.a. als tragendes Mitglied des Vienna Art Orchestra. Als seine wichtigste Platte schätzte Joos die mit dem Radio Sinfonie Orchester Stuttgart realisierte "Daybreak" (1976) ein - ein Solitär auf dem Feld der sogenannten Third Stream Musik. Bekannt wurde er auch als Grafiker mit seinen realistischen Porträts bedeutender Jazzmusiker, die in Zeitschriften und Büchern veröffentlicht wurden. Er starb am 7. Dezember letzten Jahres. Am 21. März hätte er seinen 80. Geburtstag feiern können.